Welterbe unter Bomben
Von Wiebke DiehlGroße Rauchwolken stiegen am Mittwoch über dem als Weltkulturerbe eingestuften Hafen von Tyros im Südlibanon auf, nachdem die israelische Luftwaffe die Stadt viermal angegriffen hatte. Ganze Wohnblöcke wurden bei den Attacken zerstört, nachdem Zehntausende Zivilisten innerhalb weniger Stunden die Stadt verlassen mussten. Auch die Stadt Maaraka war von Bombardements betroffen. Die Flucht weiterer Massen von Menschen in die Hauptstadt Beirut stellt den Zedernstaat vor große Probleme: Dort gibt es keinen Platz in staatlichen Flüchtlingsunterkünften mehr, Neuankömmlinge müssen inzwischen auf der Straße oder in Zelten schlafen. Am Mittwoch warnte Save the Children, mehr als 400.000 vertriebene Kinder seien von Krätze, Cholera und anderen Krankheiten bedroht.
Am Mittwoch vormittag traf die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) im Libanon ein. Zu Beginn ihres unangekündigten Besuchs, des vierten im Zedernstaat und des zwölften im Nahen Osten seit dem 7. Oktober 2023, bemühte sie ein weiteres Mal die Floskel einer »tragfähigen diplomatischen Lösung«, die gemeinsam mit Partnern in den USA, der EU und der arabischen Welt erarbeitet werden müsse. Zugleich unterstrich sie, man werde Israel weiter Waffen liefern.
Baerbock verwies außerdem auf die Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrats aus dem Jahr 2006, in deren Umsetzung der »Schlüssel zum Frieden« liege. Allerdings wird von westlichen Politikern gerne unterschlagen, dass in dieser nicht nur ein Rückzug der Hisbollah in das Gebiet nördlich des Litani-Flusses gefordert wird. Festgeschrieben ist auch, dass die Souveränität und territoriale Integrität Libanons zu wahren sind. Dagegen allerdings hat Israel seither tagtäglich verstoßen. Erst am Dienstag hat zudem die Financial Times berichtet, dass die israelische Armee laut einem vertraulichen Bericht eines Truppenstellerlandes bei ihren zahlreichen Angriffen auf UNIFIL-Soldaten auch weißen Phosphor eingesetzt hat.
Ebenfalls am Dienstag erklärte Israel, Hashem Safieddine, der mutmaßliche Nachfolger des am 27. September in Beirut getöteten Hisbollah-Generalsekretärs Hassan Nasrallah, sei bereits vor drei Wochen bei einem Luftangriff in der libanesischen Hauptstadt getötet worden. Eine Bestätigung der Hisbollah blieb bislang aus.
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