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Aus: Ausgabe vom 20.11.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Nicaragua

Neuer Anlauf für Kanalbau

Nicaragua: Präsident Ortega präsentiert auf chinesisch-lateinamerikanischem Wirtschaftsgipfel neues Konzept für Atlantik-Pazifik-Verbindung
Von Volker Hermsdorf
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»Der neue Kanal wird kürzer sein, aber breit und tief genug für große Schiffe«

Der chinesisch-lateinamerikanische Wirtschaftsgipfel in Managua überraschte. Bevor das Treffen regionaler Unternehmensvertreter mit chinesischen Partnern am Dienstag endete, hatte Nicaraguas Präsident Daniel Ortega eine Karte zum Bau eines 445 Kilometer langen Kanals zwischen Atlantik und Pazifik präsentiert. Erst im Mai hatte die Nationalversammlung der für den Bau verantwortlichen HKND Group mit Sitz in Hongkong die Konzession entzogen. Zugleich veränderte das Parlament des Landes aber die rechtlichen Rahmenbedingungen für den großen interozeanischen Kanal – und das stolze zehn Jahre nach dem ersten Spatenstich. Gegner des Projekts hatten seit Jahren aus unterschiedlichen Gründen dagegen protestiert, westliche Medien das Vorhaben längst abgeschrieben.

Das von Ortega vorgestellte Konzept weicht nun von diesen früheren Plänen ab. Sie hatten unter anderem die Nutzung des Grenzflusses Río San Juan oder des 8.265 Quadratkilometer großen Lago de Nicaragua vorgesehen. Die neue Route aber soll im Hafen von Corinto am Pazifik beginnen, sich bis zum Xolotlán-See bei Managua erstrecken, das zentrale Landesinnere durchqueren und an der Karibikküste enden. Der Plan umfasst vier Segmente sowie den Bau eines Tiefwasserhafens in der 370 Kilometer südöstlich von Managua gelegenen Stadt Bluefields.

Der Vertrag für den Bau dieses Hafens wurde am Montag zwischen dem Unternehmen China CAMC Engineering und dem nicaraguanischen Ministerium für Verkehr und Infrastruktur unterzeichnet. »Der neue Kanal wird kürzer sein, aber breit und tief genug für große Schiffe«, erklärte Ortega. Mit einer Länge von 445 Kilometern werde er nicht nur die Infrastruktur stärken, sondern auch ein »Symbol der Souveränität und ein Motor für die Entwicklung Lateinamerikas« sein. Angesichts zunehmender Probleme des Panamakanals unterstrich der Staatschef die strategische Bedeutung einer Route durch Nicaragua, die er als »effiziente Alternative« bezeichnete . »Der Panamakanal hat Probleme mit dem Wasser, mit der Fließfähigkeit, zu geringer Kapazität und mangelnder Effizienz. Schiffe müssen Tage oder Wochen warten, was die Kosten erhöht«, so Ortega.

Bereits im Juni hatten China und Nicaragua eine neue Seehandelsroute zwischen den Häfen Tianjin und Corinto eröffnet. Damit habe das mittelamerikanische Land sich in Beijings Ini­tiative »Neue Seidenstraße« eingefügt, erklärte Laureano Ortega Murillo, Handelsberater des Präsidenten. Im Interview mit der Global Times wies er am Freitag auf gemeinsame Projekte für Solar-, Wind- und Wasserkraftwerke sowie den Bau des neuen internationalen Flughafens Punta Huete mit chinesischer Unterstützung hin. Erste Baumaschinen dafür waren Anfang August aus Tianjin über die neue Schiffsroute in Corinto angeliefert worden, dem neuen Ausgangspunkt des Kanalprojekts.

Der Kanalbau ist ein weiterer Baustein in Chinas globaler Strategie, sich als wirtschaftliche und politische Macht in Südamerika zu positionieren. Durch den Kanal könnten in Verbindung mit dem Hafen in Bluefields und dem am Donnerstag von Präsident Xi Jinping im peruanischen Chancay eingeweihten Tiefseehafen künftig große Teile des Handels zwischen Lateinamerika und Asien durch die Volksrepublik kontrolliert werden. Transportwege zwischen Atlantikanrainern und deren Partnern in Asien lassen sich so erheblich verkürzen. Für Ortega ist das Kanalprojekt »ein Beitrag zum Nutzen der Völker, des internationalen Handels und des Wirtschaftswachstums«, erklärte er.

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