Pflege ist hier vor allem Bürokratie
Von Susanne KnütterVor dem Hintergrund einer älter werdenden Gesellschaft haben sich Wissenschaftler der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften die Frage gestellt, was geschehen muss, damit die Pflege dauerhaft und gut geleistet werden kann. Am Dienstag präsentierten sie ihre Ergebnisse für die »Zukunft der Pflege«, die sie auch in dem Band »Denkanstöße aus der Akademie« festgehalten haben. Viele Empfehlungen entsprechen dem, was Verdi und Sozialverbände seit Jahren fordern, wie etwa am Bedarf ausgerichtete Personalschlüssel oder einen finanziellen Ausgleich für pflegende Angehörige. Andere Vorschläge der Akademiker würden Gewerkschafter und einige Sozialverbände sicherlich nicht unterschreiben: Dazu gehört die Einrichtung von Pflegekammern als berufsständische Vertretung, die sich zwar in fachlichen Angelegenheiten äußern können, aber nicht die gleiche Durchsetzungskraft besitzen wie eine Gewerkschaft. Ähnlich dürfte es bei der Empfehlung sein, kleine Krankenhäuser in bedarfsorientierte Gesundheitszentren umzuwandeln. Damit liegen die Akademiker im großen und ganzen auf Linie mit den Plänen der Bundesregierung, wenngleich ihr Anspruch einer interprofessionell ausgerichteten Versorgung den Zentralisierungs- und Spezialisierungsplänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach widerspricht.
Viele Hinweise sind indes wichtig. So merkte Annette Grüters-Kieslich von der Universitätsmedizin der Charité an, wie bürokratisch hierzulande mit Pflegebedürftigkeit umgegangen wird: Der medizinische Dienst gibt einem Menschen »den Stempel pflegebedürftig« und »danach wird abgearbeitet«. Der Molekularbiologe Andreas Radbruch berichtete vom Zusammenhang von Rheumaerkrankungen und Psyche. Erinnert wurde an die in anderen Ländern gängigen »community health nurses«, die bei der Vorsorge von Pflegebedürftigkeit helfen können.
Die Autorinnen und Autoren der »Denkanstöße« machten deutlich, Fürsorge ist wesentlich mehr als Pflege – aber auch die ist höchst anspruchsvoll. »Als Pflegekraft ist man ständig unterwegs in Scham- und Tabuzonen«, sagte Bernadette Klapper vom Berufsverband für Pflegekräfte. Unter dem Strich sei Fürsorge eine Frage der Qualifizierung und der Arbeitsbedingungen. Könnten Robotik und KI helfen? Bei der Dokumentation von Arbeitsschritten mit Sicherheit. Bei der Pflege (bisher) eher nicht. Daher biete die Industrie »Kuschelroboter« an, die betagten Menschen »vermeintlich zuhören«. Die Lösung ist das nicht. Auch nicht mit Blick auf eine Viertelmillion fehlende Pflegekräfte innerhalb der kommenden 25 Jahre.
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