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Aus: Ausgabe vom 25.10.2024, Seite 14 / Medien
Cybermobbing

Schikane virtuell– Schmerz real

Zwei Millionen Schülerinnen und Schüler sind laut einer aktuellen Studie von Cybermobbing betroffen – beinahe jede und jeder fünfte
Von Kristian Stemmler
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Cybermobbing belastet und kann zu Angst- und Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit sowie Depressionen führen

In Kommentaren bei Facebook wird die 13 Jahre alte Lisa beleidigt. Der 15jährige Paul wird von Mitschülern auf dem Schulhof verprügelt, ein Handyvideo davon wird bei Youtube hochgeladen und geht in der Klasse herum. Zwei Beispiele für ein Phänomen, das immer weitere Kreise zieht. Laut einer am Mittwoch vorgestellten Studie sind in Deutschland mindestens zwei Millionen Schülerinnen und Schüler zwischen sieben und 20 Jahren nach eigener Aussage bereits Opfer von Cybermobbing geworden, ein Anteil von 18,7 Prozent. Im Vergleich zur Vorgängerstudie von 2022 ist dieser Wert um 1,8 Prozent gestiegen. Im Jahr 2017 hatten noch 12,7 Prozent der befragten Schüler angegeben, von Cybermobbing betroffen zu sein.

Cybermobbing bezeichnet etwa ein Hochladen kompromittierender Fotos oder Videos oder beleidigende Kommentare in sozialen Netzwerken. Seit 2013 beobachtet das »Bündnis gegen Cybermobbing« – ein von Prominenten unterstützter Zusammenschluss von Eltern, Pädagogen, Juristen und anderen Fachleuten – die Entwicklung des Phänomens. Die am Mittwoch vom Bündnis gemeinsam mit der Barmer Krankenkasse präsentierte Studie mit dem Titel »Cyberlife V – Cybermobbing bei Schülerinnen und Schülern« ist die fünfte Studie zum Thema. Grundlage ist eine breit angelegte Onlinebefragung in den Monaten Mai bis Juli. An dieser nahmen nach Angaben des Bündnisses etwa 4.200 Schülerinnen und Schüler sowie rund 1.060 Eltern und etwa 640 Lehrkräfte teil.

Die Ergebnisse zeigten, dass Cybermobbing »ein dauerhaftes und wachsendes Problem an Schulen und im privaten Umfeld von Kindern und Jugendlichen« geworden sei, erklärte Uwe Leest, der Vorstandschef des Bündnisses, laut Pressemitteilung. Mittlerweile fühlten sich auch die Lehrkräfte an den Schulen bei diesem Thema überfordert. Die Folgen von Cybermobbing an Schulen würden allgemein unterschätzt, so Leest, denn der Einfluss auf Lehrkräfte und Schüler sei tatsächlich enorm.

So könne Cybermobbing für die Betroffenen gravierende gesundheitliche Folgen haben, heißt es in der Pressemitteilung. Neben körperlichen Beschwerden wie Kopf- oder Magenschmerzen seien es vor allem die psychischen Auswirkungen, die Kinder und Jugendliche schwer belasten könnten. Genannt werden zum Beispiel Angst- und Schlafstörungen, auch Niedergeschlagenheit oder Depressionen. Laut der Studie fühlten sich die Opfer von Cybermobbing vor allem verletzt (57 Prozent), 43 Prozent reagierten mit Wut, und fast ein Drittel (30 Prozent) gab an, verängstigt zu sein

Besonders alarmierend ist, dass 13 Prozent der betroffenen Kinder und Jugendlichen aus Verzweiflung schon einmal zu Alkohol und anderen Drogen sowie Tabletten gegriffen haben und ein Viertel der von Cybermobbing betroffenen Schüler, 26 Prozent, von Suizidgedanken berichtet. »In absoluten Zahlen entspricht das über 500.000 Schülerinnen und Schülern, eine sehr erschreckende Zahl, die in den letzten Jahren leider weiter gestiegen ist«, erklärte Leest. Das Bündnis fordert mehr Präventionsarbeit in Schulen. Maßnahmen müssten bereits an den Grundschulen beginnen. Auch Eltern müssten »intensiver und frühzeitig« mit ihren Kindern über Inhalte und Funktionsweisen des Internets und sozialer Medien reden.

Die Ergebnisse der Studie zeigten deutlich, dass Schulen, die präventiv tätig sind, weniger Cybermobbingfälle haben. Im Vergleich zur Vorgängerstudie 2022 hätten sich die schulischen Angebote in diesem Bereich unterschiedlich entwickelt. Positive Entwicklungen seien zum Beispiel anhand der Aussage »An meiner Schule lernen wir, wie man sich bei Cybermobbing verhält« mit einer Steigerung von sieben Prozentpunkten (von 48 Prozent auf 55 Prozent) zu erkennen. Weiterhin fordert das Bündnis aber ein Gesetz gegen Cybermobbing zum Schutz der Opfer nach österreichischem Vorbild. Wünschenswert wären demnach auch ein flächendeckendes Netzwerk an Mobbingberatungsstellen sowie anonyme Hotlines für Betroffene.

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