Eine Butze, zwei Mieten
Von Oliver RastEs ist eine finanzielle Doppelbelastung für Mieter: Nettokaltmiete und Nebenkosten, sprich Betriebskosten. Gewissermaßen die »zweite Miete«. Ein Extrabetrag, der Wohnen verteuert, bisweilen unbezahlbar macht. Etwa im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW, berichtete der WDR am Donnerstag nachmittag.
Demnach seien die Mieten in NRW im vergangenen Jahr weiter deutlich erhöht worden: um durchschnittlich 6,1 Prozent. Ein Wert, der aus dem gleichentags vorgestellten »Wohnkostenbericht NRW« von »Haus und Grund Rheinland/Westfalen« hervorgeht. Die Eigentümer- und Vermietervereinigung hat für das repräsentative Zahlenwerk ihre knapp 110.000 Mitglieder nach Kaltmieten und Nebenkosten befragt – und Ergebnisse von rund 2.700 Wohneinheiten statistisch auf das Land zwischen Rhein und Ruhr hochgerechnet.
Auffallend ist: Bei den Kaltmieten gab es laut Verbandsangaben im Jahresvergleich 2022/2023 einen Anstieg um 1,5 Prozent, bei den Nebenkosten indes um satte 11,3 Prozent. Also für Heizung, Warmwasser, Beleuchtung, Aufzug, Gartenpflege und dergleichen. Kostenpunkte, die die rheinisch-westfälischen Wohnungs-, Haus- und Grundeigentümer mittels Betriebskostenabrechnung auf ihre Mieter umlegen, umlegen dürfen. Besonders ins Kontor schlagen wohlige Annehmlichkeiten: Heizkörper im bitterkalten Winter voll aufdrehen, Badewannen immer wieder sonntags mit warmem Nass füllen.
Damit würden sich die Nebenkosten finanziell immer mehr der Kaltmiete annähern, sagte Fabian Licher, PR-Assistent von »Haus und Grund«, am Freitag gegenüber jW. Beispiel: Die durchschnittlichen Wohnraumkosten pro Quadratmeter lagen 2023 in NRW bei 15,08 Euro. Davon entfielen 7,99 Euro auf die Kaltmiete, 7,09 Euro auf Ausgaben für das »Drumherum«. Unter dem Strich seien die Kosten für ein Dach über dem Kopf für Menschen in NRW »auf ein neues Allzeithoch geklettert«, betonte Licher. Und in der Tat, »wir sprechen hinsichtlich der Nebenkosten von einer ›zweiten Miete‹«.
Jan Heße machen die Zahlen der Eigentümer und Vermieter skeptisch. Wenn jemand wirklich fast genauso viel für seine Nebenkosten wie für die Kaltmiete zahle, »ist die Wahrscheinlichkeit minimal, dass das so richtig ist«, wurde der Experte vom Mieterschutzbund aus Recklinghausen am Donnerstag abend in der Onlineausgabe der Neuen Ruhr Zeitung (NRZ) zitiert. Denn die Erfahrung der Mieterschützer habe gezeigt, »dass rund 90 Prozent der vermieterseits aufgestellten Abrechnungen mehr oder minder massive Rechenfehler aufweisen«, so Heße weiter. Gestiegene Energiepreise würden die Nebenkosten zwar in die Höhe treiben, jedoch würden auch zahlreiche Vermieter Eigenleistungen zu marktunüblichen Preisen abrechnen »sowie Kosten an die Mieter weitergeben, die in der Form nicht umlagefähig sind«.
Das sieht Maximilian Fuhrmann vom NRW-Landesverband des Deutschen Mieterbundes (DMB) am Freitag im jW-Gespräch ähnlich. Devise: »Prüfen, prüfen, prüfen der Betriebskostenabrechnung.« Zumal stark angespannte Mietwohnungsmärkte längst nicht mehr nur auf die »Rheinschiene Köln, Düsseldorf, Bonn« begrenzt seien. Selbst in ostwestfälischen Städten wie Herford steige der Kostendruck auf Mieter enorm; vor allem auf jene, die teure Fernwärme beziehen, weiß Fuhrmann. »Da geht es für einzelne Bewohnerinnen und Bewohner um jeden Euro, der bei einer überprüften Abrechnung der Nebenkosten eingespart werden kann.« Nicht viel, aber immerhin ein Hebel, um die Preisexplosion bei der »zweiten Miete« einzudämmen.
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