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Aus: Ausgabe vom 15.11.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Lufthansa und ITA Airways

Auf ITA-Deal folgen Entlassungen

Lufthansa könnte Fünftel seiner Verwaltungsstellen kürzen. Übernahme italienischer Airline nahezu perfekt
Von Alex Favalli
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Lufthansa hat die letzten Hürden zum Einstieg bei ITA Airways genommen (Flughafen Fiumicino in Rom, September 2024)

Nach der Expansion kommt der Kahlschlag. Nur wenige Tage nachdem die Lufthansa letzte Hürden zum Einstieg bei ITA Airways genommen hat, berichtete das Manager-Magazin am Donnerstag von Kürzungsplänen bei der Kernmarke des Konzerns. Rund ein Fünftel der Verwaltungsposten bei der Kranich-Airline, insgesamt also knapp 400 Stellen, sollen demnach gestrichen werden. »Eine interne Hochrechnung warnt vor 800 Millionen Euro Betriebsverlust im Jahr 2026, wenn jetzt alles weiterläuft wie bisher«, erklärte das Manager-Magazin.

Die letzten Hürden für eine Investition von rund 829 Millionen Euro in die italienische ITA-Airways hat Lufthansa erst einige Tage zuvor genommen. Der ITA-Deal mit dem italienischen Wirtschaftsministerium konnte Anfang der Woche ohne Veränderungen abgeschlossen werden. Die Kranich-Airline wird gemäß der Vereinbarung vom Mai 2023 mit nur 325 Millionen Euro 41 Prozent des Kapitals sichern. Darüber hinaus besteht die Option, die gesamte Fluglinie zu übernehmen. Dazwischen ist eine zweite Tranche in Form einer Kapitalerhöhung für weitere 325 Millionen Euro vorgesehen, die der deutschen Fluggesellschaft 90 Prozent der ITA zusichert. Die letzte Überweisung soll zwischen 2028 und 2029 stattfinden.

Das italienische Wirtschaftsministerium unter Minister Giancarlo Giorgetti hatte den Verkauf zwischenzeitlich blockiert, weil er einem von Lufthansa geforderten Preiserlass nicht zustimmen wollte. Durch den letztlichen Verzicht auf die »Aktualisierungsklausel« des Preises, die einen Abschlag von rund 100 Millionen Euro vorgesehen hätte, konnten der EU-Kommission geforderte Verträge mit konkurrierenden Fluggesellschaften übermittelt werden, die den Flugverkehrskonzernen Air France-KLM und der IAG Holding (Dachgesellschaft von British Airways, Iberia, Aer Lingus und Vueling) Flugslots für nationale und internationale Verbindungen garantiert. Diese werden nun in Brüssel geprüft. Lufthansa äußerte sich »zuversichtlich«, die EU werde Anfang 2025 grünes Licht geben.

Erst vor wenigen Tagen hatte die Übernahme rund 2.000 frühere Beschäftigte der ehemals staatlichen Vorgängergesellschaft Alitalia ihre Stelle gekostet. Seit die insolvente Alitalia von der Regierung übernommen wurde, hatte sie die Arbeitskosten im Vergleich zu Billigfluggesellschaften wie Ryanair um 30 Prozent gesenkt. Noch 4.900 Beschäftigte sind aktuell bei ITA unter Vertrag. Die Gewerkschaft FIT-CISL begrüßte die endgültige Einigung am Dienstag als »äußerst positiv«. Vom neuen Management erwarte die Gewerkschaft eine »loyale Zusammenarbeit« und eine gemeinsame Veranschaulichung der Ziele »des neuen Industrieplans und den kommerziellen und sozialen Auswirkungen des Vorhabens«. Eine Bitte der Gewerkschaft für ein baldiges Treffen wurde von Minister Giorgetti völlig ignoriert.

Mit dem Kürzungskurs der Regierung wurde Lufthansa im Grunde bereits ein Preisnachlass gewährt. Giorgetti gab sich Mühe zu erklären, zwischen Alitalia und ITA gebe es keinerlei rechtliche Kontinuität. Richtig ist das aber bis heute nicht. Zahlreiche Beschäftigte mussten nach Gerichtsbeschlüssen bereits wieder eingestellt werden. Sie werden zumindest auch durch den Deal von Lufthansa übernommen.

Die nun angekündigten Entlassungen bei der Kernmarke sind Teil des »Turnaround-Plans«, den Lufthansa-Chef Carsten Spohr im Oktober angekündigt hatte. Der Firmenchef wolle den Gewinn des Unternehmens bis 2028 um rund 2,5 Milliarden Euro steigern, hieß es bei Reuters am Donnerstag: »Zu zwei Dritteln soll das durch Kostensenkungen und zu einem Drittel durch mehr Umsatz erzielt werden.«

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