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Aus: Ausgabe vom 19.11.2024, Seite 16 / Sport
Tennis

Wie es kommen musste

Am Sonntag gewann in Turin der Weltranglistenerste Jannik Sinner die ATP Finals
Von Peer Schmitt
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Sanftes Piemonteser Prickeln: Jannik Sinner feiert standesgemäß mit Sekt auf dem Court in Turin

Im vorigen Jahr scheiterte Jannik Sinner im Finale des Jahresendturniers der ATP in Turin noch an Novak Đoković. Der fertigte Sinner damals glatt 6:3, 6:3 ab und gewann seinen insgesamt siebten Titel bei den ATP Finals. Auch in dieser ewigen Rangliste der Allerbesten sicherte sich Đoković den ersten Platz vor Roger Federer (sechs Titel), Pete Sampras und Ivan Lendl (jeweils fünf). Mehr konnte er nicht erreichen. Und obwohl für die diesjährige Ausgabe als Nummer sieben im Ranking knapp qualifiziert, sagte Đoković vor gut zwei Wochen im Umfeld des ATP 250ers in seiner Heimatstadt Belgrad Teilnahme und Titelverteidigung ab.

Es gab für den 37jährigen Đoković 2024 auf der ATP Tour nichts Relevantes mehr zu gewinnen, und er gewann tatsächlich auch nichts. Sein einziger Turniererfolg in diesem Jahr war bei den Olympischen Spielen in Paris (die gehen nicht als Profiturnier in die Statistik ein). Olympiagold fehlte ihm noch in seiner unglaublichen Karrierebilanz, das war sein Saisonziel, und er erreichte es. An der ATP Tour war der zumindest statistisch beste Spieler aller Zeiten in diesem Jahr nur mäßig interessiert. Mitte Oktober stand er noch im Finale des Masters 1000 in Shanghai und verlor es beeindruckend chancenlos eben gegen Sinner 6:7, 3:6. Mit diesem Auftritt zur Sponsorenberuhigung war die Saison von Novak Đoković beendet. Die Saison 2023 hatte er noch dominiert. Es scheint fast eine Ewigkeit her zu sein. Denn die Saison 2024 stand von Beginn an ganz im Zeichen der neuen Dominanz von Jannik Sinner.

Es begann mit Sinners Sieg bei den Australian Open im Januar und dem Masters 1000 in Miami im März. Dazwischen lagen allerdings die unrühmlichen positiven Dopingtests Anfang März beim Masters 1000 in Indian Wells, wo er das Halbfinale erreichte. Eine Geschichte, die nach dem Einspruch der Weltantidopingagentur (WADA) beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne gegen das so milde wie diskrete Urteil der privaten Sportgerichtsbarkeit der Firma Sport Resolutions für Sinner freilich noch immer nicht ganz ausgestanden ist.

In Turin kam es, wie es kommen musste. Sinner gewann das Turnier ohne Satzverlust. Im Finale am Sonntag gegen Taylor Fritz wiederholte er mit 6:4, 6:4 exakt das Ergebnis aus seinem Gruppenspiel gegen den US-Amerikaner, das am vergangenen Dienstag stattfand. Sinner und Fritz trafen in diesem Jahr dreimal aufeinander, vor dem Turnier in Turin im Finale der US-Open. In den drei Matches gewann Fritz keinen einzigen Satz.

Auch im Finale von Turin genügte dem Weltranglistenersten ein Break pro Satz gegen seinen Kontrahenten. Bei eigenem Service ließ Sinner wiederum im gesamten Match nur einen einzigen Breakball zu, beim Ausservieren des ersten Satzes bei 5:4. Er wehrte ihn ab, das Schicksal nahm seinen Lauf. Nach 1:24 Stunden verwandelte Sinner seinen ersten Matchball. Als auch in der Gruppenphase unbesiegter Champion sicherte sich der Südtiroler ein Preisgeld von 4,88 Millionen US-Dollar (4,62 Millionen Euro).

Im Halbfinale am Sonnabend hatte sich Fritz knapp 3:6, 6:3, 6:7 (3:7) gegen den neuen Weltranglistenzweiten Alexander Zverev durchgesetzt. Dieser hat das Jahresendturnier selbst schon zweimal in seiner Karriere gewinnen können (2018 und 2021) und blieb in der Gruppenphase ungeschlagen. Viele erwarteten das große Finale Zverev gegen Sinner. Aber Fritz ist für Zverev eine Art Angstgegner. Gegen den Deutschen konnte er nun vier Matches in Folge gewinnen.

Sowohl Fritz und Zverev gehören zu den fleißigsten und beständigsten Spielern dieser Saison. Zverev absolvierte 90 Matches (Bilanz 69/21) und gewann mit den Masters-1000-Turnieren von Rom und Paris zwei große Titel. Er beschwerte sich nicht ganz zu Unrecht über die lange Tennissaison; er habe in diesem Jahr »keine drei Tage am Stück zu Hause verbracht«.

Zum Vergleich: Sinner spielte 2024 bisher 75 Matches (69/6) und gewann acht Titel (Australian Open, US Open, ATP Finals, Shanghai, Cincinnati, Miami, Halle, Rotterdam) auf allen Belägen (Hartplatz, Hallenbelag, Rasen) mit der signifikanten Ausnahme Sand.

Sinners größter Rivale, was seine Generation betrifft, Carlos Alcaraz war in der Woche von Turin von einer Erkältung gehandicapt und kam nicht über die Gruppenphase hinaus. Alcaraz spielte in diesem Jahr bisher 66 Matches (53/13) bei vier Titeln (Wimble­don, French Open, Indian Wells, Beijing). Für Alcaraz gilt es aber ab Dienstag bei der Davis-Cup-Endrunde in Malaga zusammen mit dem spanischen Team den Abschiedsauftritt von Rafael Nadal zu zelebrieren. Im Viertelfinale trifft Spanien da mit oder ohne Nadal auf die Niederlande.

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