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Aus: Ausgabe vom 07.11.2024, Seite 1 / Titel
US-Wahlen

Tanz den Donald Trump

Nach Wahlsieg des Immobilienhais klettern Börsenkurse im Westen. Freunde der US-Kriege sind dagegen nicht begeistert
Von Arnold Schölzel
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Darf ich bitten? Beim New York Young Republican Club wird am Mittwoch gefeiert

Am Mittwoch mittag meldete Reuters: »Trumps Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl befeuert die Wall Street und lässt die S&P-Futures um mehr als zwei Prozent auf ein Rekordhoch klettern.« Die Spekulanten hoffen auf mehr Reichtum für Reiche, insbesondere auf weniger Unternehmenssteuer. Trump will die Körperschaftssteuer von 21 Prozent auf 15 Prozent senken.

An den Börsen in Frankfurt am Main, London, Paris, Rom, Tokio und Sydney war die Stimmung ähnlich gut. Trotz der angeblich negativen Auswirkungen einer zweiten Amtszeit Trumps auf die deutschen Exporte stieg der Dax zeitweilig um 1,6 Prozent und kratzte am Rekordhoch. Nur chinesische Börsen verzeichneten ein leichtes Minus. Reuters zitierte einen Banker mit den Worten: »Denn China ist Trumps Lieblingsziel für höhere Zölle.« Trumps Rückkehr beflügelte auch den US-Dollar, schwächte den Euro und nagte dem Goldpreis etwa 1,5 Prozent weg. Die Kryptowährung Bitcoin, die Trump zur nationalen US-Reserve machen will, kletterte auf 75.389 US-Dollar – neuer Rekord.

Verlierer an den Börsen waren die deutsche Autoindustrie (mehr als minus sechs Prozent) und Windkraftkonzerne (neun Prozent minus). Trump will hohe Zölle auf Autoimporte erheben und am ersten Tag im Amt per Dekret Windparkvorhaben streichen. Die Aktien des Elektroautoherstellers Tesla stiegen bereits vor Börsenöffnung in New York um 15 Prozent und machten den Trump-Intimus Elon Musk rechnerisch um knapp 16 Milliarden US-Dollar reicher. Die 75 Millionen US-Dollar, die der reichste Mensch der Welt für Trumps Wahlkampf ausgegeben haben will, waren gut investiert. Für Anteilseigner erfreulich, stiegen auch die Aktien der in Russland tätigen österreichischen Raiffeisen-Bank International (RBI) an der Wiener Börse um bis zu zehn Prozent. Laut Reuters wird spekuliert, RBI könne von einer russlandfreundlicheren Politik Trumps profitieren, »vor allem die Aussicht auf Frieden in der Ukraine« lasse die Anleger zugreifen.

Kriegstreiber wie der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) reagierten entsprechend kühl auf den Sieg Trumps, dem viele, aber nicht alle US-Kriege zu kostspielig sind. Vor Journalisten äußerte Scholz in Berlin: »Gemeinsam können wir viel mehr durchsetzen als gegeneinander.« Das von ihm für möglich gehaltene »Gegeneinander« fällt in die Rubrik »Hirngespinst«. Einen ähnlich deutsch-imperialen Rappel hatte CDU-Chef Friedrich Merz, der von »Europa« verlangte, jetzt »weltpolitikfähig« zu werden. Glückwünsche erhielt Trump von so ziemlich überall, aber nicht vom russischen Präsidenten Wladimir Putin, anders als vor acht Jahren. Dessen Sprecher Dmitri Peskow erinnerte in Moskau daran, dass es sich bei den USA um ein »unfreundliches Land« handele, »das sowohl direkt als auch indirekt in einen Krieg gegen unseren Staat verwickelt ist«.

Erfreut über den Triumph ihres Geistesverwandten zeigten sich Rassisten, Faschisten, Migrantenhasser und sonstige Menschenfreunde in Westeuropa: die AfD-Kovorsitzende und ehemalige Goldman-Sachs-Bankerin Alice Weidel (»Vorbild«), die Französin Marine Le Pen (»neue politische Ära«), Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (»gemeinsame Werte«) oder Ungarns Premier Viktor Orbán (»schöner Sieg«). Als die Band »Deutsch Amerikanische Freundschaft« 1981 ihren Dada-Song »Tanz den Mussolini« herausbrachte, ahnte sie nicht, dass das Hinternbewegen noch einmal richtig losgeht.

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  • Leserbrief von Rainer Erich aus Potsdam (7. November 2024 um 12:19 Uhr)
    Nun also Großmaul Trump 2.0. Seine »America First«-Politik wird der Welt mehr und nicht weniger Konflikte bringen. Einschließlich kriegerischer Auseinandersetzungen, denn weder Russland noch China, Iran oder andere Länder, z. B. des globalen Südens werden sich von dem Imperialisten Trump diktieren lassen, wie sie leben, was sie denken und wodurch sie ihr Land zu entwickeln gedenken. Bleibt abzuwarten, wie sich Trump zum Ukraine-Konflikt platziert. Kaum vorstellbar, dass er sich an sein diesbezügliches »Geschwätz von gestern« erinnert.

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