Von Skandinavien lernen
Von Michael PolsterDie skandinavischen Länder gehen in Europa in Sachen Schulverpflegung mit gutem Beispiel voran. Finnland war der erste Staat auf dem europäischen Kontinent, der ein kostenfreies warmes Mittagsessen für alle Schulkinder schon im Jahre 1943 gesetzlich fixierte und in dem die Kommunen ab 1948 allen Schülern der damaligen Volksschule unentgeltliche Schulverpflegung bereitstellen mussten. Seit 1988 ist die Schulverpflegung auch in Gymnasien kostenlos. Für Schulen, Cateringdienstleister, Kommunen und andere Bildungsträger besteht eine gesetzlich geregelte Anleitung zur Umsetzung und Entwicklung einer regelgerechten Schulverpflegung. Die kostenfreie Schulspeisung ist integraler Bestandteil des Rahmenlehrplans. Die Vorgabe enthält praktische Definitionen, Anleitungen und Beispiele zu Arrangements, Zeitplanung, Speisenauswahl und Ort der Schulverpflegung sowie zur Evaluierung der Beteiligung und der Qualität von Essen und Umfeld der Schulverpflegung. Nicht zuletzt spielt dabei die Ernährungsbildung und die Zusammenarbeit von Schule und Elternhaus eine Rolle. Eine gelungene Schulverpflegung sei eine gemeinsame Angelegenheit.
Auch in Schweden sieht das Schulgesetz vor, dass jedes Kind ein kostenloses Mittagessen bekommt. Es wurde in ersten Gemeinden ab Mitte der 1940er Jahre eingeführt. In den Städten sind die Mitarbeiter der Schulkantinen direkt von den Schulen angestellt. Das kostenlose Mittagessen wird aus Steuergeldern finanziert, und in der öffentlichen Wahrnehmung gilt die Schule als Arbeitsplatz. Der Schulleiter ist dafür verantwortlich, dass die allgemeinen Ratschläge des Gesundheitsamtes für die Schulverpflegung befolgt werden. Lösungen können unterschiedlich aussehen, da für Schulen und Schulrestaurants unterschiedliche Bedingungen gelten. Generell trifft aber zu, dass alle Schüler ein Schulessen bekommen, um den Schultag zu bewältigen. In Schweden gibt die Kommune allgemeine Richtlinien für das Schulessen vor. Die konkrete Umsetzung, also die Bereitstellung der Verpflegung, liegt aber in der Hand der jeweiligen Schule. Damit das funktioniert, sind etwa 650 Mitarbeiter in Stockholm im Bereich Schulverpflegung und direkt bei den Schulen angestellt. Nur so können die 100.000 Schüler täglich mit warmen Mittagsmahlzeiten versorgt werden.
Einer Studie der Universität Lund zufolge heben kostenfreie und hochwertige Mittagessen in der Schule das Lebensniveau. Kinder beiderlei Geschlechts, die während der gesamten neunjährigen Schulpflicht ein Gratisessen erhielten, wurden demnach im Schnitt einen Zentimeter größer und begannen öfter ein Studium als diejenigen, die keinen Zugang zu kostenlosen Mahlzeiten hatten. Und: Ihr Einkommen war im Laufe ihres Lebens höher.
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