Geheime Machenschaften
Von Pierrot BrotonsDie italienische Freimaurerloge »Grande Oriente d’Italia« (GOI) hat am Montag bekanntgegeben, ein am gleichen Tag veröffentlichtes Urteil des römischen Gerichtshofs zur Wahl ihres neuen Großmeisters anzuerkennen und das Amt bis zur Klärung der Formalitäten zu suspendieren. Bei der Abstimmung am 3. März schien zunächst der Unternehmer Leo Taroni das Rennen knapp für sich entschieden zu haben. Nach einer Neuauszählung wurde dann allerdings Antonio Seminario zum Großmeister gekürt, der seit langem Ämter in Freimaurerlogen bekleidete. Taroni und seine Unterstützer legten Einspruch beim Zivilgericht ein. Die abschließende Gerichtsverhandlung zur Klärung der verbleibenden Formalitäten ist für den 27. November angesetzt.
Die Grundsätze, denen sich die Freimaurer verpflichten, sind Würde, Freiheit und Selbstbestimmung des Menschen. Ihre Arbeit richtet sich auf die moralische und spirituelle Neubestimmung des Denkens und Handelns. Nach eigenen Angaben sollen ihre Tätigkeiten zu diesem Zwecke nicht in parteipolitische Angelegenheiten eingreifen, und sie sollen nicht als geheime Verbindung agieren. Demgegenüber ist die Geschichte der italienischen Freimaurer von politischer Unterwanderung und kriminellen Machenschaften gezeichnet.
Die berüchtigste Loge in dieser Hinsicht war die sogenannte Propaganda Due (P2). Sie wurde 1982 aufgelöst und verboten. In den 1970er Jahren hatte sie ein konspiratives Netzwerk aufgebaut, das aus hochrangigen Vertretern von Militär, Medien, Politik, Mafia und Wirtschaft zusammengesetzt war. Laut den Ergebnissen einer parlamentarischen Untersuchung plante die Loge subversive Aktionen, um die politische Ordnung Italiens zu destabilisieren. Ihr Ziel war es, über Attentate und Einflussnahme auf Staat und Gesellschaft einen autoritären Wandel herbeizuführen.
Unter der Führung von Licio Gelli unterstützte die P2 terroristische Gruppierungen und finanzierte Terroranschläge wie das Attentat auf den »Italicus Express« 1974, mit dem Ziel, den Kommunismus in Italien zu bekämpfen. Später wurde Gelli unter anderem wegen der Irreführung in den Ermittlungen zum Prozess des Anschlags von Bologna 1980 für schuldig gesprochen, bei dem 85 Menschen ums Leben kamen. Diese Anschläge fielen in die sogenannte bleierne Zeit (1969 bis 1980), eine Phase terroristischer Gewalt, die auch in Deutschland ihre Spuren hinterließ.
Ab Mitte der 1970er gewann die Organisation zunehmend an politischem Einfluss und vergrößerte die Zahl ihrer Mitglieder beträchtlich. Im Inland zählten hochrangige Vertreter des Militärs, Medienhäuser und Politiker zu den fast 2.400 Mitgliedern. Daneben erstreckten sich ihre Intrigen und Machtspiele auf zahlreiche Länder Südamerikas. Ihre Manipulation kulminierte in der Konzeption des »Piano di rinascita democratica«, übersetzt »Programm der demokratischen Wiedergeburt«. Die Ziele des Programms sahen Reformen und Modifikationen der Verfassung vor, die zu wesentlichen und tiefgreifenden Veränderungen des Staatswesens und öffentlichen Lebens der Bürger führen sollten.
In der jüngsten Vergangenheit wurden erneut Beziehungen zwischen den italienischen Freimaurerlogen und der organisierten Kriminalität offenbar. Giancarlo Pittelli, früheres Mitglied der GOI und Exabgeordneter der ultrarechten Forza Italia, wurde 2023 festgenommen und im Großprozess »Rinascita Scott« wegen krimineller Konspiration und Geldwäsche zu elf Jahren Haft verurteilt. Der Mafiapate Matteo Messina Denaro, der im selben Jahr verhaftet wurde und an einer Krebserkrankung starb, war über sein näheres Umfeld direkt in die Machenschaften der Loge verwickelt.
Am 25. und 26. Oktober trafen sich 31 Delegationen von Freimaurerlogen, darunter der GOI, mit ihrem nun wieder abgesetzten Chef Seminario, zum internationalen Konvent in Berlin, organisiert von den Vereinigten Großlogen von Deutschland, unter der Leitung des deutschen Großmeisters Michael Volkwein.
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