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Aus: Ausgabe vom 12.11.2024, Seite 15 / Natur & Wissenschaft
Paläontologie

Lucy in the Soil

Vor 50 Jahren: Forscher entdecken das bislang älteste Fossil eines Australopithecus africanus
Von Felix Bartels
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Treffen der Generationen: Homo sapiens Obama und Australopithecus afarensis Lucy

Dass er Wasser in Wein verwandeln könne, wurde Obama zum Ende seiner Amtszeit nicht mehr nachgesagt. Fossilien zum Leben erwecken vielleicht schon. Jedenfalls durfte er 2015 Lucy berühren. Allein, das Skelett rührte sich nicht und scheint auch sonst vor dem Hintergrund seiner 3,18 Millionen Jahre wenig beeindruckt gewesen zu sein. Als dem damaligen US-Präsidenten die Überreste vorgeführt wurden, um – wie der äthiopische Wissenschaftler Zeresenay Alemseged bei dieser Gelegenheit betonte – darauf aufmerksam zu machen, dass jeder Mensch der Erde, und folglich auch Nochnichtpräsident Trump, seine Wurzeln in Afrika habe, tat sich nicht viel, aber man hatte wenigstens mal darüber gesprochen. 41 Jahre war die Entdeckung Lucys da alt, nun jährt sich das Ereignis vom November 1974 zum 50. Mal.

Hadar heißt die Fundstätte in der äthiopischen Region Afar, und tatsächlich gilt Lucy als ältestes Fossil unserer Vorfahren, der Gattung Homo also. Seine Bedeutung für die Paläontologie erwies sich als größer denn erwartet. Zunächst wusste man damals nicht, wie selten Funde derart gut erhaltener Skelette sind. In den letzten fünf Jahrzehnten wurde Lucy so intensiv und konstant untersucht wie kein anderes Fossil der Welt. Trotz ihres geringen Hirnvolumens und des affenartigen Oberkörpers scheint sie den aufrechten Gang gepflegt zu haben, zum Fressen, Schlafen oder zur Schutzsuche aber auf Bäume geklettert zu sein. Rund 30 Kilogramm schwer und etwa ein Meter groß, wohnt sie heute im Nationalmuseum von Addis Abeba.

Maßgeblich beteiligt an den ersten Forschungen war der US-Amerikaner Donald Johnson, der seinerzeit am Cleveland Museum of Natural History arbeitete. Johnson hatte die vom französischen Geologen Maurice Taieb geleitete Mission begleitet. Er selbst war es, der Lucy mehr oder weniger zufällig auf dem Weg zu seinem Geländefahrzeug entdeckte. »Sie war so bedeutend, weil wir praktisch nichts über das Aussehen der frühen Menschenvorfahren wussten«, resümiert Johnson. Auffiel sogleich, wie klein und primitiv das Fossil im Vergleich zu anderen bekannten Vertretern der Menschenaffen anmutete, etwa dem ziemlich genau 50 Jahre zuvor im Oktober 1924 in Südafrika entdeckten Australopithecus africanus, dessen Alter man auf zwei Millionen Jahre schätzte. Als erstes Fossil eines Homininen von mehr als drei Millionen Jahren hat Lucy das nachgewiesene Alter der Menschenfamilie deutlich erweitert.

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