Schnäppchen des Tages: Apatosaurus
Von Hagen BonnIm Ernst! Meine Freundin kaufte mir neulich eine Kabeltrommel, auf der dreieinhalb Meter Krakauer Wurst aufgezogen waren. Ich sei zu mager, und die Fleischeslust … Was ich damit sagen will: Es gibt wohl tatsächlich nichts, was man nicht kaufen kann. So wieder am Wochenende in Paris geschehen. Da ersteigerte jemand das Skelett eines 22,5 Meter langen Dinosauriers für wohlfeile 4,7 Millionen Euro. Das 2018 in Wyoming entdeckte und zwischen 2019 und 2021 mühsam ausgegrabene Skelett eines Apatosaurus stand bei den Auktionshäusern Collin du Bocage und Barbarossa in der Auslage.
Angeblich bedeutet Apatosaurus »trügerische Echse«, deren Schutzgöttin dann wohl Apate war, die Personifikation der Täuschung. Schließlich hatte man die Knochen des Apatosaurus noch bis 1970 regelmäßig mit anderen Skeletten wie dem des Brachiosaurus verwechselt. Mich erinnert »Apatosaurus« aber eher an »Apathie«, denn vor rund 150 Millionen Jahren musste das Leben als dicker Riese schrecklich öde gewesen sein.
20 Tonnen Fleisch hatte der Kollege auf den Rippen. Zum Vergleich: Das sind sechs T-34-Panzer und zwei Kästen Bier! Damit hätte die Heilsarmee in New York ein Jahr lang Barbecue für die 100.000 obdachlosen Kinder der Stadt ausgeben können. Zu spät. Denn die versteinerten Überreste des einst apathisch vor sich hin brütenden Pflanzenfressers sind nun über den Tisch gegangen und sollen demnächst in einem Museum wieder auftauchen. Als Leihgabe. Kann man sich das vorstellen? Autos und Fahrräder ausleihen ergibt ja noch Sinn, aber einen Dino mit Gemütserkrankung? Haben die denn in Frankreich keinen Ethikrat? Und dann hat das Gerippe auch noch einen Namen: Vulcain.
Vulkan? Geht’s noch? Wie kann man denn ein depressives und zudem adipöses Tier so nennen? Die Antidepressiva meiner Freundin heißen ja auch nicht »It’s my Party«.
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