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Aus: Ausgabe vom 07.11.2024, Seite 1 / Inland
Sachsen nach der Wahl

Kurs auf Minderheitsregierung

Sondierungsgespräche zwischen CDU, SPD und BSW in Sachsen gescheitert
Von Nico Popp
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Michael Kretschmer (Mitte) bleibt jetzt nur noch die Option, die einflussreiche Akteure in der sächsischen CDU ohnehin favorisiert haben: Die Bildung einer Minderheitsregierung (Dresden, 6.11.2024)

In Sachsen wird es keine Regierung aus CDU, SPD und BSW geben. Die Sondierungsgespräche, die am 22. Oktober begonnen hatten, sind ergebnislos abgebrochen worden, teilte das BSW am Mittwoch mit. Nach drei Treffen zum Thema Krieg und Frieden warf das BSW den beiden anderen Parteien vor, insbesondere einer friedenspolitischen Positionierung nicht zustimmen zu wollen. »Wer so Politik macht, verliert die Menschen im Land«, erklärte die Landesvorsitzende Sabine Zimmermann.

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) machte umgehend BSW-Chefin Sahra Wagenknecht für das Scheitern der Gespräche verantwortlich. »Dass Frau Wagenknecht ihren sächsischen Leuten so die Beine stellt, ist keine gute Entwicklung«, sagte er. Ihm zufolge kam der Abbruch der Gespräche überraschend. Die Entscheidung sei in Berlin gefallen. Kretschmers Aussagen folgen der Linie, auf der zuletzt auch der Konflikt des Thüringer BSW-Landesverbandes mit der Bundesspitze von politischen Konkurrenten und vielen Medien kommentiert worden ist: Es sei Wagenknecht, die die »Pragmatiker« vor Ort daran hindere, zu Verabredungen zu kommen.

Ohne und gegen die AfD, die bei der Landtagswahl am 1. September 30,6 Prozent der Stimmen holte, käme die CDU nur mit SPD und BSW auf eine parlamentarische Mehrheit. Da diese Option nun wegfällt (und die CDU eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei weiter ausschließt), kann Kretschmer nun lediglich noch versuchen, eine Minderheitsregierung zu bilden.

Bereits am Dienstag hatte er sich mit dem AfD-Partei- und Fraktionschef Jörg Urban zu einem »vertraulichen« Gespräch getroffen. Während eine direkte Zusammenarbeit der CDU mit der AfD vorerst weiter ausgeschlossen scheint – auch Kretschmer persönlich hat sich in dieser Hinsicht klar festgelegt –, darf das Treffen im Lichte der Neuigkeiten vom Mittwoch durchaus als atmosphärische Vorbereitung einer CDU-Minderheitsregierung verstanden werden, die dann im Landtag im Zweifelsfall auch AfD-Stimmen akzeptiert. Laut Landesverfassung muss ein Ministerpräsident innerhalb von vier Monaten nach der Konstituierung des neuen Landtages gewählt werden – also bis zum Februar 2025.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Markus P. aus Frankfurt (7. November 2024 um 07:03 Uhr)
    Wenn Leute, deren Wahlerfolg in drei Ländern maßgeblich vom Friedensthema und der Popularität ihrer Bundespartei abhing, deren Wahlerfolg wiederum bei der Unionswahl¹ und kommend bei der Bundestagswahl fast ausschließlich vom Friedensthema abhing(e), nach der Wahl dieses Thema in die Tonne kloppen (täten), dann ist/wäre das kein Pragmatismus, sondern Betrug am Wähler und politischer Selbstmord.

    ¹ Von Europawahl zu sprechen ist unangemessen, da die EU nur 17 % der Europafläche und 61 % ihrer Bürger umfasst.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (6. November 2024 um 20:04 Uhr)
    Fragt mal Herrn Kretschmer, ob er den Unterschied zwischen Pragmatismus und Opportunismus kennt. Ob es viel nutzt, einen Opportunisten so etwas zu fragen, ist eine andere Frage.