Häuser und Zelte im Visier
Von Gerrit HoekmanBei israelischen Luftangriffen auf die libanesische Hauptstadt Beirut ist am Sonntag der Sprecher der Hisbollah, Mohammed Afif, getötet worden. Das teilte die Miliz laut AFP mit. Insgesamt starben bei dem Bombardement mindestens sechs Menschen. Die israelische Armee sprach von einem »präzisen Angriff« auf den Sprecher, der »direkt an den terroristischen Aktivitäten der Hisbollah gegen den Staat Israel beteiligt« gewesen sei. Elf Tote waren außerdem in der südlibanesischen Hafenstadt Sur (Tyros) zu beklagen.
Am Sonnabend waren im Libanon erneut »Blauhelmsoldaten« der UN-Friedenstruppe UNIFIL unter Beschuss geraten. Etwa 40mal hätten »wahrscheinlich nichtstaatliche Akteure« auf eine Patrouille gefeuert. Es habe aber keine Verletzten gegeben, berichteten die Vereinten Nationen. Die libanesische Armee, die sich bis jetzt aus dem Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah heraushält, verlor nach eigenen Angaben einen Soldaten, als Israel eine Militärstellung beschoss.
Laut libanesischen Medienberichten hat die Hisbollah am Wochenende verhalten positiv auf einen US-amerikanischen Vermittlungsvorschlag reagiert. Er sei eine Basis für Verhandlungen, mehr aber nicht. Die Miliz habe ihre Antwort an das Büro von Parlamentspräsident Nabih Berri übermittelt, dem Chef der schiitischen Amal-Partei. Von dort sei das Schriftstück in die US-Botschaft gelangt. Dem Vorschlag zufolge sollen zunächst 60 Tage lang die Waffen schweigen. In dieser Zeit müsste sich Israel aus dem Libanon zurückziehen. Die libanesische Armee übernimmt als Puffer den Platz der Hisbollah an der Grenze zu Israel.
»Libanons Antwort auf das US-Papier war positiv, aber einige Punkte erfordern eine Diskussion«, zitierte die libanesische Nachrichtenagentur NNA aus einem Interview des libanesischen Ministerpräsidenten Nadschib Mikati mit Al-Arabi TV. Er hoffe auf einen schnellen Waffenstillstand. Mehrere Nachrichtenagenturen meldeten, der US-Gesandte Amos Hochstein werde noch in dieser Woche in den Libanon reisen. Sollte Israel allerdings an seiner Forderung nach einer totalen Entwaffnung der Hisbollah festhalten, dürften die Verhandlungen schnell zum Scheitern verurteilt sein. Es ist nicht unbedingt zu erwarten, dass die Hisbollah darauf eingehen wird.
Auch in Gaza gingen die israelischen Angriffe am Wochenende weiter. Bei einer Attacke auf ein Wohnhaus in Beit Lahia am Sonntag im Norden des Küstenstreifens wurden nach palästinensischen Angaben mindestens 50 Menschen getötet. Ein Drittel der Toten soll demnach minderjährig gewesen sein. In dem fünfstöckigen Gebäude hatten laut der palästinensischen Nachrichtenseite Maan vor allem Vertriebene Schutz gesucht. Das Medienbüro der von der Hamas geleiteten Regierung in Gaza sprach am Sonntag von insgesamt acht Familien, die sich zum Zeitpunkt des Angriffs dort aufgehalten hätten. Aufgrund der israelischen Belagerung des nördlichen Gazastreifens könnten die Rettungskräfte möglicherweise noch lebenden Verschütteten nicht zur Hilfe eilen, so der Sprecher des Zivilschutzes in Gaza, Mahmud Basal.
Ebenfalls am Sonntag starben in den Flüchtlingslagern Nuseirat und Bureidsch im Zentrum des Gazastreifens mindestens 17 Menschen. Am Sonnabend griff Israel die von der UNO unterhaltene Schule Abu Assi im Flüchtlingslager Schati an. Dabei starben zehn Menschen, darunter Frauen und Kinder, berichtete der TV-Sender Al-Dschasira. In Rafah habe es fünf Tote gegeben. Israel rechtfertigt seine Bombardements mit der unbewiesenen Behauptung, Kämpfer der Hamas versteckten sich unter den Zivilisten. Am frühen Montag morgen vermutete Israel die Kämpfer angeblich auch in einem Zelt in Khan Junis, in dem sich palästinensische Kriegsflüchtlinge aufhielten. Bei dem Angriff verloren ein Elternpaar und zwei ihrer Kinder das Leben, meldete die amtliche palästinensische Nachrichtenagentur WAFA. Eine Tochter wurde schwer verletzt. Bei Kämpfen in Beit Lahia sind laut dem israelischen Militär auch drei Soldaten gefallen. Laut der Onlinezeitung Times of Israel ist einer von ihnen ein Neffe von General Gadi Eisenkot.
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