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Aus: Ausgabe vom 29.10.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Weltorganisation für Meteorologie

Treibhausgase auf Rekordjagd

Wetterorganisation warnt vor »Teufelskreis« aus Waldbränden, Trockenheit und Warmwasser
Von Wolfgang Pomrehn
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Industrieanlage in Baruth (Brandenburg)

Die Treibhausgase in der Erdatmosphäre nehmen unvermindert weiter zu, wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am Montag berichtete. Sorgen macht den Meteorologen vor allem das Kohlendioxid (CO2), das wegen seiner Langlebigkeit das Klima über viele Jahrhunderte beeinflussen wird. Seine atmosphärische Konzentration stieg in den vergangenen beiden Jahrzehnten um zehn Prozent an. Das war so schnell wie nie zuvor, seit der Homo sapiens auf dem Planeten herumläuft, heißt es bei der WMO.

Die in Genf ansässige Institution ist der globale Dachverband der nationalen Wetterdienste und gehört zu den ältesten UN-Organisationen. Ihre Treibhausgasbulletins veröffentlicht sie seit 2004 regelmäßig vor den UN-Klimakonferenzen. Die diesjährige beginnt am 11. November in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku. Seit 2004 ist die CO2-Konzentration in der Atmosphäre von 377,1 auf 420 Millionstel Volumenanteile gestiegen. Der letzte Zeitraum, in dem eine so hohe CO2-Konzentration in der Atmosphäre herrschte, liegt etwa drei bis fünf Millionen Jahre zurück. Seinerzeit war es um zwei bis drei Grad wärmer, und der Meeresspiegel war um zehn bis 20 Meter höher als heutzutage.

CO2 wird bei der Verbrennung von Erdgas, Erdölprodukten sowie durch die Herstellung von Zement und durch Entwaldung freigesetzt. 2023 befanden sich die Emissionen aus diesen von Menschen beeinflussten Quellen mit rund 41 Milliarden Tonnen auf einem historischen Höchststand. Letzteres hat ein internationales Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern berechnet, die im Rahmen des Global Carbon Projects einmal im Jahr eine Bilanz der weltweiten Treibhausgasemissionen vorlegen.

Rund die Hälfte des aus den genannten Quellen stammenden CO2 wird bisher von den Meeren und der Vegetation aufgenommen. Im vergangenen Jahr gab es aber in diversen Weltregionen außerordentlich große Waldbrände, bei denen ebenfalls viel CO2 emittiert wurde. Außerdem hat mancherorts die Trockenheit dazu geführt, dass die Wälder weniger CO2 aufnehmen. Hierzulande hat, wie berichtet, die jüngste Waldinventur ergeben, dass die Wälder seit 2016 mehr CO2 abgeben als aufnehmen. All diese Faktoren haben 2023 nach Ansicht der WMO zu einem besonders starken Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre beigetragen.

»Das Bulletin warnt, dass wir womöglich einem Teufelskreis gegenüberstehen«, meint die stellvertretende WMO-Generalsekretärin Ko Barrett. »Die natürlichen Klimaschwankungen spielen eine große Rolle im Kohlenstoffkreislauf. Aber schon in naher Zukunft könnte der Klimawandel aus den Ökosystemen größere Quellen für Treibhausgase machen. Waldbrände könnten mehr CO2 freisetzen und wärmere Ozeane weniger aufnehmen. In der Folge würde mehr CO2 in der Atmosphäre bleiben und der Klimawandel sich beschleunigen. Diese Klimarückkopplungen sind für die Menschheit von entscheidender Bedeutung.« Die US-Amerikanerin spielt darauf an, dass die CO2-Aufnahmefähigkeit der Meere mit steigender Temperatur der Meeresoberflächen abnimmt.

Zwischen 1990 und 2023 hat nach Angaben der WMO der wärmende Effekt der Treibhausgase um gut 50 Prozent zugenommen. Mit rund vier Fünfteln ist die Zunahme des CO2 dafür verantwortlich. Andere wichtige Treibhausgase aus menschlichen Quellen sind das Distickstoffoxid, das unter anderem bei Düngung in der Landwirtschaft und in einigen Prozessen in der chemischen Industrie entsteht, sowie das Methan. Letzteres ist unter anderem Hauptbestandteil des Erdgases und entweicht bei dessen Förderung und Transport. Insbesondere das sogenannte Fracking in den USA, mit dem in Gestein gebundene Erdgasblasen erschlossen werden, ist für seine Leckagen berüchtigt. Methan wird anders als CO2 schon nach wenigen Jahrzehnten in der Atmosphäre abgebaut, ist aber im Vergleich Molekül zu Molekül ein wesentlich effektiveres Treibhausgas. Seine Konzentration liegt heute um deutlich mehr als das Doppelte über dem vorindustriellen Niveau, und ihre weitere Zunahme in den vergangenen beiden Jahrzehnten wird vor allem mit dem Fracking in Verbindung gebracht.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Helmut P. aus Dortmund (29. Oktober 2024 um 22:11 Uhr)
    Immer wieder faszinierend, wie Wolfgang Pomrehn, dessen Artikel ich eigentlich sehr schätze, schafft es eine der Hauptursachen für den Klimawandel zu verschweigen. Nämlich die Landwirtschaft bzw. die Tierausbeutungsindustrie und den gigantischen Anteil an Futtermittelanbau an der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Rund 45 Prozent der globalen Methanemissionen stammen aus der Landwirtschaft, hauptsächlich durch die Verdauung von Wiederkäuern wie Rindern und Schafen. Die Landwirtschaft ist der größte Verursacher von Methan, gefolgt von der Energiewirtschaft und der Abfallwirtschaft. Wer die Tierausbeutungsindustrie beim Klimawandel nicht mit denkt und immer noch meint, er könnte weiterhin tierische Produkte konsumieren, ist kein Klima- und Umweltschützer. Seine Ernährung auf eine rein pflanzliche Ernährung umzustellen, geht von heute auf morgen. Alle anderen Maßnahmen dauern Monate bis zu mehreren Jahren. Helmut P.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (28. Oktober 2024 um 21:10 Uhr)
    Das Geoengineering macht’s: Wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her. Fünf Megatonnen Diamanten pro Jahr in die Tropopause und der Klimawandel hat sich. Außerdem ist Diamant besser als Schwefeldioxid, der wärmt die Stratosphäre nicht so auf. Also, Steinreiche, schreddert eure Steine und blast sie in die Luft! Wen Details zum Thema »Microphysical Interactions Determine the Effectiveness of Solar Radiation Modification via Stratospheric Solid Particle Injection« interessieren: https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1029/2024GL110575, das pdf-Dokument gibt es hier: https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1029/2024GL110575 Also: Wir steigern die Effizienz (und somit das Bruttosozialprodukt), indem wir der Atmosphäre durch CCU CO2 entziehen und daraus künstliche Diamanten und SAI (stratospheric aerosol injection) machen. Die Partikel machen dort RF (radiative forcing) und erhöhen die Albedo. Das einzige Teil, das fehlt: Das Perpetuum Mobile, das die CO2-Reduktion an treibt. Ob grüner Wasserstof gänge? Frag' den Habeck.

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