Rabat zufrieden mit Trump
Von Jörg TiedjenDas Ergebnis der Präsidentschaftswahlen in den USA kommt der marokkanischen Monarchie gelegen, zumal es ausgerechnet am Jahrestag des sogenannten Grünen Marsches verkündet wurde. Denn kurz vor dem Ende seiner ersten Amtszeit hatte der Gewinner Donald Trump noch einen seiner berüchtigten Deals eingefädelt: Marokko nahm normale diplomatische Beziehungen zu Israel auf – im Gegenzug unterschrieb Trump ein Dekret, in dem er Rabats Souveränität über die Westsahara anerkannte. Die Grußbotschaft König Mohammeds VI. an den alten und kommenden US-Präsidenten war daher mehr als nur eine Geste.
Beim »Grünen Marsch«, einer riesige Propagandaaktion, waren Hunderttausende eigens dafür angekarrte Marokkaner im Herbst 1975 in die Westsahara einmarschiert, um sie symbolisch »heim ins Königreich« zu holen. Schon vorher aber waren marokkanische Armeeverbände in die alte spanische Kolonie eingerückt und hatten begonnen, sie ohne Rücksicht auf die einheimischen Sahrauis zu annektieren.
Die Gewalt der Besetzung war auch kurz vor dem Jubiläum am Mittwoch erneut offenbar geworden. Am Dienstag hatten sahrauische Quellen einen neuen marokkanischen Angriff in den von der Westsahara-Befreiungsfront Polisario kontrollierten Gebieten gemeldet. Vier zivile Fahrzeuge aus Mauretanien sollen von einer Drohne beschossen worden sein, ohne dass aber Opfer zu beklagen gewesen seien. Die marokkanische Nachrichtenseite Yabiladi sprach allerdings von einem Konvoi der Polisario-Front sowie drei Toten und zwei Verletzten.
Am Montag war berichtet worden, dass zwei Norweger aus den von Marokko besetzten Gebieten ausgewiesen wurden. Sie hatten sich über die Menschenrechtslage informieren wollen. Schon in der Woche zuvor waren zwei norwegische Aktivisten von dort abgeschoben worden. Denn Rabat gestattet seit nunmehr neun Jahren nicht einmal Delegationen des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, die besetzte Westsahara zu besuchen. Bei der Unterdrückung der Sahrauis duldet Marokko keine Zeugen.
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