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Aus: Ausgabe vom 19.11.2024, Seite 1 / Ausland
G20-Gipfel

Industriestaaten tagen in Rio

Beim Treffen der G20 in Brasilien sollen der Hunger und das Klima im Zentrum stehen
Von Jörg Tiedjen
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Elefantenrunde am Zuckerhut: Auch in Rio soll es um das Weltklima gehen (18.11.2024)

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist am Montag zum Treffen der G20 im brasilianischen Rio de Janeiro eingetroffen. Auf dem zweitägigen Gipfel wollen die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer sowie Vertreter der EU und der Afrikanischen Union unter anderem über den Kampf gegen Hunger und Armut sowie über Wege zu einer globalen Energiewende beraten.

Zur Eröffnung des Gipfels am Montag wollte Brasiliens Staatsoberhaupt Luiz Inácio Lula da Silva laut AFP eine »Globale Allianz gegen Hunger und Armut« ins Leben rufen. Brasilien setzt sich überdies für eine höhere steuerliche Belastung von Superreichen und die Einführung einer globalen Vermögenssteuer ein. Zudem sollen die Länder des globalen Südens im internationalen Machtgefüge mehr Gewicht bekommen.

Eines der weiteren großen Themen in Brasilien soll die Klimakrise sein. Die führenden Industriestaaten stehen unter Druck, da die Verhandlungen auf der parallel stattfindenden UN-Klimakonferenz in Aserbaidschan bisher nur stockend verlaufen. Vor allem mit Blick auf die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen im globalen Süden hatte UN-Generalsekretär António Guterres von den G20 »Führungsstärke« verlangt.

Die Klimakonferenz COP29 ist am Montag in ihre entscheidende zweite Woche gegangen. Guterres, der selbst nach Rio reisen wollte, hatte sich besorgt über den Stand der Verhandlungen in Baku geäußert. Doch »Scheitern ist keine Option«, betonte er zugleich.

Weitere Programmpunkte dürften von geopolitischen Fragen bestimmt sein, wenn diese nicht sogar ins Zentrum des Treffens rücken. So wollten Deutschland und andere Staaten den Krieg in der Ukraine auf die Tagesordnung der G20 setzen. Hinzu käme die Lage im Nahen Osten mit dem Gazakrieg und den Kämpfen zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon.

Russland ist nach wie vor Mitglied der G20, wird aber in Rio nicht durch Staatschef Wladimir Putin vertreten sein, für den ein internationaler Haftbefehl gilt. Statt dessen wurde Außenminister Sergej Lawrow am Zuckerhut erwartet.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (19. November 2024 um 11:44 Uhr)
    Dilettantismus im deutschen Wahlkampf auf internationaler Bühne. Der Tag des G20-Gipfels begann mit einem Paukenschlag: Bundeskanzler Olaf Scholz trifft den chinesischen Präsidenten Xi Jinping zu einem bilateralen Gespräch. Zwar dürften Einzelheiten aus diesem Austausch nicht bekannt werden, doch die Bundesregierung plant, zahlreiche ungelöste Themen auf den Tisch zu bringen. Damit hinterlässt Scholz beim Gipfeltreffen in der brasilianischen Metropole keinen Zweifel daran, wie er sich außenpolitisch im Wahlkampf positionieren möchte: als Friedenskanzler. Ein völlig anderes Bild zeigt sich bei den Grünen, die außenpolitisch einen deutlich härteren Kurs gegenüber China und Russland vertreten als die SPD. Außenministerin Annalena Baerbock nutzte das EU-Außenministertreffen am Montag, um Konsequenzen für China zu fordern. Beijing werde verdächtigt, Russland mit Drohnen zu unterstützen. Zusätzlich appellierte Baerbock – mit Blick auf das Telefonat des Kanzlers mit dem russischen Präsidenten – an Europa, seine Anstrengungen gegen Russland weiter zu verstärken. Baerbock brachte damit Unruhe in die diplomatische Linie des Kanzlers, noch bevor der G20-Gipfel richtig begonnen hatte. Als eigentlich oberster Verantwortlicher der deutschen Außenpolitik wurde Scholz von diesem Vorstoß sichtlich überrascht. Ob Baerbocks Vorgehen im Vorfeld abgestimmt war, bleibt fraglich. Eines jedoch ist klar: Die Grünen-Politikerin stellte den Kanzler öffentlich bloß.

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