Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Cent’anni, Giacomo morto!

Von Pierre Deason-Tomory
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»Wird man meiner in hundert Jahren noch gedenken?« – Giacomo Puccini (22.12.1858–29.11.1924)

Nichts zelebriert sich im Kulturradio so schön wie der lange zurückliegende Todestag eines Dichters oder Komponisten, bilden nachgelassene Werke doch ein abgeschlossenes Sammelgebiet, vergleichbar etwa mit DDR-Briefmarken, das sich zu einer handlichen Sendeabraumhalde zusammendisponieren lässt. Der große italienische Komponist Giacomo Puccini fragte am 29. November 1924 auf dem Totenbett seine Gattin Elvira: »Wird man meiner in hundert Jahren noch gedenken?« – »Aber ganz sicher, mein Herz, wenn sie noch Zeit übrig haben im großen Kafka-Jahr 2024.« Der Hustenanfall, der Puccini daraufhin dahinraffte, wurde in der Literatur milde auf seine Zigarrenleidenschaft zurückgeführt, und Elvira Puccini behielt Recht. Kafka wurde von den Kulturradios bereits im Sommer abschließend nekrojubiliert, so dass im Herbst noch Zeit bleibt für viel Puccini-Gedenkhören. In dieser Woche: »Die lange Nacht des Giacomo Puccini« von Jürgen König (Sa., 0.05 Uhr, DLF Kultur; 23.05 Uhr, DLF); »Tosca«, aufgenommen im Mai in der Bayerischen Staatsoper (Sa., 20.03 Uhr, NDR Kultur, HR 2 Kultur, Radio 3, SR 2, SWR Kultur, WDR 3);  »Turandot« in italienischer Sprache, Wiener Staatsoper, Dezember 2023 (Sa., 20.03 Uhr, BR Klassik); »Drei Rätsel und viele Fragen«, die Professor Stegemann stellt in den »Interpretationen« über die gerade genannte letzte Oper des Maestro (So., 15.05 Uhr, DLF Kultur); und »Messa di Gloria«, die Stuttgarter Philharmoniker mit der lange verschollenen einzigen Messe Puccinis (SWR 2 2024, So., 17.05 Uhr, NDR Kultur).

Sonst haben wir im Radio »Die alte Frau« von Daniil Charms, seine lange versteckte und einzige längere Geschichte als Hörspiel (SFB, SDR 1991, Di., 20.10 Uhr, DLF), und einige Premieren. Zunächst »Angesichts des Nichts«, Bremer Stadtmusikanten für Erwachsene von Diana Näcke, Christina Runge und Masha Qrella (DLF Kultur 2024, Ursendung, Mi., 22.03 Uhr). Dazwischen ein »›Zeitfragen‹-Feature« über ein möglicherweise bevorstehendes Massenaussterben mit uns als Dinos,  »Greenhouse Extinction« (Do., 19.30 Uhr, DLF Kultur). Am Freitag wird im »Bayern 2-Salon« eine 360-Grad-Raumbumsproduktion gespielt, »Blocked Under Ground« von Regine Elbers, eine Neufassung von »Danger« (Richard Hughes, BBC), dem weltältesten Radiodrama überhaupt, das selbstredend auch verloren ging (BR 2024, nach 20.03 Uhr).

Auf komische und frühe Vögel wartet am Samstag morgen »Eine Berlinerin vom Kohlenpott«, Claire Waldoff, und schmeißt mit Lehm (RIAS Berlin 1984, 5.05 Uhr, DLF Kultur). Nächste Ursendung: »Der Mann, der Hunde liebte (1/3)« nach dem Roman des Kubaners Leonardo Padura, inszeniert von Mark Ginzler (SWR 2024, Sa., 19.04 Uhr, SWR Kultur). Wenn Sie Trotzki und/oder seinem Mörder lieber aus dem Weg gehen wollen, besuchen Sie doch die Gala »Ich bin ein Solitär« im Kurhaus in Hall in Tirol, wo im Mai vor hundert Jahren Otto Grünmandel geboren wurde. Ihm warten auf: Josef Hader, Thomas Maurer, Gerhard Polt und Andreas Vitásek (Sa., 19.05 Uhr, So., 21.30 Uhr, Ö 1). Vier lange Folgen hat Orwells »1984«, die erste läuft am Sonntag abend (BR, DLF Kultur 2021, 18.30 Uhr, DLF Kultur). Nur zwei, aber auch lange, das neue Kriminalhörspiel »Von hier bis zum Anfang« nach dem Bestseller von Chris Whita­ker: Kalifornische Kleinstadtspießer machen Kleinstadtspießersachen, und dann stirbt einer (DLF Kultur 2024, Ursendung, Mo., 22.03 Uhr). So ist das mit Krimiopfern und mit großen italienischen Komponisten, irgendwann sind sie tot. Cent’anni, Giacomo morto!

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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