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Aus: Ausgabe vom 15.11.2024, Seite 7 / Ausland
Tarnkappenbomber

China zieht militärtechnisch mit

Zweiter Tarnkappenbomber in Serienreife. System zur Ortung der Kampfjets entwickelt
Von Lars Lange
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Premiere bei der Airshow China 2024 in Zhuhai: Der Tarnkappenbomber J-35A beim Probeflug am 8. November

Die globale militärische Luftfahrt erlebt derzeit eine Phase intensiver Entwicklung, wobei sich ein technisches Kräftemessen zwischen den Großmächten China, Russland und den USA abzeichnet. Die Volksrepublik hat jetzt einen bedeutenden Meilenstein erreicht und präsentiert aktuell auf der Airshow in Zhuhai ihren neuen Tarnkappenbomber J-35A der fünften Generation. Damit ist China nach den Vereinigten Staaten erst die zweite Nation weltweit, die zwei verschiedene Tarnkappenjets (Stealthbomber) zur Serienreife gebracht hat. Das von der Shenyang Aircraft Corporation entwickelte Mehrzweckkampfflugzeug wurde seit 2018 offiziell von der chinesischen Regierung gefördert und soll sowohl bei der Luftwaffe als auch bei der Marine zum Einsatz kommen.

Obwohl optische Ähnlichkeiten zur US-amerikanischen F-35 nicht von der Hand zu weisen sind, hebt sich der chinesische Jet durch seine zwei Triebwerke ab und kann als eigenständige Entwicklung der zunehmend leistungsfähigen chinesischen Luftfahrtindustrie gelten. Parallel zu dieser Entwicklung haben chinesische Wissenschaftler anscheinend einen technologischen Durchbruch bei der Sensorentechnologie erzielt. Sie behaupten, ein System entwickelt zu haben, das Tarnkappenjäger orten kann. Diese innovative Technologie basiert auf dem chinesischen Beidu-Satellitennavigationssystem und nutzt einen weiterentwickelten Algorithmus des jugoslawischen Computerwissenschaftlers Goran Zivanovic aus dem Jahr 1991. Das System soll sich durch seine Kosteneffizienz auszeichnen und verwendet eine einfache Empfangsantenne, die im Gegensatz zu konventionellen Radarsystemen keine eigenen Signale aussendet.

Während die Wirksamkeit dieser chinesischen Entwicklung noch nicht unabhängig verifiziert wurde, hat das russische S-400-Luftabwehrsystem bereits internationale Anerkennung gefunden. Selbst US-Medien bestätigen mittlerweile dessen Fähigkeiten, insbesondere im Hinblick auf die Ortung von Tarnkappenjets wie der F-35. Das auch als SA-21 Growler bekannte System gilt derzeit als eines der fortschrittlichsten Flugabwehrsysteme der Welt und kann auch das hochentwickelte Radarsystem Nebo-M nutzen, das Ende der 90er Jahre nach den Erfahrungen des Jugoslawienkrieges speziell zur Erkennung von Tarnkappenjets in Russland entwickelt wurde. Es kann Ziele in einer Entfernung von bis zu 400 Kilometern erfassen.

Die vermutete Effektivität des S-400 gegen Tarnkappenjets wurde besonders deutlich, als die USA die Türkei nach deren Erwerb des Systems aus dem F-35-Programm ausschlossen. Das Pentagon befürchtete, Russland könnte durch das S-400-System an sensible Daten über den US-Kampfjet gelangen. Experten schätzen, dass man damit eine F-35 ab einer Entfernung von etwa 32 Kilometern orten kann, wobei der Jet seinerseits über Raketen mit einer Reichweite von 65 bis 95 Kilometern verfügt.

Allerdings ist es technisch überholt, vermittels einer singulären Sensortechnologie einen Tarnkappenjet aufzuspüren. Wir sprechen heute von bereichsübergreifend vernetzten Sensorennetzwerken, die durch Mustererkennung Aufenthaltswahrscheinlichkeiten von Stealthjets berechnen können. Das Tarnkappenkonzept entstand in den späten 70er Jahren als Designstrategie US-amerikanischer Militärentwickler für Kampfflugzeuge und erwies sich gegen damalige Sensorsysteme als wirksam, verliert jedoch gegen moderne Netzwerke zunehmend an Bedeutung.

Deshalb lohnt ein Blick nach Russland: Wir sehen mit der SU-57 zwar ebenfalls einen Jet der fünften Generation, jedoch legt das Design keinen großen Wert auf Stealth-Eigenschaften; die SU-57 hat in etwa den Radarquerschnitt einer wesentlich älteren F-18, eine Tatsache, die häufig den Spott westlicher Kommentatoren nach sich zieht. Allerdings scheint ein starker Fokus auf geringen Radarquerschnitt überholt zu sein. Auch der Iran gibt an, Bewegungen der F-35 überwachen zu können. Laut dem ehemaligen britischen Diplomaten Alastair Crooke brach die israelische Luftwaffe deshalb ihren Angriff auf den Iran am 26. Oktober ab, nachdem iranische Flugabwehrsysteme die eingesetzten F-35-Jets erfassen konnten.

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