Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 21.11.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Ohne Zeigefinger

Zu jW vom 16./17.11.: »Ringen um Ausdruck«

Marc Püschel ist ein sehr berührender Artikel über Jakob Böhme gelungen. Das hat viel damit zu tun, dass er seine über die Zeit hinausreichenden Leistungen herausarbeitet, ohne den heute so üblichen Zeigefinger zu erheben, wenn einer auch im Denken seiner Epoche gefangen ist. Und was mir besonders gefällt: Der Artikel sprüht geradezu vor Begeisterung darüber, dass ein einfacher Mensch aus dem Volke zu solchen Leistungen fähig war.

Heutigem Denken ist dagegen weitgehend entfallen, welch große schöpferische Potenzen in den Massen schlummern und wie revolutionär sie sich Bahn brechen können, wenn sie auf günstige Umstände treffen. Für nicht wenige ist es zur Dauerübung geworden, über die tumbe Masse zu spotten, »die sich mit Bild und Glotze regieren lässt«. Jakob Böhmes Leistungen zeigen anschaulich, wie oft in diesem Falle geistige Zwerge über Riesen spotten.

Joachim Seider, Berlin

Lieber selbstbestimmt

Zu jW vom 14.11.: »Einsatz, Operation oder Krieg?«

Top! Der Auszug beweist, dass es sich um ein unbedingt lesenswertes Buch handelt. Allein die umfangreiche Aufschlüsselung des Propaganda-Wordings sollte dem oder der durch die Autorin derart kompetent Aufgeklärten sehr helfen, der aus der schieren Masse und ständigen Wiederholung dieser hinterhältigen Praxis resultierenden Hirnwäsche ab dem Zeitpunkt der Rezeption viel besser entgehen zu können. Damit erfüllen dann die Überlegungen und Schlüsse, die die Betroffenen aus den von Medien präsentierten Infos ziehen, überhaupt erst die Grundbedingung dafür, rational sein zu können. Und nicht völlig fremdbestimmt, wie es für die meisten der Leute aktuell zutrifft, die allein dadurch, also durch die tägliche Hirnwäschepraxis der Systemmedien, zu Opfern unseres nur scheindemokratischen, Fake-»Rechtsstaats-«, de facto jedoch tatsächlichen Unrechtsregimes (!) werden.

Norbert Schreiber, München

»Aber nur dystopisch«

Zu jW vom 18.11.: »Brandstifter als Feuerwehr«

»Ohne die Verbindung von Kapitalismus und Fossilismus jedoch wäre die Steigerung der Produktivkräfte durch Beschleunigung ein vergebliches Unterfangen geworden.« (Elmar Altvater, »Das Ende des Kapitalismus, wie wir ihn kennen«, 2005, Seite 78) Die »Handvoll großer Ölfirmen« sind nicht Ursache, sondern Wirkung des fossilistischen Energieregimes des Kapitalismus. Die Anzeichen dafür, dass der Kapitalismus den Übergang von den fossilen Bestandsenergien (die die »Natur« über Jahrmillionen aufgebaut hat) zu solaren Flussenergien (Photovoltaik, Windkraft, Wasserkraft, Biomasse) nicht schafft, mehren sich, siehe Artikel.

Von der Natur der Sache her kann ein globales solares Energieregime nur demokratisch/solidarisch funktionieren und ist somit nicht kapitalismuskompatibel. Ein insulares solares Energieregime ist kapitalistisch durchaus möglich, aber nur dystopisch: Habitable Zonen, ob geographisch privilegiert und/oder technisch resilient gemacht, werden von einer kleinen Schicht Wohlhabender bewohnt, der migrantische Rest draußen gehalten und sich selbst überlassen. »Gated Communities« sind Blaupausen dafür, ebenso die Abschottungspolitik allüberall. Das Kapital bereitet sich eben vor.

Heinrich Hopfmüller, Stadum

»Volle Hose«

Zu jW vom 15.11.: »Achtundachtzigjähriger des Tages: Wolf Biermann«

Ehre, wem Ehre gebührt. Dem Biermann? Felix Bartels schreibt in seiner Kolumne über Biermann: »Aus Mut gegen oben wurde Wut gegen unten.« Der »Mut gegen oben« sieht aber doch etwas kläglich aus, wenn man weiß (und das weiß sogar Wikipedia), dass Margot Honecker (geb. Feist) nach 1940 als 13jähriges Mädchen, weil ihr Vater im KZ und ihre Mutter gestorben war, einige Zeit in Hamburg mit der Familie von Wolf Biermann lebte.

Wolf Biermann war Margot Honeckers Ziehbruder. Das war dann auch, als Honecker Generalsekretär und Staatsratsvorsitzender wurde, Biermanns Freibrief. Dass sich das Ehepaar Honecker später des für sie lästigen Krakeelers entledigte, na ja. Biermann jedenfalls ist sich treu geblieben.

Peter Hacks schreibt an einen Biermann-Freund am 1. Juni 1977: »Die Albernheiten unserer Gesellschaft sind jedermann bekannt; es gehört weder Verstand noch Mut dazu, sie auszusprechen. Der Sozialismus muss verbessert werden; es ist ein Gemeinplatz. Biermann aber hat den erklärten Zweck, den Sozialismus in einer solchen Weise zu ändern, dass er aufhören würde, Sozialismus zu sein.«

Der Volksmund sagt, mit vollen Hosen ist gut stinken. Hat das mit alledem zu tun? Irgendwie schon.

H. Braun, per E-Mail

»Wenig bis keinen Nutzen«

Zu jW vom 15.11.: »Es geht an die Substanz«

Lieber Gert Hautsch, vielen Dank für den interessanten Artikel. Auch ich finde, dass es starke öffentlich-rechtliche Medien braucht und möchte nicht, dass sie nun auch in Deutschland geschwächt werden. Allerdings sehe ich durchaus Doppelstrukturen und Ineffizienzen, die abgebaut werden sollten. Dass Minibundesländer wie das Saarland oder Bremen eigene Rundfunkanstalten mit fürstlich bezahlten Intendanten benötigen, kann man keinem Beitragszahler erklären. Bei jeder Wahl ärgere ich mich darüber, dass ARD und ZDF um 18 Uhr separate Prognosen herausgeben, die sich um 0,5 bis 1 Prozent unterscheiden, und hierfür jeweils mit großem Aufwand Tausende Bürger befragen. Eine Prognose würde es doch auch tun, zumal wenige Stunden später sowieso das Endergebnis vorliegt. Und warum ARD und ZDF separate Wetterstudios brauchen, konnte mir auch noch niemand erklären. Vielleicht gibt es ja doch noch ein drittes, ehrenwertes Motiv für das aktuelle Handeln der Politik: den Abbau solcher Strukturen, die wenig bis keinen Nutzen haben und viele Bürger ärgern.

Florian Liese, München

Heutigem Denken ist dagegen weitgehend entfallen, welch große schöpferische Potenzen in den Massen schlummern und wie revolutionär sie sich Bahn brechen können, wenn sie auf günstige Umstände treffen.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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