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Aus: Ausgabe vom 29.10.2024, Seite 16 / Sport
Fußballbundesliga

Wieder dicke da

State of Union: An den Eisernen aus Berlin-Köpenick kommt in der Fußballbundesliga so schnell keiner vorbei
Von Michael Merz
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In der Schlussphase tobt der zwölfte Mann: Das Stadion an der Alten Försterei in Berlin am Sonntag

Im Osten geht wieder die Sonne auf. Nach acht Spieltagen steht der 1. FC Union Berlin auf Platz vier der Tabelle. Vor einem Jahr sah das alles noch ganz anders aus. Da hatten sich die Eisernen zwar in die Champions League hochgeschossen, das Olympiastadion mehrmals ausverkauft, Superstars eingekauft. Die Saison allerdings sollte zum Tal der Tränen werden. Am elften Spieltag waren 14 Pflichtspiele in Reihe – mit 13 Niederlagen – versemmelt, die Unioner plötzlich die Kellerkinder. Ein schmerzhafter Abschied von Trainerlegende Urs Fischer folgte, zum letzten Mal stand er Mitte November 2023 bei einer 0:3-Pleite gegen die Frankfurter Eintracht an der Seitenlinie in Köpenick. Das Drama um den Klassenerhalt spielten die Eisernen bis zum letzten Spieltag weiter. Unvergessen sind Tiefen wie die Trainersperre nach der Bjelica-Kralle gegen Bayern oder der Haberer-Siegtreffer als finaler Höhepunkt gegen Freiburg im Mai.

Das alles scheint lang her. Die vergangenen Spiele gegen Dortmund und Kiel mit Bravour gewonnen, nun sind die Unioner wieder in der Spur: am Sonntag im Stadion an der Alten Försterei gegen den direkten Verfolger aus Frankfurt am Main. Und Drama können sie immer noch, wenn auch diesmal mit einem Sicherheit gebenden Pölsterchen in der Tabelle. Der Anpfiff startet mit Knaller-News für die Fans: Abwehrbollwerk Danilho Doekhi hat seinen Vertrag verlängert, das gleiche hat Janik Haberer schon vor ein paar Tagen getan. Die alten Hasen sollten gleich gefordert werden, denn die Frankfurter Adler fliegen mit recht viel Druck ins Spiel. Zu torgefährlichen Situationen kommt es auf beiden Seiten, dann Gerangel um den Ball vor dem Unioner Kasten. Weltmeister Mario Götze schiebt ihn schließlich über die Linie, 0:1 für die Gäste. »Dieses Gegentor war einfach Slapstick«, sollte der Köpenicker Kapitän Christopher Trimmel nach Abpfiff sagen. Die ersten 30 Minuten seien einfach nicht gut gewesen.

Aber danach läuft’s, bemerkenswert selbstbewusst erarbeiten sich die jungen Spieler unter den Eisernen, etwa Tom Rothe, Chance um Chance. In der zweiten Halbzeit sollen sich die blitzschnellen Konter bezahlt machen – Benedict Hollerbach, auch einer der jungen Garde, erzielt mit seinem zweiten Saisontreffer in der 66. den Ausgleich. In der Schlussphase tobt der zwölfte Mann, vier Minuten Nachspielzeit sind angesagt, es passiert: Tim Skarke trifft zum 2:1. Jubel, Bierduschen, dann ungläubiges Starren auf die Anzeigetafel. Denn: Das Kölner Kabüffchen meldet sich. Der VAR will Trimmels Ferse im Abseits gesehen haben. Ruckedigu. Also alles wieder auf 1:1, die »Schieber«-Rufe sind nicht zu überhören. Und dann ist Schluss. Selbst Frankfurts Trainer Dino Toppmöller spricht hernach vom »Glück« des Abseits. Er hadert aber trotzdem mit dem Schiri – Arthur Theate hat kurz vor Schluss die Gelb-Rote gesehen, für den SGE-Kicker geht vorzeitig der Vorhang zu, das passt Toppmöller gar nicht. Auch Union-Geschäftsführer Horst Heldt hat in der Mixed Zone die Nase voll, aus anderem Grund, das vermeintliche Abseitstor – eine »Millimeterentscheidung« – nagt: »Wir haben zwei Punkte verloren, die nimmt der Schiedsrichter mit nach Hause.«

Wie auch immer. Zumindest diskussionswürdige Urteile von Offiziellen gehören nun mal zur Union-Folklore. Die große DFB-Verschwörung? Wohl nicht, schon eher ein »spectacular game with a beautiful crowd«, wie zwei britische Fußballfans schwärmen, die nach Abpfiff auf dem Waldweg hinterm Stadion, der bald für Straßenbahn und Autoverkehr asphaltiert wird, unterwegs sind. Mehr davon gibt es hoffentlich in dieser Woche: DFB-Pokal in Ostwestfalen und Buli-Highlight im Süden stehen für Union an. Wird schon. Ob Bielefeld oder Bayern, Hauptsache Betriebstemperatur.

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