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Aus: Ausgabe vom 30.10.2024, Seite 8 / Ansichten

Scholz des Tages: Maximilian Krah

Von Nick Brauns
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Maximilian Krah (Berlin, 10.6.2024)

In einem »besonders gärigen Haufen« (Zitat: Alexander Gauland) wie der AfD gehört Maximilian Krah zu den besonders unappetitlichen Zutaten. Er gilt sogar als so müffelig, dass die eigene Partei ihrem Spitzenkandidaten zur EU-Wahl nach Schönrednerei der SS, Verdacht auf Abgeordnetenbestechung und Spionagevorwürfen gegen seinen Mitarbeiter Wahlkampfauftritte untersagte. Der trotzdem wiedergewählte EU-Abgeordnete wurde anschließend nicht in die AfD-Fraktion aufgenommen. In den eigenen Reihen kaltgestellt, drängt es den Sachsen nach einem neuen Betätigungsfeld in der Weltpolitik.

»Es ist an der Zeit, sich an unsere wahren, alten Freunde zu erinnern: die Türken«, stimmte Krah anlässlich des türkischen Nationalfeiertags am Dienstag ein Loblied auf die deutsch-türkische Waffenbrüderschaft im Ersten Weltkrieg und heute in der NATO an. Unterlegt ist das Video auf X mit Propagandabildern von Wilhelm Zwo und dem osmanischen Sultan. Anschließend feiert Krah Erdoğan als Bewahrer nationaler Souveränität. Doch sein zentrales Anliegen ist wenig überraschend die Flüchtlingsabwehr. »Gemeinsam können wir die Instabilitäten, die zu dieser Migrationswelle geführt haben, beenden«, meint der AfD-Mann. Allerdings ist gerade der Despot Erdoğan aufgrund der massenhaften Verfolgung von Oppositionellen, der Unterstützung von Dschihadisten und Luftangriffen auf Kurden in Syrien und dem Irak ein Hauptverursacher dieser »Instabilitäten« im Nahen Osten.

Wo der AfD-Mann sich mit pathetischen Worten als visionärer Architekt deutsch-türkischer Geopolitik zu inszenieren sucht, hat Olaf Scholz vor wenigen Tagen in Istanbul gegenüber Erdoğan wortkarg versichert, »selbstverständlich« werde der NATO-Partner weiter deutsche Waffen erhalten. Dafür erwartet auch der SPD-Kanzler Ankaras Entgegenkommen bei der »Remigration«. Einen Krah braucht es dazu nicht. Das stinkt doch zum Himmel.

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