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Aus: Ausgabe vom 24.10.2024, Seite 8 / Ansichten

Peacekeeper des Tages: Jens Stoltenberg

Von Felix Bartels
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Stoltenberg hebt an zur Erklärung

Paviane brüllen ihr Spiegelbild an. Nachahmer reagieren empfindlich auf Kopien. Krieger entdecken ihre Friedensliebe, wenn zur Abwechslung mal wer anderes zu den Waffen greift. Als Russland dem transatlantischen Militärbündnis den Gefallen tat, ins Fach- und Sachgebiet des Interventionismus zu expandieren, witterte man bei der NATO die Chance, sich als Friedenskraft neu zu erfinden. Diese Ära der wundersamen Verwandlung eines Pakts imperialistischer Staaten in eine transnationale Heilsarmee, die mittels Waffenlieferungen Kriege ihrer Gegner am Kochen hält, ist die Ära des Jens Stoltenberg. Seit Anfang Oktober lebt der Mann im Ruhestand, am Dienstag ließ man ihn in der Steinmeierei von Bellevue zum Oberhaupt vor, damit er dort sein BK 1 empfange, das eine Woche zuvor bereits dem noch im Amt befindlichen Joe Biden angeheftet worden war.

Die Dekonstruktion der Lebenslüge passiert derweil nicht in der wirklichen Welt, sondern in der digitalen. In einem zirkulierenden Video, das Stoltenberg im norwegischen Fernsehen zeigt, fragt der Journalist Yama Wolasmal den ehemaligen Generalsekretär, warum er China als Gefahr für den Weltfrieden sehe. Wie viele Länder während der letzten 40 Jahre von einem chinesischen Angriff heimgesucht wurden, will Wolasmal wissen. Zweieinhalb An­akoluthismen später fällt Stoltenberg ein, dass China doch einen Konflikt mit Vietnam hatte. Gewiss, entgegnet Wolasmal, das sei vor mehr als 40 Jahren gewesen, die USA hätten im selben Zeitraum mindestens 13 Länder angegriffen und betreiben im Gegensatz zu ­Chinas einer etwa 750 Militärbasen im Ausland.

Es gebe Menschen, die glauben, alles sei vernünftig, das man mit einem ernsten Gesicht tut, steht in den »Sudelbüchern«. Falls wer nach Unterschieden zwischen Lichtenberg und Stoltenberg sucht, hier wäre einer.

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