Monat des Tages: November
Von Felix BartelsWer glaubt, nicht hassen zu können, ist dem November nie begegnet. Dieser unerfreulichste aller Monde macht den Rest des Jahres nachgerade schön. Wissenschaft und Religion sind sich einig hier, doch eventuell steckt in meiner Abneigung ein winziger persönlicher Anteil. Eine Zeitlang musste ich im Odenwald leben, der November dauert dort von August bis April. Wie in Norwegen, nur ohne Fjorde.
Die Zeitungen von heute melden den Wintereinbruch. Winter indessen, das ist klirrende Kälte, ist Schnee, ist Klarheit. Was im November vom Himmel fällt, kann man nicht Schnee nennen noch Regen, es müsste Schneegen heißen. Das Auge nämlich misst mit. Unzählige Farbtöne hat dieser Monat, sämtliche Varianten von Grau. Im Sommer schwitzt man, doch frei von Textil, der November zwingt, sich dick anzuziehen, aber kalt genug dafür ist er nicht. Umwickelt verlässt man das Haus und schwitzt dennoch. Der vorletzte Umlauf des Jahres vereint alles Schlechte seiner Kollegen bei vollständiger Abwesenheit alles Guten. Halbdüster dämmert er den ganzen Tag vor sich hin, schon um 9 Uhr morgens ist es 17 Uhr.
Auch der Name: einfach falsch. Der neunte, der eigentlich als elfter kommt. Konnten diese Römer nicht zählen? Und dann kommt noch ein zwölfter. Im Fußball sitzt der zwölfte Mann auf der Tribüne. Wäre der November ein Spieler, wo stünde er dann? Der Dezember jedenfalls im Tor, mit der 1, der Mai spielt als 9, Juli und August Außenstürmer, der April natürlich Libero, und der Juni macht auf der 10 das Spiel, hinter ihm sorgt der Oktober auf der 6 für Stabilität. Der November wechselt sich selbst ein, gibt den zu Recht ausgestorbenen Vorstopper, sinnlos durch die Formationsreihen stapfend. Dessen Aufgabe besteht darin, jedem die Beine zu zertreten, der sich ihm auf einen Meter nähert.
Treten wir zurück, damit er endlich zurücktritt.
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