Schwarzer November
Von René LauFür jeden von uns gibt es besondere Jahrestage. Und damit meine ich keine Geburtstage oder schöne Familienerlebnisse. Gemeint sind Jahrestage, die besonders schmerzhaft sind oder sich aus anderen Gründen tief in unser Gedächtnis eingebrannt haben. Mit einem flauen Gefühl gehen wir solchen Tagen entgegen, um sie dann ruhig und nachdenklich hinter uns zu bringen. Auch für uns Fußballfans gibt es solche Tage, besonders im Monat November.
So starb am 3. November 1990 der Berliner Fußballfan Mike Polley bei einem Auswärtsspiel in Leipzig; am 11. November 2007 der römische Fan Gabriele Sandri auf einem Autobahnrastplatz in der Nähe von Arezzo. Auf dem Weg zum Auswärtsspiel ihres Herzensvereins starben beide durch Polizeikugeln. Während es im Fall von Gabriele Sandri im Jahr 2012 zu einer Verurteilung des Polizisten zu mehr als neun Jahren Freiheitsstrafe kam, wurde der Tod von Mike Polley in Leipzig nie aufgeklärt. Die Ermittlungsverfahren wurden rasch eingestellt, und kein Polizeibeamter oder Politiker hat je für Polleys Tod die Verantwortung übernommen. Da weint auch nach über 30 Jahren jede Fanseele. Daher ist der November aus Sicht der Fußballfans ein besonders schmerzhafter Monat.
Eingedenk tödlicher Polizeikugeln wünsche ich mir in diesen Zeiten, die von verbaler Aufrüstung unserer Innenpolitiker geprägt sind, mehr Augenmaß und Besonnenheit. Polizeigewalt hat fast jeder Fan schon erlebt. Selbstkritik oder sachliche Aufarbeitung seitens der Polizei sucht man aber oft vergebens. Das hat sich gerade wieder nach dem letzten sogenannten Sicherheitsgipfel in München bestätigt. Viel war dort von weiteren Repressalien gegen Fans die Rede, wenig bis nichts aber von einer konstruktiven Polizeiarbeit mit Fans innerhalb und außerhalb der Stadien. Nur wenn sich auch die Polizei zu ihren Fehlern bekennt und diese aufarbeitet, kann es ein besseres Verhältnis zu den Fans geben.
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