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Aus: Ausgabe vom 24.10.2024, Seite 2 / Ausland
Unblock Cuba!

»Die Energieanlagen sind marode«

Kuba: Blackout und Tropensturm. US-Blockade verhindert Import von Kraftstoff und Ersatzteilen. Ein Gespräch mit Jutta Kausch
Interview: Annuschka Eckhardt
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Kuba: Erste Lichtblicke am Malecón nach dem Blackout (Havanna, 21.10.2024)

Am Freitag vormittag fiel auf Kuba das Stromnetz aus, seitdem kämpft die Karibikinsel gegen den Blackout. Was ist passiert?

Das wichtigste Wärmekaftwerk ist zusammengebrochen. Die Energieanlagen sind schon länger marode, Stromabschaltungen gehören zum kubanischen Alltag, hatten sich in der letzten Zeit aber dramatisch zugespitzt. Schon vor dem Zusammenbruch am Freitag stand nur die Hälfte der benötigten elektrischen Energie zur Verfügung, was dazu geführt hatte, dass am Donnerstag Sofortmaßnahmen zur Einsparung von Energie verkündet worden waren wie die Einstellung des Schulbetriebs, wirtschaftliche Aktivitäten nur da, wo sie dringend nötig sind, und weitere.

Als wäre das nicht genug, traf am Sonntag auch noch der Tropensturm »Oscar« auf Kubas Nordküste. Wie ist die Situation aktuell?

Wenn zwei Katastrophen aufeinandertreffen, potenziert das den Stress natürlich gewaltig. »Oscar« ist ja ein verhältnismäßig kleiner Hurrican, aber gepaart mit dem Energieblackout verschärft er die ohnehin angespannte Lage erheblich. Normalerweise gibt es selbst bei starken Hurricans kaum menschliche Opfer zu beklagen, da die Behörden, was den Katastrophenschutz angeht, in Kuba supergut aufgestellt sind. Aber bei diesem Sturm starben bisher sechs Menschen im Osten der Insel, wo er besonders stark aufs Land traf, weil durch den Stromausfall die Informationen nicht rechtzeitig alle Menschen erreichen konnten. Viele Häuser wurden zerstört, große Überschwemmungen fluteten den Boden.

Was sind die Gründe für die Fragilität der Stromversorgung auf Kuba?

Die Kraftwerke sind veraltet, müssen ständig gewartet werden, es fehlt an Treibstoff und Ersatzteilen. Offensichtlich wurde der Infrastruktur in der Energieversorgung eine längere Lebensdauer zugetraut, als sie tatsächlich hatte.

Die Hauptursache ist und bleibt die über 60jährige Blockade der USA gegen Kuba mit ihren brutalen Auswirkungen auf alle Bereiche des kubanischen Lebens. Auch wenn hausgemachte Probleme wie unzureichende Investitionen in die Energieinfrastruktur selbst von der Regierung eingeräumt werden, ist und bleibt der Dreh- und Angelpunkt dieser Mangelgesellschaft die allumfassende Wirtschaftsblockade, US-Verbrechen an der kubanischen Bevölkerung. Selbst Der Spiegel macht die Blockade in einem seiner Berichte über den Blackout mitverantwortlich – das will schon was heißen.

Westliche Medien nutzen die Notsituation, um über »Repression des Regimes« gegen Demonstrierende zu schwadronieren. Warum?

Sie nutzen die Krise nicht nur, sie betreiben damit das miese Geschäft der US-amerikanischen Regierung. Schon 1960, also vor 64 Jahren, formulierte der US-Staatssekretär Lester D. Mallory in einem geheimen Memorandum, dass man mit allen Mitteln diese Kubanische Revolution in ihrer Entwicklung stoppen müsse. Das beinhaltete auch, alles daranzusetzen, um die interne Unterstützung für die Regierung zu verhindern und die Menschen aufzuwiegeln. Und das geht besonders gut, indem man wirtschaftliche Not und Unzufriedenheit schürt. Wortwörtlich steht da drin, man müsse alles tun, um »… das Wirtschaftsleben zu schwächen und Kuba Geld und Versorgung zu rauben, um Hunger, Verzweiflung und den Sturz der Regierung hervorzurufen«. Daran hat sich bis heute nicht geändert.

Trotz aller Widrigkeiten: Die älteste Solidaritätsgruppe im kapitalistischen Deutschland, die Freundschaftsgesellschaft Berlin–Kuba, blickt auf 50 Jahre Arbeit zurück. Wie werden Sie das feiern?

Bescheiden und klein. Mit einer schönen Feier, auf der alle willkommen sind. Am Samstag um 16 Uhr in der Begegnungsstätte Falckensteinstraße 6 in Kreuzberg laden wir zu einem Rückblick auf 50 Jahre unbeirrte Solidarität mit Kuba. Wir freuen uns auf Musik mit Nicolás Miquea, auf Gäste aus anderen Soligruppen und hoffentlich viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus alten und jungen Zeiten, erfahren, was gerade in Kuba los ist, erinnern uns gemeinsam, essen und trinken – natürlich – den besten Mojito der Stadt. Und ganz wichtig: Wir sammeln Spenden für Kuba!

Jutta Kausch ist Vorsitzende der Freundschaftsgesellschaft Berlin–Kuba e. V.

50 Jahre Solidarität mit Kuba, 26.10., ab 16 Uhr, Falckensteinstr. 6, Berlin

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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