Sanierungsfall Baywa
Von Oliver RastDas können sie gut, die Chefs des Agrar- und Baustoffkonzerns Baywa: Termine für Tarifgespräche verschieben. Die waren der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zufolge für den 6. November vorgesehen. Eine Absage, die am Dienstag aus informierten Kreisen gegenüber jW bestätigt wurde. Bereits Mitte Juli hatte die Baywa-Spitze die erste Verhandlungsrunde über Einkommen gecancelt.
Der Grund: Die genossenschaftliche Baywa will den Abschluss eines sogenannten Sanierungsgutachtens der Beraterfirma Boston Consulting abwarten. Das einst unter dem Namen »Bayerische Warenvermittlung« firmierende Unternehmen stand im Juli kurz vor der Insolvenz, ein Schuldenberg von rund 5,6 Milliarden Euro hatte die Führungsetage über Jahre angehäuft. Gläubigerbanken und Hauptaktionäre stützten im August den Mutterkonzern mit mehr als einer halben Milliarde Euro. Kräftig Miese hat vor allem die im Februar 2009 gegründete Tochter für erneuerbare Energieträger, Baywa r. e., mit Niederlassungen in 34 Ländern eingefahren. Denn das Business mit Wind- und Solarparks stockte, Aufträge platzten, Zinsen stiegen. Kurz gesagt, das diversifizierte Auslandsgeschäft: floppt. Eine Folge: Stühlerücken in der Führungsetage. Vorstandschef Marcus Pöllinger wird seinen Posten zum Monatsende räumen, Finanzvorstand Andreas Helber zum 31. März kommenden Jahres ausscheiden.
Klarer Fall, Baywa ist ein Sanierungsfall. Mittels Gutachten soll die »finanzielle Schieflage« behoben werden. Über einen ersten Entwurf eines Sanierungsgutachtens berichtete jüngst das Onlineportal Agrar heute. Voraussetzung für eine Art Generalüberholung seien »gezielte Restrukturierungsmaßnahmen«, speziell bei der Baywa r. e. Die firmeneigene Softwareentwicklung sei geschlossen worden. Als »erste Sofortmaßnahme«. Binnen des Jahres sollen Verkäufe von Solar-, Wind- und Batteriespeicherprojekten »erfolgreich zum Abschluss gebracht werden können«. In Großbritannien seien in den vergangenen Wochen vier Solarprojekte an einen auf regenerative Energieträger spezialisierten Investoren verkauft und hierzulande im Oktober drei Windparks an die künftigen Betreiber übergeben worden.
Für Gewerkschafter Warnsignale. Zumal nicht nur Tarifgespräche blockiert würden, ferner sei der Sanierungsprozess »total intransparent«, erklärte der Verdi-Fachbereich Handel in Bayern im »Tarifinfo« am Dienstag voriger Woche. Konsequenz: »Gemeinsam mit der Verdi-Tarifkommission müssen die Beschäftigten Einfluss auf den Sanierungsprozess nehmen, um alternative Vorschläge zu den angekündigten radikalen Maßnahmen, wie Stellenabbau und das Absinken der Löhne und Gehälter, vereinbaren zu können.«
Bloß, wie geht es für die rund 10.000 Beschäftigten allein in Deutschland weiter? Zunächst, vor Mitte Dezember dürfte die Endfassung des Sanierungsgutachtens nicht vorliegen. Und weitere Forderungen seitens der zirka 300 Gläubiger und Anteilseigner sind aufgrund des »Stillhalteabkommens« bis Ende des Jahres nicht zu erwarten. Aber dann? Unklar. Verdi verlangt, dass die Zukunft von Baywa nicht einseitig von externen Beratern und Banken diktiert werden dürfe. Deshalb: »Keine Sanierung gegen die Beschäftigten, nicht auf Kosten der Kolleginnen und Kollegen.«
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