Planlos und gestresst

Anja Weber, Vorsitzende des DGB Nordrhein-Westfalen, stellte am Dienstag den Ausbildungsreport 2024 für NRW vor: »Sieben von zehn Azubis sind mit ihrer Ausbildung zufrieden.« Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es »erhebliche Mängel gibt«. Vier von zehn Befragten gaben an, ohne betrieblichen Ausbildungsplan ausgebildet zu werden. Jeder zehnte hat nicht mal einen Ausbilder. Das markiert einen neuen Negativrekord. Einen weiteren Höchstwert erreichten die regelmäßigen Überstunden. Heute arbeiten so viele Azubis wie nie (41 Prozent) im Schnitt vier Stunden pro Woche extra. Dass zudem der Anteil ausbildungsfremder Tätigkeiten das zweite Jahr in Folge zunahm und etwa die Hälfte aller Befragten nicht weiß, ob sie nach der Ausbildung übernommen wird, erklärt den leichten Rückgang der Zufriedenheit.

Andreas Jansen, Abteilungsleiter Jugend beim DGB NRW, unterstrich, dass »immer wieder dieselben Berufe« die Schlusslichter seien. Wie im Vorjahr zählen zu den bestbewerteten Ausbildungsberufen die Bank- sowie Industriekaufleute, Mechatroniker und Informatiker, zu den am schlechtesten bewerteten die Fachleute im Einzelhandel, in Hotels, der Zahnmedizin und zuletzt Friseure. Von den angehenden Friseuren sind 16 Prozent unzufrieden mit ihrer Ausbildung, von den Mechatronikern nicht einer. Die Gründe sind vielfältig. Neben den oben genannten Problemen spielen variierende Ausbildungsvergütung, branchenabhängige Über- oder Unterforderung und Fähigkeiten der Ausbilder eine Rolle.

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, müsse die Berufsausbildung in NRW gestärkt werden, kommentierte Weber und setzte nach: »Wir dürfen nicht länger zulassen, dass jeder fünfte junge Mensch in NRW dauerhaft ohne Berufsausbildung verbleibt.« Die DGB-Jugend NRW fordert besser geschulte Ausbilder, mehr Mitbestimmung sowie Vergütung und eine Übernahmegarantie.