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Aus: Ausgabe vom 12.11.2024, Seite 7 / Ausland
Ukraine-Konflikt

Anruf bei Putin

Gewählter US-Präsident Donald Trump nahm offenbar Konktakt zum russischen Staatschef auf. Staudamm westlich von Donezk gesprengt
Von Reinhard Lauterbach
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Schon fast alte Bekannte: Trump (r.) mit Russlands Präsident Putin auf G20-Gipfel (Osaka, 28.6.2019)

Ein angebliches Telefongespräch Donald Trumps mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin sorgt für Spekulationen, wie der gewählte US-Präsident sein Versprechen wahr machen will, den Konflikt in der Ukraine nach seiner Amtseinführung rasch zu beenden. Laut Washington Post soll Trump am vergangenen Donnerstag Putin angerufen und unter Verweis auf die militärische Stärke der USA gewarnt haben, den Krieg bis zu seiner Amtseinführung zu eskalieren. Zwar dementierte der russische Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow am Montag, dass das Telefonat überhaupt stattgefunden hat. Doch anscheinend gibt es auf US-Seite tatsächlich Überlegungen zu einem »Einfrieren« des Kriegs. So hatte das Wall Street Journal am Mittwoch davon geschrieben, dazu könnte eine entmilitarisierte Pufferzone von 150 Kilometern Tiefe eingerichtet und die Ukraine auf mindestens 20 Jahre nicht in die NATO aufgenommen werden.

Anzeichen für eine »Eskalation« sehen laut New York Times US-amerikanische und ukrainische Experten allerdings im russischen Gebiet Kursk. Dort stünden 50.000 Soldaten aus Russland und Nordkorea für eine Gegenoffensive bereit, um die Ukraine von russischem Staatsgebiet zu verdrängen, schrieb die Zeitung am Sonntag. Die Koreaner würden sich als Angehörige des sibirischen Volks der Burjaten ausgegeben. Sie seien in russische Uniformen gekleidet und mit leichten Infanteriewaffen ausgerüstet. Informanten der Zeitung aus dem Pentagon sagten, die dort versammelte Truppe bestehe aus 40.000 frisch aufgestellten Russen sowie 10.000 Koreanern. Ihnen drohten wegen des Fehlens schwerer Waffen schwere Verluste, schätzen die zitierten Experten ein. Aber wahrscheinlich habe sich Pjöngjang bereit erklärt, jeden Monat bis zu 15.000 neue Soldaten nach Russland zu schicken. Unabhängig zu überprüfen sind die Berichte einstweilen nicht – niemand hat die Koreaner bisher an der Front gesehen.

Im Donbass ist am Montag unterdessen der Damm des Stausees von Kurachowe westlich von Donezk gesprengt worden. Augenzeugen berichten in Medien beider Seiten, derzeit überschwemme das Wasser mehrere Dörfer, die kurz vor der Einnahme durch Russland gestanden hätten. Wer die Sprengung veranlasst hat, ist unklar: Russland beschuldigt die Ukraine, so den eigenen Vormarsch stoppen zu wollen, während Kiew behauptet, Moskau beabsichtige, dadurch die zur Versorgung der ukrainischen Truppen in Kurachowe nötigen Straßen unpassierbar zu machen.

Der jetzt auslaufende Stausee war in den 1930er Jahren zur Kühlung des damals errichteten Kohlebergwerks von Kurachowe gebaut worden. Von der Anlage stehen nach ukrainischen Angaben inzwischen nur noch die Mauern. Alle beweglichen Einrichtungsgegenstände habe die Ukraine seit dem Frühjahr abmontiert, um damit Zerstörungen in anderen Kraftwerken zu reparieren. Das Kraftwerk war seit der Zerstörung einer Brücke, über die Kohle als Rohstoff befördert wurde, durch russische Fliegerbomben im Sommer sowieso nicht mehr funktionsfähig, und eine Reparatur sei angesichts der Frontnähe der Stadt nicht möglich gewesen, wird der Direktor der Anlage zitiert.

Weiter nördlich im Bezirk Charkiw nähern sich russische Truppen offenbar südlich von Kupjansk dem aufgestauten Flusslauf des Oskol. Die ukrainischen Behörden ordneten die Zwangsevakuierung von mehreren tausend erwachsenen Bewohnern der Gemeinde Borowa auf dessen östlichem Ufer an. Nördlich der Vormarschzone hat Russland anscheinend die Brücken über den Fluss zerstört, so dass sich die ukrainischen Truppen in der Region nicht mehr nach Westen zurückziehen können und auch ihre Versorgung erschwert ist.

Das britische Magazin The Economist berichtete am Wochenende, dass Russland bis Neujahr in der Lage sein könnte, das gesamte Gebiet Donezk zu erobern und an die Grenze zum Bezirk Dnipropetrowsk vorzustoßen. Vom Raum Kurachowe aus seien es bis zu dieser Grenze noch 34 Kilometer Luftlinie. Nach von der Zeitschrift angestellten Berechnungen kontrolliert Russland inzwischen 98 Prozent des Gebiets Lugansk, 70 Prozent des Gebiets Donezk und jeweils 72 Prozent der Bezirke Saporischschja und Cherson.

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