Angriff mit Streik beantwortet
Von Dieter ReinischMehr als 1.000 Ford-Arbeiter in England haben am Mittwoch einen 24stündigen Streik beendet. An den Standorten des Automobilherstellers in Dunton, Stratford, Dagenham, Daventry und Halewood hatten die Mitglieder der Gewerkschaft Unite die Arbeit niedergelegt. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer langwierigen Auseinandersetzung bei Ford UK über Gehalts- und Tarifvertragsänderungen, an der neben Arbeitern auch 1.200 administrative Angestellte beteiligt sind. Entgegen den Forderungen der Gewerkschaft hat Ford seinen Arbeitern keine dauerhafte Gehaltserhöhung angeboten, sondern eine Einmalzahlung für 2024. Ab 2025 will der Konzern zudem für alle Beschäftigten eine »leistungsbezogene Bezahlung« durchsetzen.
Die Gewerkschaft Unite hat gewarnt, dass es weitere Streiks geben wird, wenn es zu keiner Einigung kommt. Unite-Generalsekretärin Sharon Graham nannte es einen »direkten Angriff« auf die Arbeiter in der Automobilindustrie: »Der einzige Grund dafür ist die Gier des Unternehmens«, sagte sie vor Streikbeginn. Ein Sprecher des Unternehmens behauptete gegenüber der BBC, die angebotene Gesamtlohnerhöhung sei »fair und ausgewogen«.
»Die entsetzliche Behandlung unserer Mitglieder durch das Unternehmen hat sie nur noch entschlossener gemacht, gegen diese grausamen und unnötigen Änderungen und für eine faire Gehaltserhöhung zu kämpfen«, so Graham. Der Autokonzern widerspricht ihr: In einer Erklärung von Ford hieß es, »in Anbetracht der allgemeinen Wettbewerbsfähigkeit unseres allgemeinen Gehalts- und Leistungspakets für unsere Mitarbeiter ist das endgültige Unternehmensangebot einer Gesamtgehaltserhöhung von fünf Prozent für 2023/24 fair und ausgewogen«.
Unite hatte bereits am 22. August mit unterschiedlichen Formen des Arbeitskampfes bei Ford begonnen. Nun traten die Gewerkschaftsmitglieder erstmals in den Streik. Unite, die größte Gewerkschaft des Landes, droht in einer Pressemitteilung, dass es weitere Streiks geben werde, wenn es nicht zu einer Lösung komme. Auch andere Berufsgruppen bei Ford befinden sich derzeit in Arbeitskämpfen im Zusammenhang mit ihrer Entlohnung, darunter Hunderte Vorarbeiter. Sie werden ebenfalls von Unite vertreten, doch führen sie derzeit andere Arbeitskampfmaßnahmen durch. Ihre Aktionen haben bereits im Juni begonnen. Doch sie könnten ebenfalls bald die Arbeit niederlegen, denn Ford sieht keinen Grund, verbesserte Angebote zu machen: »Unite hat erschwingliche und vernünftige Gegenvorschläge zur Beilegung der Streitigkeiten vorgelegt, aber Ford weigert sich, in gutem Glauben zu verhandeln«, heißt es auf der Homepage von Unite.
Im vorigen Herbst hatten Ford-Arbeiter in den USA für sechs Wochen die Arbeit niedergelegt. Auch in Kanada kam es zu Streiks. Ford meldete für 2023 einen Nettogewinn von 4,3 Milliarden Dollar bei Einnahmen von 176 Milliarden – eine Steigerung von 11,4 Prozent. Für 2024 wird ein noch besseres Ergebnis erwartet.
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