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Aus: Ausgabe vom 22.10.2024, Seite 1 / Ausland
Moldau

Knappes Ja beim EU-Referendum

Moldau: Staatspräsidentin geht als Favoritin aus der ersten Runde der Präsidentenwahl hervor
Von Reinhard Lauterbach
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Moldaus Präsidentin Maia Sandu am Montag in Chișinău

Das »proeuropäische« Lager in Moldau hat ein Referendum über den Kurs in Richtung EU-Beitritt hauchdünn gewonnen. Wie die Zentrale Wahlkommission am Montag mittag bekanntgab, hatten sich nach Auszählung von mehr als 99 Prozent aller Stimmen 50,54 Prozent der Abstimmenden dafür ausgesprochen, die EU-Mitgliedschaft als strategisches Ziel der Republik Moldau in deren Verfassung aufzunehmen; 49,46 Prozent der Wähler stimmten mit Nein. Bei der gleichzeitig abgehaltenen ersten Runde der Präsidentenwahlen lag Amtsinhaberin Maia Sandu erwartungsgemäß mit 42,8 Prozent vorn. Sie muss damit am 3. November in einer Stichwahl gegen den Sozialisten Alexander Stojanoglu antreten, der etwa 26 Prozent und damit mehr Stimmen erhielt, als ihm vorab zugetraut worden waren. Stojanoglu gilt ebenso wie die Dritt- und Viertplazierten Politiker als Anhänger engerer Beziehungen zu Russland. Gemeinsam hatten diese drei Kandidaten etwa ebenso viele Stimmen wie Sandu erhalten. Beide Ergebnisse bestätigen den langjährigen Erfahrungswert, dass die moldauische Gesellschaft in der Frage, mit wem es das Land halten solle, etwa hälftig gespalten ist.

Bei der Auszählung der Abstimmung über die EU-Annäherung hatte es zunächst nach einer Mehrheit für die Gegner der Orientierung an Brüssel ausgesehen. Das Blatt wendete sich allerdings im Laufe der Nacht, als die Stimmen aus den Wahllokalen im Ausland einliefen und ausgezählt wurden. Dass die Auslandsmoldauer, soweit sie in der EU arbeiten, eher »proeuropäisch« abstimmen würden, war erwartet worden. In Russland hatte die Sandu-Administration nur sehr wenige Wahllokale eingerichtet, obwohl auch dort viele Moldauer arbeiten. Aber ein ähnlich taktisches Stimmverhalten wie im Westen hätte dort womöglich zu den »falschen« Ergebnissen geführt.

Sandu beklagte in einer ersten Stellungnahme, dass »kriminelle Gruppen und eine uns allen bekannte Macht« – gemeint war Russland – versucht hätten, Einfluss auf die Wahl und das Referendum zu nehmen.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (22. Oktober 2024 um 12:10 Uhr)
    Das Referendum ist denkbar knapp ausgegangen, und der öffentliche Druck ist dadurch enorm. Für ein armes Land an der Grenze zur EU ist es kaum zu fassen, dass nur wenige Hundert Stimmen ein Nein verhindert haben. 2003 stimmten in Ungarn 83 Prozent für den EU-Beitritt, in der Slowakei sogar 93 Prozent. Ein Ergebnis unter 75 Prozent für den Beitritt ist eindeutig ein massiver Fehlschlag. Im weltweiten Vergleich des Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukts belegt Moldau Platz 93, direkt hinter Botswana. Noch vor 15 Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass die Moldauer unentschlossen sein könnten, ob sie dem »Club der Reichen« beitreten wollen.

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