Hallo, Mittelmaß!
Von Jens WalterEs war eine der größten Enttäuschungen in der Karriere von Angelique Kerber. Die Finalniederlage im damals noch als Fed Cup bezeichneten Teamwettbewerb gegen Gastgeber Tschechien 2014 beschäftigte die in diesem Sommer zurückgetretene Kerber noch viele Jahre. In der Besetzung Kerber, Andrea Petković, Julia Görges, Sabine Lisicki und Anna-Lena Grönefeld stand die deutsche Tennismannschaft kurz vor dem Coup, scheiterte dann aber an den eigenen Nerven und einer überragenden Petra Kvitová.
Zehn Jahre später ist es schon eine große Überraschung, dass Deutschland bei der Finalrunde des inzwischen unter dem Namen Billie Jean King Cup firmierenden Wettbewerbs überhaupt dabei ist. Denn nach der Generation um Kerber und Co. ist das deutsche Damentennis längst im Mittelmaß versunken, hat der Verband aktuell nicht einmal eine Chefbundestrainerin für den Damenbereich.
Wenn es bei den vier Grand-Slam-Turnieren derzeit in die entscheidende Phase geht, sind die deutschen Damen längst schon wieder zu Hause. In diesem Jahr schaffte es nur Jule Niemeier bei den US Open in New York in Runde drei, wo für sie gegen die chinesische Olympiasiegerin Zheng Qinwen klar in zwei Sätzen Schluss war. Alle anderen Spielerinnen waren schon wie zuvor in Melbourne, Paris oder Wimbledon spätestens in der zweiten Runde ausgeschieden.
In Laura Siegemund (84.) und Niemeier (92.) stehen zum Ende eines aus deutscher Damensicht tristen Tennisjahres gerade einmal zwei Spielerinnen unter den Top 100. Die langjährige Anführerin Kerber hat ihre Laufbahn beendet, die Routiniers Tatjana Maria (37) und Siegemund (36) befinden sich im Spätherbst ihrer Karrieren, und die junge Generation um Ella Seidel (19), Noma Noha Akugue (20) und Eva Lys (22) erfüllt die Anforderungen an internationales Toptennis bislang noch nicht.
Und so geht das Team von Bundestrainer Rainer Schüttler in dieser Woche in Málaga als klarer Außenseiter an den Start. Zum Auftakt trifft Deutschland am Freitag (17 Uhr) auf Großbritannien, das mit Katie Boulter eine der aufregendsten Spielerinnen der Saison in seinen Reihen hat. »Wir wissen, dass wir nicht der Favorit sind. Das waren wir in der Qualifikation in Brasilien aber auch nicht«, sagte Schüttler mit Blick auf den überraschenden Erfolg im April. Der Exprofi setzt wie zuletzt auf die Ausgeglichenheit in seinem Team. »Wir haben keine Topspielerin, aber eine gute und interessante Mischung. Wir werden sehen, welche Spielerin am besten zu welcher Gegnerin passt.«
Im April in Brasilien war die erfahrene Siegemund mit zwei Einzelsiegen die Matchwinnerin. Die schwäbische Doppelspezialistin freut sich auf die Woche in Andalusien. »Es war eine lange Saison, da ist es immer schön, noch einmal als Team zusammenzukommen«, sagte Siegemund, für die es danach wie für alle Spielerinnen in den Urlaub geht.
Doch erst einmal liegt der Fokus auf Großbritannien. »Es ist vielleicht ganz gut, dass wir nicht die Favoritinnen sind, weil wir so ohne Druck spielen können«, sagte Schüttler vor den beiden Einzeln und dem Doppel auf dem Hartplatz im Palacio de Deportes José María Martín Carpena.
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