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Aus: Ausgabe vom 09.11.2024, Seite 1 / Titel
Klimawandel

Amazonas verdurstet

Mehr als 420.000 Kinder sind laut UNICEF von einer Rekorddürre im südamerikanischen Regenwaldgebiet betroffen. Derweil jagt ein Tropensturm den nächsten
Von Wolfgang Pomrehn
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Kinder auf einer Sandbank des Rio Madeira, September 2024

Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF schlägt Alarm. Mehr als 420.000 Kinder in Brasilien, Kolumbien und Peru leiden unter einer schweren Dürre, die das Amazonasbecken bereits im zweiten Jahr in Folge heimsucht. Nie zuvor waren die Wasserstände im Amazonas und in seinen Nebenflüssen so niedrig wie derzeit. In Kolumbien sind die Pegel um 80 Prozent gesunken. Das hat dramatische Konsequenzen für die oft indigenen Menschen in der Region. Die Flüsse liefern ihnen Fisch, Bewässerungswasser für ihre kleinen Äcker, sie sind Trinkwasserquelle und unverzichtbare Transportwege. Allein in Brasilien hätten 1.700 Schulen und 760 Gesundheitsstationen schließen müssen oder seien zumindest für die meisten Kinder unerreichbar. Im brasilianischen Teil des Regenwaldes haben bei einer jüngsten Befragung durch UNICEF die Hälfte der Familien angegeben, dass ihre Kinder derzeit nicht zur Schule gehen können.

Auch aus Peru berichtet die Organisation von der Schließung von Gesundheitsstationen. Außerdem nehme überall in der Region die Gefahr von Unterernährung erheblich zu. Besonders betroffen seien ohnehin schon gefährdete indigene Gemeinschaften. Im Vorfeld der am Montag im aserbaidschanischen Baku beginnenden 29. UN-Klimakonferenz fordert UNICEF, dass in Zeiten des Klimawandels wesentlich mehr Geld für die Bedürfnisse der besonders betroffenen Kinder bereitgestellt werden müsse. Diese Frage sei auf allen Ebenen in die Entscheidungsprozesse in Sachen Klimaschutz einzubeziehen.

Verschiedene Studien haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass das Ökosystem des Amazonasregenwaldes bereits kurz vor dem Zusammenbruch stehen und sich in eine Trockensavanne verwandelt könnte. Am Freitag warnte UN-Generalsekretär António Guterres in der britischen Zeitung Guardian mit Blick auf die Klimakonferenz davor, dass die Welt sich auf verschiedene derartige Kippunkte zubewege und deren Gefahren noch immer unterschätzt werden.

Derweil hatte Kuba, zwei Wochen nachdem ein erster Tropensturm über die Insel gekommen war, erneut unter dem Durchzug eines Hurrikans zu leiden, der inzwischen die mexikanische Küste bedroht. Auch auf den Philippinen reiht sich Taifun an Taifun. Am Donnerstag zog dort der Tropensturm »Yinxing« durch, bereits der 13. in diesem Jahr und der dritte in weniger als einem Monat. Im Durchschnitt ziehen jährlich acht bis neun von ihnen über den Inselstaat, heißt es beim Wetterdienst in Manila. Taifune und Hurrikane – zwei Begriffe für das gleiche Phänomen in unterschiedlichen Weltregionen – entwickeln sich über den warmen subtropischen Meeren. Die Gewässer weisen aufgrund des Klimawandels derzeit sowohl um die Philippinen als auch um Kuba herum weit überdurchschnittliche Temperaturen auf.

Hierzulande meldete der Deutsche Wetterdienst am Freitag, dass die vergangenen zehn Jahre um durchschnittlich 2,3 Grad Celsius wärmer gewesen sind als die Jahrzehnte von 1881 bis 1910. In Österreich und in der Schweiz war es sogar um 2,9 beziehungsweise 2,8 Grad Celsius wärmer. Die Folgen seien unter anderem eine drastische Zunahme der Hitzebelastung, weniger Schnee in tiefen Lagen, mehr Ereignisse mit Starkregen und ein höheres Risiko für Dürreperioden. Durch konsequenten globalen Klimaschutz könnten sich die Durchschnittstemperaturen in Mitteleuropa etwas über dem derzeitigen Niveau einpendeln. Andernfalls könnten sie um weitere 1,5 bis 4,5 Grad Celsius steigen.

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