Streichliste bei Schaeffler
Von Oliver RastSo wünschen sich Beschäftigte den Auftakt in die Frühschicht: mit einer Hiobsbotschaft. Und da brauchen die Malocher auch keine Extradosis Koffein mehr als Wachmacher. Bosse reichen. Wie beim Automobilzulieferer Schaeffler aus dem mittelfränkischen Herzogenaurach. Der Vorstand verkündete am Dienstag morgen, Jobs zu streichen, Standorte zu schließen. Nonchalant. Im Firmensprech klingt das laut Mitteilung gleichentags wie folgt: Die Chefetage der Schaeffler AG habe »strukturelle Maßnahmen mit regionalem Fokus auf Deutschland und Europa beschlossen, die auf eine langfristige Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit zielen«.
Auf dem Abwrackzettel steht etwa der »Bruttoabbau« von rund 4.700 Stellen in Europa, davon zirka 2.800 in der BRD. Das wird die Belegschaft in zehn Werken hierzulande betreffen, in fünf weiteren in Europa, zwei Fabriken will die Unternehmensspitze dichtmachen. Und das, nachdem erst im Oktober Schaeffler den Antriebsspezialisten Vitesco geschluckt hatte. Die Belegschaftsstärke stieg um 35.000 auf weltweit 120.000. Die Fusionsreklame »Stronger together« als Mogelpackung.
Horst Ott findet das zynisch. Der Bezirksleiter der bayerischen IG Metall (IGM) forderte am Dienstag seitens Schaeffler, mit Betriebsrat und IGM »Gespräche über Alternativen zum Stellenabbau aufzunehmen«. Der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Ulrich Schöpplein, beklagte ferner, dass längst »Maßnahmen wie Kurzarbeit und Arbeitszeitabsenkungen mit Entgelteinbußen laufen, um die Situation zu entschärfen«.
Besonders im Visier der Konzernvollstrecker sind der IGM zufolge die Standorte in Steinhagen in NRW und Hameln in Niedersachsen. Aber auch die Produktionsstätte von Vitesco im oberpfälzischen Regensburg, weiß Rico Irmischer, Erster Bevollmächtigter der IGM Regensburg. Allein dort sollen 734 Jobs wegfallen, rund jeder vierte Kollege. Ein »radikaler Schlag« und »plumper Pannenplan« zugleich.
Drohen betriebsbedingte Kündigungen? Ausgeschlossen ist das nicht. Denn jene »sollen vermieden werden«, der Stellenabbau »möglichst sozialverträglich erfolgen«, sagte Schaefflers Kommunikationsleiterin Christina Weiler am Dienstag zu jW. Viel Konjunktiv, beruhigend klingt das nicht. Eher nach weiteren Hiobsbotschaften zur Frühschicht.
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