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Aus: Ausgabe vom 04.11.2024, Seite 6 / Ausland
Iran–Israel

Israel erwartet Großangriff

Iran verschärft Rhetorik bezüglich Revanche. US-Regierung schickt noch mehr Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in die Region
Von Knut Mellenthin
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Feindschaft deutlich symbolisiert: Demonstration am Sonntag in Teheran

In Israel herrscht wieder einmal Alarm vor einem iranischen Großangriff. Es wäre nach dem 13. April und dem 1. Oktober mittlerweile schon der dritte. Israelische Medien berichteten am Sonntag, iranische Streitkräfte hätten Aufstellung für den Angriff genommen. Ausgangspunkt war allerdings nur eine unqualifizierte Meldung des Nachrichtensenders Al-Arabiya, der sich lediglich auf unbezeichnete »Quellen« berief, die »mit dem Thema vertraut« seien. Der Sender ist zwar in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten stationiert, ist aber Teil des Medienkonzerns MBC, der saudi-arabischen Investoren gehört.

Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang, dass die irakische Regierung am 20. Oktober das Hauptquartier von MBC in Bagdad geschlossen hat, nachdem es am Vortag von wütenden Demonstranten gestürmt und teilweise in Brand gesetzt worden war. Auslöser: Ein MBC-Sender hatte die von den israelischen Streitkräften ermordeten Hamas- und Hisbollah-Führer als »Terroristen« bezeichnet. Behauptungen von Al-Arabiya können wahr oder wenigstens halbwahr sein, müssen es aber nicht zwangsläufig.

In dem seit mehreren Monaten geführten Schlagabtausch zwischen beiden Ländern hatte die israelische Luftwaffe zuletzt am 26. Oktober Produktionsstätten von Raketen und Stellungen der iranischen Luftabwehr an strategisch wichtigen Objekten angegriffen. Die Darstellungen beider Seiten zu den Ergebnissen unterscheiden sich krass: Iranische Politiker, Militärs und Medien behaupten, der Angriff sei – von geringfügigen Ausnahmen abgesehen – erfolgreich abgewehrt worden. Die israelische Seite hingegen stellt es so dar, als sei die iranische Luftabwehr so entscheidend geschwächt worden, dass sie künftigen Angriffen auf Nuklearanlagen und Zentren der Energiewirtschaft nichts mehr entgegenzusetzen hätte.

Unmittelbar nach dem 26. Oktober hatte die politische und militärische Führung Irans auf die üblichen martialischen Drohungen eines »zerschmetternden Gegenschlags« verzichtet. Das war von westlichen Politikern und Medien so interpretiert worden, dass Iran vielleicht dabei sei, aus einer Eskalationslogik auszusteigen, durch die das Land angesichts des weit überlegenen israelischen Potentials unabsehbar große Schäden erleiden könnte.

Inzwischen ist die iranische Rhetorik aber wieder radikaler. Am Sonntag gab der Oberkommandierende der Revolutionsgarden (IRGC), Generalmajor Hussein Salami, eine Stellungnahme ab, in der er Israel und den USA drohte, sie würden für alle »Aggressionsakte« eine »kieferbrechende Antwort« des »islamischen Widerstands in der Region« bekommen.

Anlass dieser Erklärung war der »Nationale Tag des Kampfes gegen die globale Arroganz«, der an die monatelange Besetzung der US-Botschaft in Teheran hauptsächlich durch Studenten im Jahr 1979 erinnert. In diesem Zusammenhang hatte schon am Sonnabend »Revolutionsführer« Sejjed Ali Khamenei in einer Rede vor Studenten eine ähnliche Formulierung verwendet. Er und Salami ließen allerdings offen, ob Iran sich auch selbst an diesem »Gegenschlag« beteiligen oder ihn vielleicht ausschließlich seinen Verbündeten überlassen will.

Unabhängig davon kündigte das Pentagon am Freitag eine Verstärkung der US-amerikanischen Militärkräfte im Nahen und Mittleren Osten an. Zusätzliche Kriegsschiffe mit Luftverteidigungsraketen, Flugzeuge zum Auftanken in der Luft, eine weitere Staffel Kampfflugzeuge und mehrere Langstreckenbomber vom Typ B-52 sollen »in den nächsten Monaten« in der Region stationiert werden, heißt es ohne genauere Angaben in der Mitteilung von Pressesprecher Patrick Ryder. Verteidigungsminister Lloyd Austin wird mit der Aussage zitiert, die USA würden »jede zur Verteidigung unseres Volkes nötige Maßnahme ergreifen«.

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