Einmal wie Messi
Von André DahlmeyerEinen wunderschönen guten Morgen! Sozusagen übermorgen findet die Fußball-WM in Kanada, Mexiko und den Vereinigten Staaten statt. Während sich die Europäer mit ihren Nations-League-Trainingsspielchen bei Laune halten, sind im Rest der Welt quasi die Hälfte der WM-Qualifikationsspiele bereits absolviert worden. Am 23. FIFA World Cup nehmen erstmals 48 Nationen teil, jeder will nicht nur dabei sein, sondern am 19. Juli 2026 im MetLife Stadium von East Rutherford auch freudetrunken den WM-Pokal in den Nachthimmel recken – einmal sein wie Messi, Maradona, Beckenbauer oder Pelé.
Das Footballstadion im Bundesstaat New Jersey, dessen Neubau 1,6 Milliarden US-Dollar verschlang, ist nach dem AT & T Stadium der Dallas Cowboys die zweitgrößte Spielstätte der National Football League (NFL) und wird bei der WM Platz für 90.000 Zuschauer bieten. Der 1971 von dem italienischen Bildhauer Silvio Gazzaniga entworfene WM-Pokal, 1973 von der Mailänder Gold- und Silberschmiedewerkstatt GDE S. r. l. (Bertoni Milano) hergestellt, hatte damals knapp 5.000 US-Dollar Materialwert. Da der Goldpreis seitdem beträchtlich gestiegen ist, beträgt er aktuell circa 293.000 Euro. Kann man schon mal klauen und einschmelzen.
Drei Starttickets sind für die Gastgeber reserviert, 43 werden in der WM-Quali (Eliminatorias) ausgespielt, die verbleibenden zwei in interkontinentalen Playoffs. Die UEFA trägt als einzige Föderation erst ab März ihre Qualispiele aus. Dann heißt es wieder Schwergewichte wie die Färöer Inseln, San Marino oder Liechtenstein zu vernaschen. Spannend geht anders, aber erklär das mal einem FIFA/UEFA-Bonzen. Ausgekickt respektive gekungelt werden auf dem Alten Kontinent 16 Tickets.
Ähnlich wie beim südamerikanischen Verband Conmebol, dessen Eliminatorias schon 2023 starteten und zu 60 Prozent durch sind, verhält es sich mit der Quali in Afrika und Asien, wo neun bzw. acht Tickets ermittelt werden, nebst einem Passierschein für die Playoffs pro Föderation. In Asien läuft die dritte Etappe der Quali. Es sieht gut aus für Japan, den Iran und Südkorea. In der zweiten Etappe blieben Länder wie Bangladesch (hat die meisten Argentinien-Fans weltweit) und Syrien mit seinen eingebürgerten Argentiniern (Ezequiel Ham/Independiente Rivadavia, Jalil Elías/Vélez Sarsfield, Ibrahim Hesar/Ex-Belgrano de Córdoba, spielt im Irak) auf der Strecke. Japan führt seine Gruppe nach einem 4:0 gegen Indonesien (15. November) mit sieben Punkten Vorsprung vor Australien, Saudi-Arabien und China an. Südkorea gewann vorigen Donnerstag in Kuwait mit 3:1 und hat fünf Punkte Vorsprung vor Jordanien und dem Irak. Die dritte Gruppe führt der Iran (13) vor Usbekistan (zehn) an. Schlusslicht ist mit zwei Punkten Nordkorea, das aus »Sicherheitsgründen« in Laos spielt. Katar (sieben) gewann am Donnerstag gegen die Usbeken mit einem Treffer in der zwölften Minute der Nachspielzeit mit 3:2.
In Afrika konkurrieren 53 Länder in neun Gruppen, die Sieger fahren zur WM – simpel. Größte Überraschung ist der Fehlstart Nigerias (drei Remis, eine Niederlage) in einer Gruppe mit Ruanda, Südafrika und Benin (alle sieben Punkte). Besser machen es die Komoren (850.000 Einwohner, FIFA-Ranking: 130), die ihre Gruppe punktgleich vor Ghana anführen. Neben den üblichen Verdächtigen konnten bislang vor allem der Sudan, Gabun und Mosambik überzeugen.
Bei der Concacaf (Zentral- und Nordamerika plus Karibik) träumen alle, denn die Besten sind als Gastgeber qualifiziert. Ozeanien? Kriegt erstmals ein Direktmandat (acht Teilnehmer). Auf gutem Weg befinden sich Neuseeland und Neukaledonien. In Südamerika strauchelten Brasilien (1:1 in Venezuela), Weltmeister Argentinien (1:2 in Paraguay, dritte Niederlage, Di María ist unersetzbar) und Kolumbien (2:3 bei Bielsas Uruguay), ansonsten verläuft alles nach Plan. Der große Verlierer heißt Chile, Venezuela wird sich erstmals über die Playoffs für eine WM qualifizieren. Ausgerechnet in den USA.
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vom 20.11.2024