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Aus: Ausgabe vom 15.11.2024, Seite 8 / Abgeschrieben

Nukleare Bewaffnung der Ukraine?

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Die in London erscheinende Times berichtete am Donnerstag exklusiv über die Möglichkeiten der Ukraine, rasch eine vorläufige Atombombe zu entwickeln.

Die Ukraine könnte innerhalb weniger Monate eine vorläufige Atombombe entwickeln, wenn Donald Trump die Militärhilfe der USA zurückzieht, heißt es in einem Informationspapier, das für das ukrainische Verteidigungsministerium erstellt wurde.

Das Land wäre schnell in der Lage, eine einfache Apparatur aus Plutonium mit einer ähnlichen Technologie wie die »Fat Man«-Bombe zu bauen, die 1945 auf Nagasaki abgeworfen wurde, heißt es in dem Bericht. »Die Herstellung einer einfachen Atombombe, wie sie die Vereinigten Staaten im Rahmen des Manhattan-Projekts durchgeführt haben, wäre 80 Jahre später keine schwierige Aufgabe«, heißt es in dem Dokument.

Da keine Zeit für Bau und Betrieb einer großen Anlage zur Urananreicherung blieb, musste sich die Ukraine im Krieg statt dessen auf die Verwendung von Plutonium verlassen, das aus abgebrannten Brennstäben aus ukrainischen Kernreaktoren gewonnen wurde.

Die Ukraine kontrolliert immer noch neun betriebsbereite Reaktoren und verfügt über beträchtliches nukleares Fachwissen, obwohl sie 1996 das drittgrößte Atomwaffenarsenal der Welt aufgegeben hat. Im Bericht heißt es: »Die Menge des der Ukraine zur Verfügung stehenden Reaktorplutoniums kann auf sieben Tonnen geschätzt werden (…) Für ein bedeutendes Atomwaffenarsenal wäre viel weniger Material erforderlich (…) die Menge an Material reicht für Hunderte von Sprengköpfen mit einer taktischen Sprengkraft von mehreren Kilotonnen.«

Eine solche Bombe hätte etwa ein Zehntel der Sprengkraft von Fat Man, so die Autoren des Dokuments. »Das würde ausreichen, um einen ganzen russischen Luftwaffenstützpunkt oder konzentrierte militärische, industrielle oder logistische Einrichtungen zu zerstören. Die genaue nukleare Ausbeute wäre nicht vorhersehbar, da verschiedene Plutoniumisotope verwendet würden«, so der Autor des Berichts, Olexij Ischak, Abteilungsleiter am Nationalen Institut für Strategische Studien der Ukraine, einem staatlichen Forschungszentrum, das als Beratungsgremium für das Präsidialamt und den Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine fungiert. (…)

Im vergangenen Monat sagte Präsident Wolodimir Selenskij, er habe Trump mitgeteilt, dass die Ukraine Atomwaffen benötigen würde, um die Sicherheit seines Landes zu gewährleisten, falls es, wie von Präsident Putin gefordert, nicht in die NATO aufgenommen würde. Selenskij sagte später, er habe damit gemeint, dass es keine alternative Sicherheitsgarantie gebe, und ukrainische Beamte haben seitdem dementiert, dass Kiew eine nukleare Aufrüstung in Betracht ziehe.

Das Papier, das vom Centre for Army, Conversion and Disarmament Studies, einem einflussreichen ukrainischen militärischen Thinktank, veröffentlicht wurde, wurde dem stellvertretenden Verteidigungsminister des Landes vorgelegt und soll am Mittwoch auf einer Konferenz vorgestellt werden, an der voraussichtlich die ukrainischen Minister für Verteidigung und strategische Industrien teilnehmen werden. (…)

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (15. November 2024 um 09:49 Uhr)
    Mediale Unterstützung für Träumereien eines in die Enge gedrängten Landes. Die Vorstellung, dass die Ukraine in der Lage sei, rasch eine funktionierende Atombombe zu entwickeln, halte ich für überzogen. Vom theoretischen Wissen bis zur tatsächlichen Konstruktion einer einsatzfähigen Nuklearwaffe ist es ein weiter Weg. Besonders angesichts der aktuellen Umstände – mit erheblichen Infrastrukturproblemen, wie Stromausfällen, und der Notwendigkeit, solche Aktivitäten vor russischen Angriffen zu verbergen – scheint das Szenario, wie es im Artikel dargestellt wird, äußerst unrealistisch. Darüber hinaus bleiben zwei wesentliche Fragen offen, selbst wenn die Ukraine tatsächlich über Atombomben verfügen würde: Welche Trägersysteme könnten eingesetzt werden, um diese Waffen präzise ins Ziel zu bringen? Wie könnte die Ukraine einem zu erwartenden möglichen atomaren Gegenschlag begegnen? Meiner Meinung nach lenken solche Artikel vom eigentlichen Verlauf des Krieges ab und schüren unbegründete Ängste. Ob dies bewusst geschieht, um die Verkaufszahlen der Zeitung zu steigern, oder unbewusst aus einem Mangel an journalistischen Fachwissen, bleibt dem Urteil der Leser überlassen.

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