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Aus: Ausgabe vom 06.11.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Energiemarkt

»OPEC plus«-Staaten: Förderkürzung bleibt

Acht Mitglieder der Erdölallianz haben die Anhebung ihrer Förderung auf Ende Dezember verschoben
Von Knut Mellenthin
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Manche Medien nannten es einen Sprung. Aber es war eher ein Hüpfer, als die Ölpreise Anfang der Woche um bis zu vier Prozent anstiegen. Der international wichtigste Orientierungswert Brent wurde am Dienstag morgen mit etwas über 75 US-Dollar pro Barrel gehandelt. Wie lange das so bleibt, ist ungewiss. Der Preis bewegt sich immer noch deutlich unter dem Durchschnittspreis des dritten Quartals, der bei 80 US-Dollar und damit um sechs US-Dollar pro Barrel unter dem Preis des gleichen Zeitraums im Vorjahr lag.

Anlass des leichten Preisauftriebs seit Montag war eine Pressemitteilung der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) am Sonntag: Acht Staaten der Arbeitsgemeinschaft »OPEC plus« haben eine geplante, ohnehin geringfügige Anhebung ihrer Erdölförderung zum zweiten Mal verschoben, nunmehr auf Ende Dezember. Es handelt sich um Saudi-Arabien, Russland, Irak, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Kasachstan, Algerien und Oman.

Der Hintergrund ist: Zusätzlich zu den Produktionsbeschränkungen, die von der »OPEC plus« für jedes einzelne der beteiligten 22 Länder festgelegt werden, hatten sich die acht Staaten im November 2023 zu »freiwilligen« Kürzungen in einer Gesamthöhe von 2,2 Millionen Barrel pro Tag verpflichtet. Am 2. Juni gaben sie ihre Absicht bekannt, diese Maßnahme ab Oktober bis Ende September 2025 in monatlichen kleinen Schritten rückgängig zu machen. Zum Verständnis der Größenordnung: Der globale Bedarf an Rohöl liegt gegenwärtig zwischen 102 und 103 Millionen Barrel pro Tag, die weltweite Förderung um mindestens eine halbe Million Barrel pro Tag höher.

Der Beschluss vom 2. Juni war mit dem Vorbehalt verbunden, seine Durchführung »entsprechend den Marktbedingungen« jederzeit unterbrechen oder rückgängig machen zu können. Anfang September teilten die beteiligten Staaten die Verlängerung ihrer »freiwilligen« Kürzungen bis Ende November mit. Sie reagierten damit auf das anhaltend niedrige Niveau der Erdölpreise. Weil sich daran nach allgemein geteilten Prognosen in den nächsten Monaten nichts ändern wird, ist eine dritte Verlängerung im Dezember wahrscheinlich. Sicher ist das jedoch nicht. Vor allem über ein mögliches Ausbrechen Saudi-Arabiens aus der Gruppendisziplin wird immer wieder spekuliert. Insgesamt wird die ungenutzte Reserve, um welche die Staaten der »OPEC plus« ihre Produktion steigern könnten, auf rund fünf Millionen Barrel pro Tag geschätzt.

Die Risiken für Produktion und Transportwege des Erdöls, die sich aus den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten ergeben, haben sich bisher nicht preistreibend ausgewirkt. Entscheidend dafür ist die Tatsache, dass der globale Bedarf gegenwärtig und wohl auch in absehbarer Zukunft nur noch langsam wächst. Die hauptsächlich von Staaten der westlichen Allianz getragene International Energy Agency (IEA) mit Sitz in Paris rechnet in ihrem Oktoberbericht mit einem Wachstum des globalen Bedarfs um 900.000 Barrel pro Tag und einer Million Barrel pro Tag im nächsten Jahr. Das ist erheblich weniger als der Zuwachs um rund zwei Millionen Barrel pro Tag, der im Zeitraum 2022 bis 2023 nach dem Auslaufen der Coronakrise zu verzeichnen war.

Die geringe Zunahme des globalen Bedarfs an Erdöl ist auf die anhaltende Ungewissheit über die wirtschaftliche Entwicklung zurückzuführen, insbesondere in den USA und China, die an der Spitze des Verbrauchs stehen. Zudem macht sich auch die Trendwende zu anderen Formen der Energiegewinnung bemerkbar, die wahrscheinlich dauerhaft sein wird.

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