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Aus: Ausgabe vom 14.11.2024, Seite 1 / Titel
Rekordgehälter deutscher Manager

Miese Leistung lohnt sich

Zwei Jahre Rezession, sinkende Reallöhne, steigende Armut: Da müssen die Gehälter der Dax-Konzernmanager auf Rekordwerte klettern
Von Arnold Schölzel
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Armut und Chefgehälter hoch: Der damalige Commerzbankchef Manfred Knof an der Frankfurter Börse (27. Februar 2023)

Die leitenden Angestellten des deutschen Kapitals strichen 2023 so viel Geld ein wie nie zuvor. Wie die Beratungsfirma EY in Stuttgart am Mittwoch mitteilte, kletterten die Vergütungen in den im deutschen Aktienindex Dax (40 Großkonzerne), im MDax (50 mittelgroße Unternehmen) und SDax (70 kleinere Firmen) notierten Unternehmen um elf Prozent auf im Schnitt 2,65 Millionen Euro Jahresgehalt. Die Vergütung von Firmenchefinnen und -chefs stieg demnach sogar um 16 Prozent auf im Schnitt 3,7 Millionen Euro.

Selbst dem EY-Sprecher Jens Maßmann fiel auf: »Die sehr positive Gehaltsentwicklung vieler Vorstände im vergangenen Jahr mag auf den ersten Blick erstaunen, da die Dax-Unternehmen insgesamt eher stagnierende Umsätze und Gewinne verzeichneten.« Einige Unternehmen wie Versicherungen und Banken hätten jedoch satte Gewinne erzielt und – Achtung, Jargon – bei Unternehmen in einer Transformationsphase ließen sich temporäre Einbußen nicht vermeiden. Im Schönfärbsprech deutscher Großkapitalberater gibt es das Wort »Krise« ohnehin nicht. Über die Eigentümer der Konzerne und deren Vermögenszuwachs hat keiner von ihnen zu reden. Auch EY hält sich daran.

Das Marketing der Eigentumsverhältnisse achtet dafür auf das, was offiziell als Feminismus gilt: Frauen sind, so die Studie, zwar nach wie vor deutlich seltener in den Vorständen vertreten, sie verdienten in vergleichbaren Positionen aber mehr als ihre männlichen Kollegen. Allerdings stiegen ihre Vergütungen im vergangenen Jahr kaum, die der männlichen Manager dagegen um neun Prozent. Die Chefs und die einzige Chefin der im Dax vertretenen Großunternehmen – Belén Garijo vom Chemie- und Pharmakonzern Merck – verdienten laut EY durchschnittlich 5,7 Millionen Euro im vergangenen Jahr, ein Anstieg um neun Prozent. Im MDax waren es 3,5 Millionen Euro (plus 17 Prozent) und im SDax 2,1 Millionen Euro (plus 28 Prozent).

Die satt bezahlten Topmanager haben laut Internationalem Währungsfonds (IWF) Deutschland im laufenden Jahr zwar zum Schlusslicht beim Wachstum der Wirtschaftsleistung (BIP) gemacht, haben aber auch international vorzeigbare »Erfolge«: So kompensiert der am Dienstag erreichte Pilotabschluss in der Metall- und Elektroindustrie mit real etwa drei Prozent Lohnerhöhung in zwei Jahren nicht die Reallohnverluste des vergangenen Jahrzehnts. Ähnliches gilt für die am Mittwoch vereinbarte Tariferhöhung für die rund 100.000 Dachdecker mit nominell rund zehn Prozent. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von fast drei Jahren, was für die realen Bezüge angesichts der wieder anziehenden Inflation Schrumpfung bedeutet.

Eine hervorragende Leistung kann das leitende Personal daher vor allem bei der Vergrößerung der Einkommensungleichheit und der Zunahme von Armut vorweisen. Am 4. November hatte die Hans-Böckler-Stiftung dargelegt, dass es in der Bundesrepublik in den späten 90er und den frühen 2000er Jahren einen auch im internationalen Vergleich deutlichen Zuwachs der Einkommensungleichheit gegeben hatte. Nach einer Stagnationsphase setzte sich demnach die Umverteilung von unten nach oben seit 2010 wieder fort, die Armutsquote sei »spürbar« angestiegen auf 17,8 Prozent im Jahr 2021, d. h. vor der rasanten Inflation.

Das macht den deutschen Wirtschaftskapitänen so schnell niemand nach. Die Konzerneigentümer sind hochzufrieden: Da fällt auch was fürs Chefpersonal ab.

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (14. November 2024 um 08:16 Uhr)
    Richtig kämpferische (also heute in Deutschland leider nicht existierende) Gewerkschaften könnten sich ja vorerst einmal auf die Fahne schreiben, die Entwicklung der Löhne an die Entwicklung der Dividenden und der Managementgehälter zu koppeln. Zur Not in der Krise aber auch andersherum. Hei, was gäbe das für ein Jauchzen und Stöhnen, Jubeln und Schluchzen vor dem Weltuntergang. Oder so ähnlich.
  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (13. November 2024 um 22:09 Uhr)
    Lange Zeit war die soziale Marktwirtschaft das prägende Wirtschaftsmodell der Bonner Republik, dem (West-)Deutschland der BRD – eine Erfolgsgeschichte. Dann jedoch verkündete Helmut Kohl die »geistig-moralische Wende«! Ohne die glückliche Fügung der deutschen Wiedervereinigung wäre Kohl vermutlich längst abgewählt worden. Doch die Wiedervereinigung kam, und Kohl blieb. Seither ist die Bonner Republik ebenso verschwunden wie die DDR. An die Stelle der sozialen Marktwirtschaft ist ein Raubkapitalismus getreten, da das Finanzkapital erkannte, dass durch Ausrauben der DDR höhere Gewinne erzielt werden können als durch ehrliche Arbeit. Wozu noch Innovation, wenn durch das Ausschlachten der DDR höhere Gewinne für die Führungskräfte winkten? In dieser Zeit wurde der deutsche Erfindergeist begraben, und das Land wurde durch die mittelmäßige Politik zunehmend noch in eine aussichtslose Lage manövriert.