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Aus: Ausgabe vom 15.11.2024, Seite 1 / Kapital & Arbeit
Schutz der Regenwälder

EU-Entwaldungsgesetz blockiert

EU-Parlament verwässert Umweltschutzgesetz durch EVP-Anträge und verschiebt es um ein Jahr
Von Max Ongsiek
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Durch Änderungsanträge ausgehöhlt: EU-Entwaldungsgesetz

Vorerst kein Regenwaldschutz: Am Donnerstag stimmte eine Mehrheit des EU-Parlaments für eine Verschiebung der Entwaldungsverordnung (EUDR) um ein Jahr. Eigentlich soll es den Verkauf von Produkten verbieten, deren Anbaugebiete nach 2020 abgeholzt wurden. Abgeordnete der konservativen Europäischen Volkspartei (EVP) stimmten für eine Abschwächung, die zahlreiche Länder als Regionen »ohne Risiko« von den Vorschriften ausnehmen soll.

EVP-Verhandlungsführerin Christine Schneider (CDU) hatte das Gesetz zuvor als »bürokratisches Monster« bezeichnet. Durch die Abstimmung muss die EUDR nun neu ausgehandelt werden, da sie schon im Juni 2023 in Kraft getreten ist.

Mit den Änderungsanträge der EVP würde die EUDR zu einem »Papiertiger werden, sagte Fenna Otten, Tropenwaldreferentin der Umweltschutzorganisation «Robin Wood» am Donnerstag gegenüber jW. Die Verordnung habe den «Endwaldungsfußabdruck» der EU reduzieren sollen, so Otten. Vorhaben wie das von der EU assoziierte Mercosur-Freihandelsabkommen könnte diesen aber vergrößern. Beides umsetzen zu wollen, sei ein «Widerspruch».

Die EUDR verpflichte «Marktteilnehmer und Händler», betroffene Rohstoffe und Produkte nur einzuführen, wenn sie «entwaldungsfrei und legal erzeugt wurden», hatten verschiedene Umweltschutzorganisationen, darunter auch «Robin Wood» und die Deutsche Umwelthilfe (DUH), schon in einer gemeinsamen Mitteilung im August erklärt. Das betreffe besonders die Produkte Kaffee, Kakao, Kautschuk, Palmöl, Rindfleisch, Soja und Holz. Das Gesetz solle außerdem sicherstellen, «dass diese Produkte nicht zur Entwaldung und Waldschädigung beitragen, weder innerhalb der EU noch weltweit».

Die konservative EVP-Fraktion habe die Verordnung nun nicht nur verzögert, «sondern auf den letzten Metern noch massive Ausweichungen durchgeboxt», erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner am Donnerstag. Ganze Regionen «pauschal und nach unsachlichen Kriterien» von der Regulierung auszunehmen, öffne «Tür und Tor für Betrug». Die EU schwäche so «eines seiner wichtigsten Instrumente für den globalen Waldschutz».

Hinweis: In einer ersten Fassung des Artikels war eine Aussage von Fenna Otte missverständlich wiedergegeben worden. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen. (jW)

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Olaf M. aus München (16. November 2024 um 18:30 Uhr)
    Auf Wikipedia lässt sich gut nachlesen, dass es sich bei der Verordnung (EU) 2023/1115 (entwaldungsfreie Lieferketten) tatsächlich um ein Bürokratiemonster handelt, unter dem vor allem das Kleingewerbe zu leiden haben wird. Jan Müller schrieb dazu sehr zutreffend: »Dagmar Henn hat einmal geschrieben, dass jede Richtlinie des EU-Parlaments einen verborgenen Hintersinn hat und auf jeden Fall das Leben der Menschen verschlechtert. Das gilt zum Beispiel für die EU-Entwaldungsrichtlinie. Unter dem Vorwand, die weltweite Entwaldung stoppen zu wollen, schafft sie ein Bürokratiemonster. So muss jeder Verlag buchgenau nachweisen, wo der Baum stand, der zu Papier verarbeitet wurde. Für kleine Verlage mit geringen Auflagen ist das nicht zu stemmen. Sie werden aus dem Markt verdrängt. Genau das ist wohl das eigentliche Ziel dieses Gesetzes. Da Buchzensur nicht so einfach ist, wie die Zensur von sozialen Medien, sollen kleine und kritische Verlage eben auf diese Weise beseitigt werden.«

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