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Aus: Ausgabe vom 30.10.2024, Seite 10 / Feuilleton

Knaup, Foth

Von Jegor Jublimov
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Böse kann er auch: Andreas Knaup (hinten) als Schutzgelderpresser auf »Schloss Einstein«

Weil die Vermögensumverteilung von oben nach unten immer Sympathie findet – selbst wenn Ganoven sie besorgen – schilderte Autor Prof. Kaul den Fall der Entführung des Aldi-Mitbegründers Theo Albrecht 1973 in seiner DFF-­Reihe »Pitaval« diesmal mit satirischen Mitteln. Sohn Theo, damals Student und heute als Erbe in der Firma, wurde vom 19jährigen Andreas Knaup gespielt. Als seine Mutter agierte Ingeborg Nass, für die er bald als Autor noch manche Fernsehrolle schreiben sollte. Denn der junge Knaup (dessen Vater, den Schauspieler Hans-Dieter Knaup, wir kürzlich bejubelten) war erstaunlich vielseitig. Den Berliner Abiturienten, der am Dienstag 70 wurde, holte Ruth Berghaus als Eleve ans Berliner Ensemble. Nach seinem Schauspielstudium ging er nach Leipzig, wo er sich u. a. als Librettist verwirklichte und eine Bühnenadaption von Bulgakows »Der Meister und Margarita« schrieb. Mit Boulevardkomödien belieferte er das DDR-Fernsehen. Er arbeitete als Musiktheaterregisseur und ist inzwischen Autor erfolgreicher Serien, begonnen bei »Schloss Einstein« über »In aller Freundschaft« bis zu »Soko Stuttgart« und »Notruf Hafenkante«. Er schrieb hier einige der besten Folgen, und doch wäre es schön, ihn mal wieder als Schauspieler zu sehen.

Manchmal war auch Jörg Foth Schauspieler, weil er ein guter Typ war. Auch er hat geschrieben. Texte von ihm erschienen in der DDR-Literaturzeitschrift Temperamente. Foth war spontan und politisch unbequem. Einer Maßregelung kam er zuvor, weil er sich für drei Jahre zur Volksmarine verpflichtete. Danach wurde er Volontär beim DFF, konnte in Babelsberg Regie studieren und musste sich danach zunächst als Regieassistent beweisen, ehe er eigene Stoffe entwickeln durfte. Er assistierte Kollegen, von denen er künstlerisch profitierte, wie Ulrich Weiß oder Günter Reisch, hospitierte in Polen bei Krzysztof Zanussi und war Puffer für den Schweizer Bernhard Wicki, der seine in den USA gewonnenen Maßstäbe bei der Defa anlegen wollte. Sein erster eigener Film war 1983/84 die phantasievolle, metaphernreiche Umsetzung eines Kinderbuchs von Alex Wedding »Das Eismeer ruft«, in dem Kinder sich 1934 auf den Weg machen, die im Eismeer verunglückten Forscher der »Tscheljuskin« zu retten. Dass er die Naivität der Kinder ernst nahm, brachte ihm eine Einladung zum Max-Ophüls-Preis nach Saarbrücken ein. Der Film wurde dort gezeigt – der Regisseur musste leider zu Hause bleiben.

Jörg Foth hat dann noch in Koregie mit einem Kollegen in Vietnam den Film »Dschungelzeit« (1988) über einen Fremdenlegionär gedreht und 1990 mit »Biologie!« einen der wenigen umweltbewegten DDR-Filme vorgestellt. Bevor er sich überwiegend auf das Gebiet des Kurzfilms begab, setzte Foth 1990 noch einen letzten künstlerischen Markstein bei der Defa. In »Letztes aus der Da Da eR« ließ er die von Steffen Mensching und Hans-Eckardt Wenzel gespielten widerborstigen Clowns die DDR aufräumen, und der Autor Christoph Hein, der Radfahrer Täve Schur und der Bassänger Gerd Wolf trugen in ungewohnten Rollen zum Gelingen bei.

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