Linke verliert einige Rechte
Von Nico PoppIn Berlin sind am Mittwoch fünf prominente Akteure des rechten Parteiflügels aus der Partei Die Linke ausgetreten. Es handelt sich um die frühere Sozialsenatorin Elke Breitenbach und den ehemaligen Kultursenator Klaus Lederer, Exfraktionschef Carsten Schatz, den früheren Stadtentwicklungssenator Sebastian Scheel und Sebastian Schlüsselburg. Die fünf, die eine gemeinsame Erklärung veröffentlichten, sind Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses. Die Kovorsitzenden der dortigen Linke-Fraktion, Anne Helm und Tobias Schulze, bedauerten die Entscheidung. Der neue Bundesgeschäftsführer Janis Ehling sprach von einem »schmerzlichen Verlust«.
Die Gruppe um Lederer hat den Landesverband seit vielen Jahren beherrscht – und diese Strömung ist dort weiter sehr lebendig. Hintergrund der Austritte ist zum einen die überraschende Niederlage dieser Richtung beim Landesparteitag vor eineinhalb Wochen. Sie war dort mit einem Antrag gescheitert, für den sich Lederer persönlich eingesetzt hatte, den aber die Delegiertenmehrheit nicht zu akzeptieren bereit war, weil sie darin unter anderem eine begriffliche Verknüpfung des genozidalen Antisemitismus des deutschen Faschismus mit dem Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 und eine indirekte Billigung der Repression gegen die palästinasolidarische Bewegung ausmachte.
Mehrere Delegierte des rechten Parteiflügels verließen nach dem Erfolg entsprechender Änderungsanträge den Parteitag und attackierten anschließend öffentlich innerparteiliche Gegner, was unmittelbar vor dem Bundesparteitag für erhebliche Unruhe in der Partei sorgte. Am Dienstag hatte der Berliner Landesvorstand die Ereignisse ausgewertet und sich »bestürzt über den Ausgang des Landesparteitages« gezeigt.
Die Austritte sind aber auch ein Symptom für die allgemeine Unzufriedenheit der opportunistischen Rechten in der Partei mit den Resultaten des Bundesparteitages, der im Zeichen der innerparteilichen Konsolidierung stand und keine unmittelbar verwertbaren Fortschritte für diejenigen brachte, die auf einen Bruch mit dem Erfurter Programm von 2011 hinarbeiten.
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Leserbrief von Hans Wiepert aus Berlin (25. Oktober 2024 um 04:22 Uhr)Sprechblasenerprobte Politkommissare wie Lederer und Breitenbach dürften schon bald bei einem neuen Auftraggeber aufschlagen. Selbst ihr polizeibekannter Buddy Volker Beck fand noch in der Deutsch-Israelischen Gesellschaft eine lukrative Anschlussverwendung. Tippe in diese Richtung.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Peter S. aus Berlin (24. Oktober 2024 um 11:16 Uhr)Vor ihrem Abgang haben diese Leute dafür gesorgt, dass viele politikerfahrene Linke die Partei verlassen haben (Wagenknecht war doch nur die Spitze eines Exoduseisbergs). Die fehlen jetzt für den notwendigen Wiederaufbau und die Rekonstituierung als linke Kraft. Vielleicht öffnet sich aber auch ein Fenster für ein Zusammengehen von BSW und Die Linke? Wenigstens bei einigen linken Aktionen deutet sich das ja schon an. Aber einen Namen vermisse ich in der Liste: Schubert. Soll sie noch die Restevernichtung übernehmen?
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Leserbrief von René Osselmann aus Magdeburg (24. Oktober 2024 um 10:59 Uhr)Es klingt schon wie das Verhalten in einem Kindergarten, denn wie oft wurde auch von den Personen um Klaus Lederer, Elke Breitenbach und Co. in der Partei die Linke gepredigt, dass man Mehrheitsbeschlüsse akzeptieren müsse, na ja sie meinten da wohl nur Beschlüsse, die ihnen wohlgesonnen sind und wenn es mal nicht so läuft wie sie es wollen, schmeißen sie das Handtuch und hauen ab von der Linkspartei! Ich muss sagen, dass ich diesem durchaus was Positives abgewinnen kann, denn es ist Zeit, dass die Linke sich wieder zurückbesinnt und als eine linke Friedenspartei, die antikapitalistisch agiert, wiederzuerkennen ist, und die Zeit wäre jetzt. Aber ich bin mir Sicher, das weder Klaus Lederer, Elke Breitenbach und Co. ihre Mandate zurückgeben, eher sehe ich sie entweder bei den Grünen oder SPD! Für die Linke sollte es jetzt erst recht heißen »Totgesagte leben länger«!
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Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (24. Oktober 2024 um 10:56 Uhr)Es ist schon mehr als traurig, wie die Partei Die Linke sich weiterhin zerlegt. Es erfolgen weitere Austritte aus der Partei. In der Begründung geht es um Differenzen bei den Themen Distanzierung von Antisemitismus und Unterstützung für die Ukraine. Zwar sind diese Themen nicht bedeutungslos, jedoch liegt kein innenpolitisches aktuelles Programm vor, geschweige denn Zukunftspläne. Zerstrittenheit und ein »Weiter so« führen in die berechtigte Bedeutungslosigkeit!
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Rainer Erich K. aus Potsdam (24. Oktober 2024 um 07:41 Uhr)Kann eine sich als »links« verstehende Partei einen rechten Flügel haben? Das ist bizarr und zugleich absurd. Jedes Mitglied, das sich für rechte Positionen einsetzt, hat sofort die Partei zu verlassen. Solche schrägen Typen, wie Lederer, haben erfolgreich am Niedergang der PdL mitgewirkt. Insofern trifft auf ihn und seine Kumpane das Sprichwort zu, »die Ratten verlassen das sinkende Schiff«.
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Leserbrief von A. Katz aus Berlin (24. Oktober 2024 um 12:59 Uhr)Sind Sie überhaupt Mitglied in der PDL, dass Sie sich anmaßen, wer in der Partei bleibt und wer rausgeschmissen wird? Und selbst wenn Sie Mitglied von Die Linke sein sollten, ist Ihre Äußerung schwer ertragbar. Ich empfinde Lederers Austritt durchaus als einen Verlust, auch wenn ich einige seiner Positionen gar nicht teile. Schade, dass er das Handtuch geworfen hat. Und ich empfinde es auch als Verlust, dass Sahra und so viele GenossInnen gegangen sind, ja regelrecht rausgeekelt wurden. Da war z. B. Elke Breitenbach führend(bei ihr bin ich nicht so traurig). Es ist symptomatisch für die Partei, sozusagen eine Kinderkrankheit von Linken, dass jeder glaubt, den Roten Stein der Weisen gefunden zu haben. Statt zu konstatieren, dass man bei bestimmten Positionen einen Dissens hat, wird sich lieber selbst zerfleischt. Und der politische Gegner lacht sich ins Fäustchen!
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Leserbrief von Onlineabonnent/in H.-J. R. aus Berlin (27. Oktober 2024 um 14:11 Uhr)Ich versuche Sie zwar zu verstehen, bin aber dennoch der Meinung, entweder links oder gar nicht. Ein Mittelding gibt es nicht, so ist mir Lenin in Erinnerung und die Praxis hat ihm mit den Bolschewiki unendliche Male recht gegeben, denn die Frage bleibt, ob man den Sozialismus will. Kautsky und Bernstein hatten dies letztlich offensichtlich nicht mehr im Sinn. Und einen humanen Kapitalismus ohne Ausbeutung und Krieg hat die Geschichte als eine Geschichte der Klassenkämpfe stets verneint. Seit nunmehr 35 Jahren erleben wir erneut die Ergebnisse, die der Opportunismus in der Linken gebracht hat – bis hin zur Infragestellung des Friedens wie schon 1914.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Rainer Erich K. aus Potsdam (24. Oktober 2024 um 21:24 Uhr)Ihrer Meinung nach muss man Mitglied einer Partei sein, wenn man sich zu Themen, die diese Partei betreffen, äußert? Merkwürdiger Standpunkt. Im Übrigen: von Rausschmiss ist in meinem Kommentar keine Rede. Allerdings sollte ich eine echte linke Partei keine linken und schon gar keine rechten Ränder leisten. Dies sollte man getrost den bürgerlichen Parteien überlassen. Eine linke Partei sollte Statuten verabschieden, die klare Regeln dafür bereithalten, wer Mitglied dieser Partei sein kann und wer nicht. Das BSW geht hier einen m. M. nach den richtigen Weg und prüft genau, wer Mitglied wird, um genau solche Sektierer und Revisionisten wie Lederer, Ramelow, Wissler etc. nicht in die Partei aufzunehmen.
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