Peru wird globales Drehkreuz
Von Jörg KronauerDer President-elect Donald Trump, ein Tiefseehafen in Peru und das mutmaßlich letzte Zusammentreffen der Präsidenten Joe Biden und Xi Jinping: Das sind die Themen, die den diesjährigen APEC-Gipfel prägen dürften, der am Freitag in Perus Hauptstadt Lima beginnt. APEC (Asia-Pacific Economic Cooperation) – das ist ein 1989 gegründetes Format, in dem 21 Volkswirtschaften vom westlichen und vom östlichen Rand des Pazifischen Ozeans regelmäßig zusammentreffen, um vor allem Handelsfragen zu besprechen. Der Begriff Volkswirtschaft ist dabei wichtig: APEC gehören seit 1991 neben China auch Taiwan und Hongkong an. Hongkong wurde damals noch als britische Kolonie aufgenommen; Taiwan durfte Mitglied werden, weil Beijing Anfang der 1990er Jahre noch nicht stark genug war, dies zu verhindern. Souveräne Staaten sind beide nicht. Ansonsten sind bei APEC unter anderem Mexiko, Peru und Chile, vom südlichen Rand des Pazifiks Australien und Neuseeland, aus Ostasien Japan und Südkorea, zudem diverse Staaten Südostasiens und seit 1998, als Anrainer des Nordpazifiks, Russland dabei.
Bereits am Donnerstag (Ortszeit) wollte Chinas Präsident Xi den Tiefseehafen in Chancay rund 80 Kilometer nördlich von Lima offiziell einweihen. Der Hafen wird von einem Joint Venture gebaut, an dem der Schiffahrtskonzern Cosco (China Ocean Shipping Company) 60 Prozent der Anteile hält. Er wird nun zunächst mit vier Anlegestellen vorläufig in Betrieb genommen und kann nach Fertigstellung bis zu 15 Schiffe abfertigen, die jeweils bis zu 24.000 Container an Bord haben; das ist zur Zeit Weltspitze. Weil die Riesenschiffe bislang in keinem südamerikanischen Hafen anlegen konnten, mussten Container von dort erst nach Mexiko oder in die USA transportiert und dort umgeladen werden. Das entfällt nun, was die Transportzeit aus Südamerika nach China von durchschnittlich gut 40 um 10 Tage verkürzt. Damit wird Peru zur zentralen Umschlagstelle für den Subkontinent – nicht zuletzt übrigens für die Rohstoffe der zwei weltgrößten Kupferproduzenten (Chile, Peru) und des Lithiumdreiecks (Argentinien, Bolivien, Chile). Dem verarmten Peru öffnet der Hafen attraktive ökonomische Potentiale.
Mit der symbolisch aussagekräftigen Einweihung des Hafens in Chancay präsentiert Xi China unmittelbar vor dem APEC-Gipfel als kooperationswillige Handelsmacht – und das, während die regen Gespräche am Rande des Gipfels wohl stark von den angekündigten Strafzöllen und anderen Abschottungsmaßnahmen des President-elect Donald Trump geprägt werden. Für die meisten APEC-Staaten sind die USA bislang ein wichtiger Handelspartner; entsprechend düster blicken sie auf Trumps protektionistische Vorhaben. »Der Gedanke, dass China irgendwie ein besserer Partner ist«, sei in der ganzen Region »immer öfter zu hören«, konstatierte unmittelbar vor dem APEC-Gipfel Eric Farnsworth, Vizepräsident des New Yorker Thinktanks Council of the Americas. Mit Blick auf die lateinamerikanischen APEC-Mitglieder äußerte Farnsworth, der Gedanke, der Subkontinent müsse sich womöglich zwischen seinen beiden größten Handelspartnern – China und den USA – entscheiden, laufe auf »eine strategische Niederlage« für die Vereinigten Staaten hinaus.
Für den Samstag ist am Rande des Gipfels noch das dritte – und wohl letzte – Treffen zwischen den Präsidenten Biden und Xi angekündigt. Inhaltlich soll es laut Berichten um die üblichen Streitpunkte zwischen Washington und Beijing gehen: etwa um Taiwan, um Chinas Zusammenarbeit mit Russland, die den USA ein Dorn im Auge ist. Außerdem womöglich um Nordkorea, um US-Vorwürfe bezüglich angeblicher oder tatsächlicher Hackerangriffe aus der Volksrepublik, um verzweifelte US-Versuche, die Einfuhr von Chemikalien zu stoppen, aus denen die Droge Fentanyl hergestellt wird. Die Auswirkung des Treffens dürfte begrenzt sein: Dass bereits in wenigen Wochen Trump die Spannungen dramatisch verschärfen wird, scheint ohnehin klar. Aussagekräftig ist insofern, dass Biden am Rande des Gipfels auch ein Treffen zu dritt mit Japans Ministerpräsident Shigeru Ishiba und Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol abhalten will, mit zwei erklärten Gegnern Chinas also. Xi wiederum wird in Peru sowie anschließend in Brasilien zu offiziellen Staatsbesuchen empfangen. Biden nicht.
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