Klimawandel mit Turbo
Von Wolfgang PomrehnCeleste Saulo, Präsidentin der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), brachte es auf den Punkt: »Das Klima sendet SOS.« Befeuert von immer weiter steigenden Treibhausgasmengen in der Atmosphäre hat der Klimawandel einen »Turbo« eingelegt, so die neueste WMO-Klimabestandsaufnahme, die Saulo am Montag vor der Presse in Aserbaidschans Hauptstadt Baku vorstellte. Dort versammeln sich in dieser Woche Vertreter fast aller Saaten zur diesjährigen UN-Klimakonferenz (Conference of the Parties, COP).
Die zehn Jahre zwischen 2015 und 2024 waren die wärmsten je beobachteten, und sowohl das Tempo des Gletschertauens, der Anstieg des Meeresspiegels als auch die Erwärmung der Ozeane beschleunigt sich. Außerdem nehmen die Wetterextreme mehr und mehr zu. Von Juni 2023 bis September 2024 hat jeder einzelne Monat einen neuen Temperaturrekord aufgestellt, einige davon mit großem Abstand, so der WMO-Bericht.
2023 war bereits mit deutlichem Abstand das bisher wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, aber die Meteorologen gehen davon aus, dass es 2024 übertroffen wird. Von Januar bis September 2024 lag die globale Durchschnittstemperatur 1,54 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Saulo betonte allerdings, dass damit noch nicht das in der Pariser Klimaübereinkunft definierte Ziel verfehlt sei. In dieser hatten sich die Staaten darauf geeinigt, die globale Erwärmung »möglichst« auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu beschränken.
Damit sei ein langfristiges Mittel gemeint, denn die globale Durchschnittstemperatur würde von Jahr zu Jahr diversen natürlichen Schwankungen unterliegen. Wie genau dieses langjährige Mittel gebildet wird, sei noch Gegenstand von Erörterungen. Die WMO hat dafür eine internationale Expertengruppe eingesetzt, die als vorläufiges Ergebnis von einer Erwärmung von 1,3 Grad Celsius spricht.
Saulo betonte jedoch, dass jedes Zehntel Grad globaler Erwärmung die Extreme verschärfe und Risiken erhöhe. Die katastrophalen Hochwasser und Waldbrände, die Dürren und Hitzewellen sowie die sich rasch intensivierenden tropischen Wirbelstürme, die in verschiedenen Weltregionen zu beobachten sind, seien die neue Realität und zugleich ein Vorgeschmack auf die Zukunft. »Wir müssen dringend die Treibhausgasemissionen reduzieren sowie die Überwachung und das Verständnis des Klimawandels verbessern. Außerdem müssen wir die Anpassung an den Klimawandel mit Klimainformations- und Frühwarnsystemen für alle verbessern«, so die argentinische WMO-Chefin weiter.
Das sehen jedoch nicht alle so. Donald Trump, der im Januar sein Amt als US-Präsident antreten wird, hat angekündigt, aus dem Pariser Vertrag aussteigen zu wollen. Auch die EU, deren Klimakommissar Wopke Hoekstra im Namen der Mitgliedstaaten verhandelt, fühlt sich offensichtlich ihren großen Energiekonzernen verpflichtet. Hoekstra hatte sich in der vergangenen Woche vor dem EU-Parlament geweigert, Öl- und Erdgaslobbyisten aus seiner Delegation auszuschließen. Im vergangenen Jahr hatten nach Angaben der NGO »Corporate Europe Observatory« 130 Konzernvertreter aus dem Bereich der »fossilen« Industrien im Rahmen der EU-Delegation oder jener ihrer Mitgliedsländer an der Klimakonferenz teilgenommen. Der Klimakommissar ist übrigens ein ehemaliger Shell-Manager.
Derweil erleben die Philippinen gerade, was eine Zunahme der Extremereignisse bedeutet. Zum vierten Mal binnen eines Monats hat ein tropischer Wirbelsturm die Inselgruppe getroffen: Tausende flohen am Montag vor dem Taifun »Toraji«, der die etwa 220 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Manila gelegene Stadt Dilasag erreichte.
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