Boeing gibt nach
Von Klaus FischerBeim US-Flugzeugbauer Boeing wachsen die Hoffnungen auf ein Streikende in der für den Konzern besonders wichtigen Region Pacific Northwest um die Metropole Seattle (Bundesstaat Washington). Am Donnerstag wurde bekannt, dass sich die Unternehmensführung und die verhandelnde Gewerkschaft IAM (International Association of Machinists and Aerospace Workers) auf ein neues Tarifangebot geeinigt haben. Es sieht unter anderem signifikante Lohn- und Gehaltssteigerungen von 38 Prozent über vier Jahre sowie verbesserte Bonuszahlungen vor. Die IAM empfahl den Beschäftigten die Annahme. Am kommenden Montag soll darüber abgestimmt werden.
Es ist inzwischen die dritte Einigung der Gewerkschaft mit dem Konzern, die den Beschäftigten zur Abstimmung vorgelegt wird. Im September hatten diese nahezu geschlossen (94,6 Prozent) das Angebot von 25 Prozent Gehaltssteigerung über den Geltungszeitraum des neuen Tarifvertrags von vier Jahren abgelehnt. Daraufhin musste Boeing nachlegen und bot 35 Prozent sowie eine einmalige Bonuszahlung in Höhe von 7.000 Dollar (ca. 6.440 Euro). Auch dieser Kompromiss wurde von den Streikenden vergangene Woche abgeschmettert.
Die IAM vertritt rund 33.000 streikende Boeing-Beschäftigte in der Region. Angesichts jahrelanger Nullrunden in der Tarifrunde hatten Beschäftigte und Gewerkschaft 40 Prozent mehr Geld gefordert. Jetzt empfahl die IAM eine Annahme des aktuellen Verhandlungsergebnisses. »Wir glauben, dass es nicht richtig wäre, die Mitglieder aufzufordern, länger zu streiken, da wir so viele Erfolge erzielt haben«, hieß es in einer Erklärung der Gewerkschaft, aus der die Nachrichtenagentur AFP am Freitag zitierte.
Von besonderer Bedeutung neben der Forderung nach besserer Bezahlung ist, dass der Konzernriese auch zur verbalen Rücknahme seiner Teile-und-Herrsche-Politik gezwungen scheint: Boeing sagte bereits in einer der ersten Runden zu, neue Modelle in gewerkschaftlich organisierten Werken zu bauen. Das war eine zentrale Forderung der IAM, nachdem der Flugzeugbauer vor mehr als einem Jahrzehnt ein Werk im Bundesstaat South Carolina hochgezogen hatte, in dem es keine Gewerkschaftsvertretung gibt, um das Modell Boeing 787 Dreamliner zu produzieren.
Wie Boeing mitteilte, enthält das Angebot neben dem Gehaltsplus nun eine erhöhte Prämienzahlung von 12.000 Dollar. Das Versprechen des Unternehmens, die nächste Boeing-Flugzeuggeneration in der Region Pacific Northwest zu bauen, wurde bekräftigt und soll im kommenden Jahr umgesetzt werden. Keinen Erfolg hatte die Gewerkschaft mit ihrer Forderung nach der Wiedereinführung eines gewünschten Pensionsplans – was auch die Annahme dieses Angebots in Frage stellen könnte.
IAM und Konzern wollen den Arbeitskampf jetzt offenbar beenden: »Wir rufen all unsere Beschäftigten auf, sich über das verbesserte Angebot zu informieren und am Montag, dem 4. November, darüber abzustimmen«, teilte Boeing mit. Mit dem aktuellen Angebot werde das durchschnittliche Jahresgehalt eines Maschinisten bis 2028 auf gut 119.300 Dollar steigen, derzeit beläuft es sich auf rund 75.600 Dollar.
Boeing hat sich nicht nur durch den Arbeitskampf in eine existenzbedrohende Krise manövriert. Zwar brachte der Streik in der Region seit dem 13. September die Fertigung der Modelle 737 Max und 777 nahezu zum Erliegen. Doch der einstige Weltmarktführer war da schon seit Jahren in Not und das Image ist dank einer beispiellosen Pannenserie schlecht. Jüngst erneut aufgetretene Vorfälle (Triebwerksbrand, Notlandung etc.) haben die Erinnerung an die Abstürze von Maschinen des Typs 737-Max vor etwa fünf Jahren wieder aufgerührt.
Vor allem die auch von der US-Aufsichtsbehörde FAA aufgelisteten Vorwürfe hinsichtlich der mangelnden Qualitätsaufsicht haben das Unternehmen in finanzielle Probleme geführt. Hinzu kam der mysteriöse Tod des Whistleblowers John Barnett, der das Misstrauen dem Konzern gegenüber weiter angeheizt hatte. Barnett war bei Boeing Qualitätsmanager und hatte mit der FAA kooperiert. Im März wurde er vor einem Hotel im Bundesstaat South Carolina in seinem Auto tot aufgefunden. Die Polizei geht von Selbstmord aus.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
Ähnliche:
- 24.10.2024
Boeing steckt in den Miesen
- 25.09.2024
Boeing kassiert Abfuhr von Belegschaft
- 14.09.2024
Neuer Crash bei Boeing
Mehr aus: Kapital & Arbeit
-
Basisgewerkschafter streikwillig
vom 02.11.2024