Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Dienstag, 24. Dezember 2024, Nr. 300
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 11.11.2024, Seite 16 / Sport
Falscher Acker

Glück

Von René Hamann
486990398.jpg
Schwein gehabt: Benyamin Faraji (r.) gegen Wang Chuqin (8.10.2024)

Das Glück is a Vogerl, sagt man in Wien. Das Glück ist eine Bitch, würde man in Berlin sagen. Leider ist Tischtennis eine Sportart, in der das Glück eine sehr große Rolle spielt, besonders in den unteren Regionen, in denen auch ich spiele. Später lernt man, wie man Netz- und Kantenbälle noch im Spiel hält. (Auf Youtube kann man sehen, wie der Weltranglistenerste Wang Chuqin gegen den 14jährigen Iraner Benyamin Faraji verliert: Letzterer hatte auch sehr deutlich das Glück auf seiner Seite.)

Langenzersdorf, Ende Oktober: Langenzersdorf ist ein Vorort von Wien, der aus historischen Gründen sportlich in Wien organisiert ist. Ein Straßendorf mit Au, vielleicht so etwas wie Königs Wusterhausen, und inmitten der Au, irgendwo tief im Wald – so tief, dass das Navi es nicht findet –, befindet sich ein Jugendzentrum, das auch den ATUS beheimatet, den örtlichen Tischtennisverein. Dort hatten wir kürzlich ein Auswärtsspiel.

Langenzersdorf spricht man übrigens Lang-Enzersdorf und nicht etwa Langen-Zersdorf. Aber egal. In meinem zweiten Match (das erste hatte ich gewonnen, nachdem ich vier Matchbälle abwehren konnte) tat ich mich sehr schwer, weil mein Gegenüber ein begnadeter Ping-Pong-Spieler war, der halbhohe, lange Bälle ohne jeden Schnitt oder Spin spielte, dafür recht genau. Die Art Lieblingsgegner, von dem man weiß, dass man ihn eigentlich schlagen müsste: Aber es stand schnell 2:1 in Sätzen für ihn.

Nun kam der vierte Satz, und ich war drauf und dran, ihn zu kontrollieren. Doch statt 11:5 für mich stand es 9:7, weil er zwei Bälle, die eigentlich weg waren, an Tischkante und am Netz plazieren konnte. Kam noch eine Fehlangabe hinzu, einen Ball an den Finger, und der Vorsprung war weg. Am Ende hieß es 9:11.

Nun gibt es mehrere Regeln, um trotz Pech Erfolg zu haben: Zum einen muss man durchspielen und sich nicht vom Schicksal ärgern lassen. Das lernt man im Fußball – benachteiligt dich der Schiedsrichter, musst du halt noch besser spielen.

Zum zweiten: Der vierte Satz ist der vielleicht wichtigste Satz im Spiel. Zieht man nach Rückstand in den Entscheidungssatz ein, hat man das Momentum auf seiner Seite.

Dritte Regel: Das Glück unterliegt dem Gesetz der, sagen wir: Vorsicht. Leute, die viel schupfen, die plaziert spielen, die flach spielen, haben häufiger das Glück auf ihrer Seite als Leute, die auf Topspin und Abschlag spielen.

Vierte Regel: siehe oben. Das Glück ist eine Bitch. In dem Match verließ es mich, im nächsten kam es in der Verlängerung des ersten Satzes wieder. Ich wehrte einen Satzball mit einem Kantenball ab und gewann den Satz mit einem Netzroller. Am Ende hieß es 3:0 für mich.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Mehr aus: Sport