Große Geschichte
Von Bernhard KrebsGoliath gegen Goliath heißt es ab Freitag abend (Ortszeit), wenn im Dodgers Stadium nördlich von Downtown L. A. die heimischen Dodgers und die New York Yankees in der 120. World Series im nordamerikanischen Profibaseball aufeinandertreffen. Die Yankees setzten sich zuvor in der American League Championship Series in fünf engen Spielen – zweimal ging es gar in Extra innings – souverän mit 4:1 Spielen gegen die Cleveland Guardians durch. Für die Yankees ist es die erste World-Series-Teilnahme seit 2009, als sie auch den Titel holten. Die Dodgers brauchten in der National League Championship Series ein Spiel mehr, um die New York Mets mit 4:2 abzufertigen. Letztmalig World Series Champion waren die Dodgers in der aufgrund der Coronapandemie verkürzten 2020er Saison. Zuvor waren sie letztmalig 1989 nach einer kompletten Saison Baseball Champion.
Noch bevor der erste Ball geworfen und der erste Hit erzielt wurde, zeichnet sich bereits eine Best-of-seven-Serie der Superlative ab. Erstmals werden gleich fünf ehemalige MVPs in einer World Series aufeinandertreffen. Für die Dodgers treten Ohtani Shohei, Mookie Betts und Freddie Freeman an, auf Seiten der Yankees sind es Aaron Judge und Giancarlo Stanton. Wäre Dodgers Starting Pitcher Clayton Kershaw fit und nicht verletzt, die Dodgers würden gar vier MVPs aufs Feld führen.
Mit Judge und Ohtani treten zudem aller Voraussicht nach die beiden diesjährigen MVPs – der Titel wird für National League (NL) und American League (AL) jeweils separat nach Ende der World Series verliehen – in ein mit Spannung erwartetes direktes Duell. Ohtani sorgte in der regulären Saison weltweit für Furore: Der 30jährige Japaner, der im vergangenen Winter von den Dodgers für die Rekordsumme von 700 Millionen US-Dollar für zehn Jahre verpflichtet wurde, verzeichnete 54 Homeruns und 59 gestohlene Bases. Zuvor war es nicht einem Spieler in der bis 1901 zurückreichenden modernen Baseballära gelungen, auch nur eine 50-50-Saison zusammenzustricken. Allein den Playoffs konnte Ohtani mit drei Homeruns und keiner gestohlenen Base bislang noch nicht wirklich seinen Stempel aufdrücken.
Judge, der 2022 den 61 Jahre währenden AL-Rekord von Yankees-Legende Roger Maris um einen auf 62 Homeruns verbessern konnte, überzeugte in der regulären Saison mit Offensivkraft pur: »The Judge« führte die MLB unter anderem mit 58 Homeruns und 133 Walks an. Zudem erreichte der 32jährige einen weiteren MLB-Spitzenwert: Bei 45,8 Prozent seiner Besuche am Schlagmal gelangte er auf die erste Base. Judge gelang es darüber hinaus, mit seinen meist sehr kraftvollen Hits, 144 Base-Läufer zur »Homeplate« zu schlagen, so dass diese punkten konnten – auch dies MLB-Bestwert in diesem Jahr.
Insgesamt stellen die Lineups der Dodgers und Yankees derzeit das Maß der Dinge in der MLB dar: Die Dodgers führten die NL mit 233 Homeruns und 602 Walks an, die Yankees ihrerseits die AL mit 237 Homeruns und 672 Walks. Die Schlagmänner beider Teams zeigten durchweg Disziplin in der »Batter’s Box«, schwangen selten nach Würfen außerhalb der Strikezone und zwangen die gegnerischen Werfer regelmäßig in lange »At bats«. Je mehr Würfe ein »Batter« von einem »Pitcher« zu Gesicht bekommt, desto höher die Wahrscheinlichkeit auf einen Hit. Bei den Teamstatistiken der Werfer lagen sowohl die Yankees (Platz 14) als auch die Dodgers (15) nur im MLB-Mittelfeld, was eine World Series mit allerhand Offensiv-Action verspricht.
Bei den Teammanagern treffen mit Dave Roberts (Dodgers) und Aaron Boone (Yankees) zwei versierte, routinierte und erfolgreiche MLB-Skipper aufeinander. Roberts führt derzeit mit einer Siegquote von 62,7 Prozent die aktiven MLB-Manager (minimum 315 gemanagte Spiele) an. In der »ewigen« Liste der erfolgreichsten Teammanager bedeutet dies Platz fünf. Kontrahent Boone kann immerhin eine Siegquote von 58,2 Prozent verzeichnen, was Platz zwei hinter Roberts bei den Aktiven sowie Rang 15 in der »ewigen« Liste bedeutet. Obwohl sie zwei der leistungsstärksten und teuersten MLB-Kader leiten – die Yankees lassen sich ihre Truppe laut dem Portal fangraphs.com in diesem Jahr 302 Millionen US-Dollar, die Dodgers gar 325 Millionen US-Dollar kosten – waren sowohl Roberts als auch Boone in der regulären Saison mehr als gefordert. Roberts managte die Dodgers mit viel Geschick, während sich Starting Pitcher um Starting Pitcher – am Ende waren es elf – mit zum Teil schweren Verletzungen abmeldete. Boone hingegen musste zum Ende der Saison seinen »Bullpen«, wie die Einwechselwerfer genannt werden, im Flug umstrukturieren. Der Grund: Sein etatmäßiger Closing Pitcher, Clay Holmes, schenkte 13 Mal eine enge Führung der Yankees im neunten Inning her, statt mit seiner eigentlich gefürchteten »Sinker«- und »Slider«-Wurfkombination den Deckel auf die Partie zu machen.
Im Duell der Ost- und Westküstenmetropolen schwingt aber auch jede Menge Baseballgeschichte mit. Es ist das zwölfte Mal, dass die World-Series-Paarung Dodgers gegen Yankees heißt. Keine andere Paarung gab es seit der ersten World Series 1903 häufiger. Bis 1957 handelte es sich gar um ein New Yorker Stadtduell, als die Dodgers noch im legendären »Ebbets Field« beheimatet waren und als Brooklyn Dodgers firmierten. In den zehn Jahren von 1947 bis 1956 trafen Yankees und Dodgers in der sogenannten Subway Series – die Anhänger beider Mannschaften fuhren mit der U-Bahn zu den Spielen – sechsmal aufeinander. Lediglich 1955 konnten die Dodgers sich gegen die Rivalen aus der südlichen Bronx mit 4:3 Spielen durchsetzen und ihre erste Meisterschaft feiern. Angeführt wurden die Dodgers damals von Jackie Robinson, der 1947 als erster Schwarzer die »color barrier« im Baseball durchbrochen hatte. Zur Saison 1958 zogen die Dodgers nach Südkalifornien. Erst 1977, 78 und 81 duellierten sich Yankees und Dodgers erneut in den World Series; 77 und 78 mit besserem Ende für die »Bronx Bomber«, die jeweils 4:2 gewannen. 1981, beim letzten Aufeinandertreffen im großen Finale, setzten sich die Dodgers ebenfalls mit 4:2 durch.
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