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Aus: Ausgabe vom 02.11.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Bald auch noch Soldatenfriedhöfe

Zu jW vom 28.10.: »1.000 Kriegsversehrte pro Tag«

Das Gesundheitssystem hat nach der Tätigkeit von Karl Lauterbach und vorher von Jens Spahn schon längst seine Grenzen erreicht. Eine Politik, die darauf aus ist, diesen gesellschaftlichen Sektor endgültig den Regeln der Marktwirtschaft zu unterwerfen, macht diesen Sektor noch kaputter, als er schon ist. Nun kommen die Kriegsplanungen hinzu. Wann hat dieser Wahnsinn ein Ende? Und ist das überhaupt sinnvoll? Vielleicht sollte man diese Kraft in den Ausbau der zivilen medizinischen Infrastruktur investieren. Denn die derzeitige Politik sorgt nicht nur für physische, sondern auch psychische Erkrankungen.

Menschen werden schon dadurch traumatisiert, dass sie am Ende des Monats nicht mehr wissen, wie sie über die Runden kommen sollen. Existenzangst nagt an der Psyche und macht dann körperlich krank. Statt Milliarden in die »Kriegstüchtigkeit« zu pumpen, sollte man dieses Geld der Zivilgesellschaft für einen humanistischen Umbau zur Verfügung stellen. Folgende Fragen stellen sich: Wieso steigt man jetzt planerisch verstärkt in die Nutzung der noch vorhandenen Krankenhäuser als Lazarette ein? Ist der Krieg unvermeidlich? (…) Man wird das Gefühl nicht los, dass die nächste Planungsstufe die Ausweisung von größeren Flächen als Soldatenfriedhöfe sein wird. Und das gilt es jetzt und in Zukunft zu verhindern.

Andreas Eichner, Schönefeld

»Historische Tatsachen«

Zu jW vom 25.10.: »Stimme des Südens«

Bei seiner Rückkehr in seine Heimat wird dem Präsidenten Matamela Cyril Ramaphosa ein kalter Hauch unfreundlicher Realität entgegenkommen. Der größte der kleinen Partner in der »Regierung der Nationalen Einheit« (GNU), die »Democratic Alliance« (DA), nutzte Ramaphosas Teilnahme am historischen Gipfel in Kasan, um herumzustänkern. Der DA-Partei­vorsitzende John Steenhuisen, seines Zeichens Landwirtschaftsminister, meinte, seine antirussischen Ressentiments hinausposaunen zu müssen. Russland, so der DA-Minister, sei »kein Freund und Verbündeter unserer Nation«. Ramaphosa hatte zu Beginn des BRICS-Spitzentreffens an die Rolle der Sowjetunion beim Kampf gegen das Apartheidregime in Südafrika erinnert und dabei Russland als »Freund und Verbündeten« bezeichnet.

Historische Tatsachen wie diese lösen bei Steenhuisen und Co. offenbar die sprichwörtlichen Pawlowschen Reflexe aus. Neoliberale Kräfte wie die DA und einige andere Kleinstparteien sehen ihre »Freunde und Verbündeten« eher in den USA und der EU. Nur: In der GNU-Koalition leitet die Mehrheitspartei ANC die Außenpolitik; in der sind das Bündnis des globalen Südens und die Palästina-Solidarität fest verankert. (…)

Detlev Reichel, Tshwane (Südafrika)

»Das geht anders«

Zu jW vom 26./27.10.: »Guerilla der PKK bekennt sich zu Angriff auf Rüstungsfirma in Ankara«

(…) Da hat sich die HPG der Türkei zu einem Anschlag bekannt. So weit, so gut. Da plant das »Unsterbliche Bataillon« einen Anschlag, vollführt diesen auch und im Bekenntnisschreiben steht ganz lapidar: ›(…) keine Zivilisten ins Visier genommen – abgesehen von einer Person (…)‹. Ein Taxifahrer musste dran glauben, ›aus Notwendigkeit‹! Da geht ein Todeskommando los, bringt einen Taxifahrer um, der höchstwahrscheinlich nichts zur Sache hätte aussagen können. Taxifahrer ist einer der übelsten Berufe in der Türkei, da wird viele Stunden am Tag für die Familie geknechtet, um ein paar Euro reinzubekommen. Meistens noch in einem Alter, wo einem nichts anderes mehr übrigbleibt. Die Familie kann jetzt mal zusehen, wie sie das Überleben gestalten kann. Für das Volk kämpfen, das geht anders.

Helmut Pitschka, Ebern

»Symphonischer Gegenpapst«

Zu jW vom 24.10.: »Komponist als Ärgernis«

Tja, der Anton Bruckner, dumpfkatholisch, mit seinem Kompositionsstil von unerträglicher Kitschigkeit. Es gab etliche solcher Kompositeure im 19. Jahrhundert, als die bürgerliche Klasse sich mit »Schönklang« umgab, einer inneren Todessehnsucht von Isoldes Liebestod, einer Morbidität, wohl ahnend, dass ihre Zeit ablaufen wird. Bruckner hatte das Pech, in den Kulturkampf zwischen Wagner-Exegeten und Brahms-Anhängern zu geraten. Dabei ist der Unterschied zwischen beiden Symphonikern so gravierend wie zwischen Otto Dix und dem Nazimaler Adolf Wissel. Brahms fast schon elitär zu nennende polyphone Stimmführung seiner Themen in den Symphonien stehen die groben Schnitzer der Wohlfühlkompositionen Bruckners gegenüber. Diese banale Chromatik gepaart mit »Schusterflecken«, wobei das Thema um einen Ganz- oder Halbton verschoben wird, um noch einmal von vorn durchgenudelt zu werden – das ist die romantische Ausgabe des Kirchenpopsongs: »Dankää, füa diesen guten Morgään …«, wo nach jeder Stufe der Cantus firmus um einen Ganzton verschoben wird.

Der arme Kerl wurde von den Neudeutschen zum symphonischen Gegenpapst aufgebaut. Hätte es diesen Kulturkampf nicht gegeben, so wäre er heute nur für spezielle Liebhaber ein Begriff und vergessen wie dieser fürchterliche preußische Stahlgewitterorganist Karl Piutti, dessen Werke nur in Reitstiefeln – mit Pickelhaube – und vollem Werk einer Verfallsorgel zu spielen sind. Typisch für den unterirdischen Geschmack eines Kaiser Willi Nr. 2 und der bürgerlichen Klasse, gleichbedeutend mit dem Geschmack der toten Pferde eines Kavallerieregimentes. Das war auch mit ein Grund, warum Bruckner nicht mehr für die DDR-Kultur bedeutend war. Das Publikum liebte ihn zwar, doch aus künstlerischer Sicht war er die Eugenie Marlitt der Musik. Bei einer Aufführung sang ich mit Begeisterung: »Locus iste a Deo c(f)actus est …« Für die lateinunkundigen DDR-Mitbürger übersetzte ich: »Dort auf dem Locus, neben dem Kaktus, steht das Deo.« Bruckner entkleidet im Bad.

Karl Kuntze, Erfurt

Bruckner hatte das Pech, in den Kulturkampf zwischen Wagner-Exegeten und Brahms-Anhängern zu geraten. Dabei ist der Unterschied zwischen beiden Symphonikern so gravierend wie zwischen Otto Dix und dem Nazimaler Adolf Wissel.

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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