Nachschlag: Karikatur
Einschlägig bekannt ist der Antisemitismus des Autors Roald Dahl, der sich zum Zeitpunkt des Erscheinens seines Kinderbuchs »Hexen hexen« (1983) die Aussage nicht verkneifen konnte, dass es im »jüdischen Charakter« Merkmale gebe, die Animosität provozieren. Auch die Hexen in Robert Zemeckis Neuverfilmung können ihre Herkunft nicht verbergen. Die Oberhexe lebt nicht nur mit Katzen und Schlangen wie die Hexen im Märchen, sie trägt auch einige Merkmale antisemitischer Folklore vor sich her: Sie vergiftet Kinder (bzw. verwandelt sie in Mäuse), trägt eine Perücke, um die warzenbewachsene Kahlheit ihrer Kopfhaut zu verbergen, sowie Handschuhe, um ihre Klauen zu verstecken. Sie reist mit einem Koffer voller Geld, das ihr heilig ist, und steht einer Geheimgesellschaft vor, die eine Weltverschwörung plant. Die Grenzen zwischen Folklore, Karikatur, Groteske und Phantastik sind bekanntlich fließend. Möglicherweise sind die Hexenkrallen doch nur ein »zufälliges« Zitat aus dem immensen Katalog antisemitischer Karikaturen? (aha)
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