Der Bestatterberuf boomt
Von Max OngsiekIn Zeiten wirtschaftlichen Niedergangs setzen Schulabsolventen zunehmend auf eine prosperierende Branche: das Bestattungswesen. Der Beruf des Bestatters boomt, so könnte man mit Blick auf eine Pressemitteilung des Statistischen Bundesamt vom Freitag resümieren. Nüchtern verkündeten die Statistiker, dass »sich zum Jahresende 2023 insgesamt 860 Personen in einer dualen Ausbildung zur Bestattungsfachkraft« befanden, »so viele wie nie zuvor«. In den letzten zehn Jahren habe sich die Zahl der Auszubildenden »mehr als verdoppelt«.
Warum entscheiden sich Jugendliche gerade für einen Berufsstand, dem immer eine Mischung aus Erhabenheit und Obskurität anhaftet? Der aktuellen Shell-Jugendstudie zufolge, ist »bei den Erwartungen an die Berufstätigkeit das Bedürfnis nach Sicherheit« entscheidend. Für »91 Prozent der Jugendlichen ist ein sicherer Arbeitsplatz (sehr) wichtig.« An Bewerbern mangele es nach Angaben der Bestattungsunternehmen jedenfalls nicht. Es fehle nur an ausbildungsberechtigten Betrieben, klagte ein Bestattermeister laut MDR im Sommer.
Auch die Nachfrage steigt kontinuierlich an, weil in der BRD immer mehr Menschen sterben. 2023 rund 1,03 Millionen Menschen, also 15 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. 2013 gab es etwa 894.000 Sterbefälle. Die Beerdigungskosten liegen nach Angaben der Allianz zwischen 4.100 bis 41.650 Euro. Anonyme Bestattungen sind günstiger, die Kosten betragen rund 1.000 Euro.
Laut Statistikamt waren 2022 rund 24.700 Personen bei 4.200 »Handwerksunternehmen im Bestattungshandwerk« tätig, 2,6 Prozent mehr als 2021. Der Branchenriese, die Berliner Ahorn AG, eine Tochter der Ideal-Versicherung, gibt in ihrem »Lagebericht für das Geschäftsjahr 2023« einen von 288 Filialen generierten Umsatz von 93,8 Millionen Euro an, aus dem wiederum ein Konzernergebnis in Höhe von 4,7 Mllionen resultierte.
Auch die kommunalen Kassen verdienen an den lokalen Beerdigungen, sie stellen eine lukrative Einnahmequelle dar. So erzielten die »Kernhaushalte der Städte und Gemeinden in den Flächenländern (ohne Stadtstaaten)« im Jahr 2022 Einnahmen von 918 Millionen Euro aus »Verwaltungs- und Benutzungsgebühren und ähnlichen Entgelten im Friedhofs- und Bestattungswesen.« Laut Statistikamt 4,5 Prozent mehr als 2021 und gut ein Viertel (25,8 Prozent) mehr als zehn Jahre zuvor.
Eine Branche mit hohen Umsätzen also. Profitieren auch die Beschäftigten? Eher nicht. Laut dem Bundesverband der Bestatter verdienen Auszubildende im ersten Ausbildungsjahr magere 649 Euro. Berufsanfänger kommen auf etwa 2.400 Euro brutto. Nach Angaben der Jobbörse Stepstone verdienen Bestatter maximal 3.516 Euro monatlich. Die Auswertung des Statistikamts verdeutlicht zudem, dass der Anteil derjenigen, die als Bestatter geringfügig bezahlt werden, »mit rund einem Drittel (31,4 Prozent) deutlich höher« ausfällt, »als im Handwerk insgesamt (12,1 Prozent)«. Reich wird man in der »Boombranche« also nicht.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
Mehr aus: Kapital & Arbeit
-
Das US-Kapital wählt
vom 04.11.2024 -
Kapital flieht westwärts
vom 04.11.2024 -
VW-Chef findet Sündenbock
vom 04.11.2024